Ich bin nur dein Zufluchtsort
Kaum geht’s dir gut, schon bist du fort,
Mit deiner Last bleibe ich zurück,
Doch das kümmert dich kein Stück.
Du wartest nur auf meine drei Worte,
Wenn du sie hörst, schließt du die Pforte,
Die Last erdrückt mich tief im Herzen,
Zurück lässt du mich mit deinen Schmerzen
Und wenn du wieder etwas hast,
Mein Herz ist offen für deine Last,
Bleibe dir immer treu und loyal,
Du mein Lieber, hättest eine Wahl.
Du musst nicht immer wieder gehen,
Auch einmal meine Tränen sehen,
Das nächste Mal kannst du mich fangen,
Ich träume nur…, du wirst nicht bangen.
Nein, ich lebe nur mit deinem Schmerz,
Du willst nur mein gebrochenes Herz,
Glückwunsch Lieber, du hast es geschafft,
Und ich? Ich hab es noch nicht gerafft.
© Amy Herzog
Lyrik 
‚Verzweifelte Unwissenheit‘ – das trifft es ganz genau. Und wenn ich es richtig verstehe, ist es das, was in jedem von beiden tobte. Es ist das Gemeinsame und das, was wohl in jedem der beiden gewesen ist.
Ich wusste es nicht besser. In meiner Familie war Kommunizieren unbekannt. Und wenn, dann auch nicht auf Augenhöhe. Und wenn auf Augenhöhe, wäre immer noch Misstrauen gewesen. Und wäre kein Misstrauen dagewesen, dann das Haben-Wollen – den Menschen, die Nähe, die Liebe, den Sex, das nicht allein-sein-wollen-können, die Macht über den anderen. Verzwickt, ich weiß. Deswegen dauerte es solange, es aufzulösen.
Eines Tages, so wünsche ich mir, wird Friede zwischen uns allen sein. Irgendwie glaube ich an meinen Wunsch.
PS
Weil ich nicht reden konnte, weil jedes Wort der Liebsten wie ein Angriff erschien, floh ich, weit weit weg. Erst als sie schwanger war, spielte meine Moral nicht mehr mit und ich ging wieder zu ihr. Doch ich wusste immer noch nicht, was zu tun ist, um in ein Miteinander zu kommen.
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„Immer wenn du etwas von mir willst,“ schrieb vor dreißig Jahren die Mutter meines Sohnes an die Tür, „bist du freundlich. Aber ich bin nicht dein Kaufhaus.“
Es war hart, aber es war die Wahrheit. Die Liebste rang mit mir, und ich wusste keinen Weg, um ihr nahe zu sein, wenn sie aufbrauste. Sie versuchte verzweifelt mir beizubringen, ehrlich zu sein, verlangte von mir, meine Gefühle zu entdecken, gab mir Hinweise, sie identifizieren zu können und forderte mich auf, mich nicht hinter dem Wörtchen ‚man‘ zu verstecken.
Es war schwer mit mir, aber ich gelangte zu Ich-Aussagen. Alles andere dauerte seine Zeit, die Zeit eines patriarchalisch geprägten Menschen, der nicht einmal wusste, warum es wichtig ist, ehrlich zu sein. Als ich es endlich begriff, lagen Jahre und Welten zwischen uns.
15 Jahre später schrieb ich eine Kurzgeschichte, sie heißt ‚Die Reise nach Kreta‘. Die Geschichte könnte Mut machen, um die Würde zu ringen, und sowohl das Schöne als auch das Schwere neu zu sehen. Vor allem wünsche ich mir, dass wir miteinander reden können. Wir, die Menschen aus meinem Leben, wir, der Mann und die Frau.
Menschen, die sich lieben und hassen. Menschen, die verletzt sind, bevor sie sich kennen. Menschen, die um sich schlagen. Menschen, die so unbewusst sind.
Heute weiß ich (zumindest glaube ich es sehr bestimmt), dass es anders geht. Wenn dich, liebe Amy, die Geschichte ermuntert und tröstet, wäre dann eine neue Sicht möglich?
Alles Liebe
Burcado
https://kreta22.wordpress.com
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Lieber Burcado,
ich danke Dir sehr für Deine Worte! Das Wörtchen ‚man‘ ist mir auch nur allzu bekannt, genauso wie das ’sie‘. Auch wenn ich vor dem ‚ich‘ nicht wegrenne. Dennoch verstecke ich mich oft dahinter.
Du wusstest keinen Weg um ihr nahe zu sein, das lässt mich in eine andere Richtung nachdenken. Es muss keine böse Absicht dahinter stecken, es kann auch einfach nur eine vielleicht sogar verzweifelte Unwissenheit sein.
Danke sehr, die Geschichte lese ich mir später einmal durch, vielleicht erweitere ich meine Sicht dann etwas.
Liebste Grüße,
Amy
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