Sinnlos ziellos…

Ich will betrunken lachen, Fehler machen, durch Welten stolpern, von Klippen springen und mich fangen. Wein und Freiheit soll mein Nachttrunk sein. Im Wohnwagen fahren, den Kopf aus dem Fenster halten, Wind und Regen soll mich erwachen. Keine Schilder will ich sehen, kein Erinnerungsbild soll mich begleiten. Die Farbe ist noch nass, doch bin ich längst weg, weiter dem Horizont entgegen, ihn Strecken und immer wieder verlieren. Weder hier noch dort ist mein Ziel, Reichtum, Menschen, zuhause, all das brauche ich nicht. Nichtmal die Straßen, nein auch keine Küsten, nichtmal die wärmsten Wüsten sollen mein Zuhause sein. Mein Freund ist die Feder, meine Seele Papier, mein fahrendes Haus, nur ein Tropfen meiner selbst. Singend entgleiten, nein zu allem, sinnlos Leben, nutzlos meine Spuren legen, sie verwischen, und sie wieder leben lassen. Kein Plan soll mich fesseln, kein denken verrenken, schenk ich mir nur die Freiheit zu schreien, zu heulen wie’s mir beliebt, und ist alles egal schenk ich mir bei Gelegenheit einfach die Welt. Belangloses Reisen, in Männern vergreifen, Frauen verführen, und dann doch nur die kurzen Fesseln lösen. Ihr seid die Illusion, seht sie um euch, ich bin das Nichts, das eine, das da war, und dann wieder Nichts. In meinem Wagen, betrunken und schön, durch Tausende Welten lachen, Strahlen, heulen, ficken. Kein Held will ich sein, nur ganz ohne Sinn. Ohne Weg, ohne Ziel, irgendwann ankommen im festen Zuhause, nein, in meiner Heimat, der ganzen verfluchten Welt.

7 Kommentare

  1. Was für ein toller Text!! Mein Nomadenherz schlägt höher und höher. Lasst uns flüchten vor dem was nicht gefällt, abwerfen, was bedrückt, lass uns Märchen erfinden gegen die reale Welt, lass uns Theorien erfinden, die nur für einen selbst stimmig sind … Nomade werden heißt zu sagen: meine Sonne dreht sich anders. Ach ja, diesen Satz habe ich gerne: wenn alle Schizos zusammenhalten haben die Architekten keine Macht mehr. Schön sind Deine Worte, der ganze Text ist wie eine Melodie – ein Gesang zum Untergang zum Neuanfang.

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    1. Danke 🙂
      Freut mich, dass er Dir gefällt.
      Besonders, weil das ein Text ist, der nun wirklich, wirklich, wirklich von Herzen kommt. In irgendeiner Kammer steckt in mir ja auch ein Nomade. Jeden Abend sage ich mir: Morgen schmeißt du den Ausweis weg und sagt der Gesellschaft Lebe wohl. 🙂
      Und dann siegt die Vernunft. ^^

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  2. Sinnlos. Ziellos. Kenne ich.

    Es gibt eine schöne Geschichte aus dem Indischen. Ein Kind beobachtete die Holzfäller, die viele Bäume fällten, bis nur noch ein Baum übrig blieb.

    Auf die Frage, warum dieser Baum nicht gefällt wurde, antwortete der Vorarbeiter, dass es sinnlos sei, sich überhaupt an den Baum zu wagen, weil jener keine einfache Struktur habe, eigenwillig gewachsen, so wie ein Baum nicht wachsen dürfe, sehr in sich verschlungen und sicherlich nutzlos, weil er wahrscheinlich nicht einmal brennen würde.

    Nicht zu funktionieren soll sehr bedeutungsvoll sein. In diesem Fall hat es das Leben eines Baums gerettet.

    Es ist sinnlos, dem Krieg einen Sinn zu geben. Keinen Weg zu wissen, wenn ein Ziel verhärten würde, ist nicht beschämend.

    Es macht tatsächlich Sinn, eigenwillig zu sein, selbst wenn das Ziel nicht erkennbar ist.

    Wie köstlich, einfach nutzlos zu sein.

    Es können nur Freunde sein, die Dich lieben.

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    1. Das sind wahre Worte, danke für die kleine Geschichte.
      Ja, bei mir sind es tatsächlich Freunde, die bleiben. Alle anderen rennen doch gern schnell weg. 🙂
      Aber das ist wohl ein Vorteil! 🙂

      Liebe Grüße

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  3. Ohne Weg, ohne Ziel… das trifft es ganz gut. Früher sagte man im Deutschen: etwas hat Sinn oder etwas hat keinen Sinn. Jetzt heißt es: Etwas macht Sinn. Die Sprachwächter finden diese Übernahme aus dem Englischen unnötig, aber das Bild, das dahinter steht, ist gut: Sinn wird gemacht, Sinn ist nicht schon da. Wer Sinn braucht, muss ihn sich halt machen, wer ohne ihn leben kann: um so besser.

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