Ich meine, was ist schon guter Sex und wann ist er schlecht. Sofern man sich nicht schwallartig Erbrechen muss, sobald man den Anderen sieht und berührt, ist es wohl möglich aufeinander herumzuhoppeln. Technisch gesehen kann man also sagen, dass wenn das Ziel der Befriedigung erreicht worden ist, das Ganze dann gut ist. Oder? Ja, für den ein oder anderen Menschen mag das stimmen. Ein Hoch auf den Reiz von körperlichen Attributen. Und wenn diese Menschen die Heizung voll aufdrehen, hat es sogar etwas Warmes. Aber wirklich guter Sex hat rein gar nichts mit Sex zu tun. Auch nichts mit der Umgebungswärme, einer Technik oder dem Ziel der Befriedigung im Sinne des Orgasmus. Guter Sex entsteht in den Gedanken und endet dort, wie wir einem Menschen begegnen und wie wir ihn behandeln. Guter Sex beginnt mit dem offenlegen tiefer Gefühle und dem Teilen von Ängsten. Sich jemandem zu öffnen bedeutet nicht, die Hose auszuziehen und die Beine breit zu machen. Es bedeutet gemeinsam zu lachen und zu weinen. Es bedeutet den anderen Menschen so anzunehmen, wie er ist, es bedeutet zuzuhören und ehrlich zu sein. Es bedeutet die Dinge zu lieben, bei denen alle Anderen die Hände über’m Kopf zusammenschlagen. Und auch das zu respektieren, was wir nicht gut finden. Vertrauen darin zu haben, dass es unerheblich ist, ob wir müde sind, krank oder der Raum zu kalt ist. Es bedeutet sich so nahe zu sein, dass es heiß wird, ohne sich gegenseitig zu berühren. Guter Sex beginnt nicht bei einem geilen Arsch, dem jeder hinterherglotzt. Und Liebe auch nicht.
Guter Sex beginnt in den Abgründen, die niemand sehen will.
