Gedicht

Wie lange

Ziehe graue Fäden
Asphaltiert &
Scherben mit jedem Schritt voraus
die Gassen längst müde
von lächelnden Lügen und morschem Holz
durch die ewige Nacht

Die Erinnerung Klopft
sich weich
& nichts als streichelnde Märchen
hinter jeder Tür
& tief in mein letztes Sein

Meine Zunge
trockener
Durst und Zeit

Wie lange
Wie lange
Wie lange
dauert denn die Ewigkeit?

© Amy Herzog

SOMMER

Also fliege ich
über den unruhigen Sommer
trinke die Hitze
aus euren Gärten und das Glück
wie Asche in meinem Mund

Kämpft noch
brüllen diese Wälder
lacht noch
nach dem Ende

Dacht es sei der Himmel
oben
war nur kühler Wind
der mich in die Sehnsucht trieb
und ich –
die sich noch immer in jeder triefenden Nacht
nach weit entfernten Sternen
streckt

© Amy Herzog

Wo bin ich

Drückst mich wieder
an die Wand
& ich geb‘ mich cool
schreibst mir mitten in der Nacht
fragst nur: „wo bist du?“

In dem Chaos, das du machst
spiel verstecken, tagelang
steht dein Wort in meiner Hand
& mein Kopf hängt
in der Luft

Schweige runter, schwarzgebrannt
„weiß nicht“, sag ich
… irgendwann
hab‘ mich zu tief in dir verrannt

Deine Nachricht in der Nacht
fragst: „wo bist du?“
doch ich schau dir schockstarr zu
& ich weiß nicht, wo ich steh‘
doch hab Angst,
dass du am Ende gehst

© Amy Herzog

Trauml(i)eben

Leere die See
in mir
& schließe mich ein in die Nacht
sacht, sag ich
zwischen Pflastersteinen
ruht Wildkraut geheimnisvoll im Schatten
& trinke ich den Mondschein
so ruhe auch ich
im Traum

& kann ich sein
schleiche ich leise unter deinen Füßen
zwischen Handel & gehandelt
werden verderben
die Menschen lauter Dinge
und schauen nicht
mehr hin

Langsam, sag ich
Traum
so nackt will ich dich spüren
im zarten Kuss & Duft aus weichem Bart
auf meiner Haut
& schweig! –
bis uns der Morgen
Ende graut

© Amy Herzog

Ich weiß nichts von liebe

Ach Mensch, ich weiß doch nichts
-nichts von Liebe
weiß nur, ich kann mich dreh’n
& wenn ich an dich denke
Mensch, ich weiß doch nichts, nichts
nichts von der Liebe
aber dann –
dann bleibt die Welt
einen Moment lang steh’n

Ach Mensch, ich weiß doch nichts
-nichts von Liebe
weiß nur, dass diese Welt mich beißt
& wenn ich daran denke
Mensch, ich weiß doch nichts, nichts
nichts von der Liebe
aber verdammt –
dann bleibt mir nur die Angst
die mich zerreißt

(c) Amy Herzog

Leinwandlyrik „vielleicht tut es weh“

VIELLEICHT TUT ES WEH

Inspiriert durch den neuen Song „KOMET“ von udolindenberg & apache 207

„Vielleicht tut es weh“ ist hier ein Zitat aus dem Song. Ganz bestimmt tut es weh, aber wir machen’s trotzdem.
Oder gerade weil.

Etwa 4 kg Gips, Acryl und Pigmentpulver auf Leinwand, ein Kometeneinschlag quasi.

Nacht

Deine Lippen schmecken
nach längst vergangenem Zauber
& dein Pulsschlag
säuselt noch den müden Gesang von
Herbstblatt & Salz
in die Himmelsaugen der
letzten Nacht

Dein Hals aber duftet
nach Mondlicht & legt sich
auf meine Wange
wie heißer Atem aus meiner Brust
& kocht dir meine Stimme
hingebungsvoll weich

Stoß um Stoß
entblößt sich dein verletzter Kern
wie der Sonnenaufgang
am Horizont
& deine Lippen zittern
mit dem Blick gen Ewigkeit & mehr
in die tiefen Augen unserer
Träume, Nacht & Meer

© Amy Herzog

Fallender Winter

Die Fahrt fühlte
Winter
Regen an den Scheiben
Tränen zählen
endlos schleifendes blau
zwischen Bahnsteig & endlich
wieder Luft
so viel, zu viel grau

Aber Wärmender
& glänzend braune Augen
überdecken die eingegangene Welt
in der nichts & niemand
den Anderen hält

Wenn auch nur einen Moment
er fällt, der Winter
er fällt

© Amy Herzog

Nähe oder auch

diese Nähe
in deinen Worten
oder
auch Bedrängnis
Gier & Lust aus dem Schweiß
deiner zitternden Poren

ich ertrage nicht, was so schwer
in den Bildern schlafloser
Nächte liegt
Seiltanz zwischen
dir & dem,

was von mir übrig ist

ich schlucke deine
meine unsere
Tiefe
& die Welt
in der wir überkochen
jetzt

 © Amy Herzog

Mehr.

Atmen, stöhnen, spüren
tief verbunden – tiefer sein
intensiv berühren starke Hände
heiße Haut
Gedankenlosigkeit
verzehrt
Sehnsucht trieft, bettelt, kratzt
fleht nach mehr
mehr wollen
mehr

© Amy Herzog

ROSENTOD

Von dir geht aus -
Blühen & leises umschmeicheln
sanft & sehnen! zu Ich
geronnen - auf deiner weichen Haut

Nur das abweisende Weiß deiner Augen
dünnt mein Wasser / Wunden
Blut & Sickergruben
vom Dorn zur Rose, Kopf & Liebe &
/-Ich / verglüht
& stirbt im stillen Ende

den dürstenden Tot.

© Amy Herzog

eins

Du 
nackt in mir
& Seeleneins
geworden
wir

© Amy Herzog

Regen

Regen.
      .
       .
        
        Jede Nacht - 
        dieser verätzende Regen 
        auf meiner Haut
        & vor sich hinneigendes kleines
Herz 
        

Und Träume. . . 
          Träume 
        vom roten Luftballon,
        der sich hinter den dichten Wolken       verliert 
        & dann sich selbst/
        verstummt - 
        & von einem einsam 
verlassenen Greis 
        zwischen Trümmern & Zeit 
        in einem Schwarzweißfilm gezeichnet & 
        - bevor ich mit 
stolperndem Herzschlag erwache - von dir.
     Von dir. 
            Von d
                 i
                  r
                   .
                    .
                     .
        
        Und vom Regen -
        ätzend 
        Scherben im Asphalt
& rote Augen, Wangenknochen 
               nass & Nebel 
   
        Regen. 
        Regen. . . . . . . . . . . . . . . 


© Amy Herzog

.

Wenn Liebe Kunst wäre

Mein Herz schlägt
noch, ja, aber:
die Geschichte hat keinen Saum
nur eiternder Abszess – wann blutest du
aus mir heraus?

Dem Kinderreim
raubt es mittendrin die Luft
und den Verstand!

Und dann soll das Kunst sein:
künstlerische Freiheit
& dann schaue ich dir, wie in einer schnulzigen Seifenoper
mit leicht sehnsüchtigem Blick hinterher,
während ich in Wahrheit
nur gehe

(In mir tobend, implodierend
da ist kein Blick – das ist nur Kunst
wenn Liebe Kunst wäre.
)

© Amy Herzog

Schlaf, Schlaf, Schlaf

Schlaf, Schlaf immer
nur Schlaf & Traum & Meer
weil dir die Nacht
so viel mehr gibt, als das Leben
ist immer zu leer &
Momente fressen Schokolade
& dann dich
zum Frühstück gibt’s Dynamit,
damit der Tag dich
überrascht
& nicht

© Amy Herzog

starre

viel Gerede
war dann noch zu wenig
leer das letzte Glas
und Torso
liege frierend starr
wie Blut aus meinen Winkeln
lächeln kalte Leichen
den knitternden Atem aus meiner Haut
und schneebedecktes Bett
mit uns befleckt
ich suche durch die Nacht
nach deinem Traum
und heißem Tee

© Amy Herzog

taumelig

so taumelig
unter nacktem Mond
und wolkenloser Himmel
weint in meinen Ohren
Äste brechen unter deinen Augen
während du nach Sternen
greifst und schleicht mein fahler Wind
auch leise noch um deinen Hals
so drehst du dich im Kreis
und ich, ich falle ab

© Amy Herzog

Fremder

Dein warmes Wort
Fremder, Kuss in meiner Kehle
bestickte Flügel
und ein Schwur unter den trockenen Augen
des Sommers
schon viel zu lange schleppend,
schnappend nach Luft
zehrende Blicke in Bernstein eingefasst
Fremder, komm, wir schließen
endlich unsere Nacht

© Amy Herzog

Eng umschlungen
und wie wir
ineinander Flüsse finden
fließen, atmen, stöhnen, schreien
wo münden wir
ins Meer?
und wo fängst du mich ein
so nackter Körper, sag
wann schwitzen wir uns aus
atmen uns‘re eigene Welt
und Seelennähe tief?

© Amy Herzog

Hauch von Sinn

die Leerzeichen
in deiner Stimme zeichnen
uns den Weg in die Dunkelheit
mit Glas aus meinem Bauch
in den Asphalt

ich sehe die Risse
du bedeckst sie mit deiner Haut
während uns die Nacht
die Kleider ablegt

Und dann multiplizieren
wir die Wunden
der vergangenen Jahre
und geben den Leerzeichen
einen Hauch von
Sinn

© Amy Herzog

wenn du schreibst

wenn du mir schreibst
beiße ich mir auf die Unterlippe
und meine Gedanken
wippen
im Rhythmus
meines überkochenden Blutes
und wie du in mir brennst
reiße ich die Augen
weit auf
und kühle aus
ehe ich dir antworten kann

© Amy Herzog

Videolesung

Freitagmorgen 6h: (Gedankenblase) „Hey, es ist noch dunkel, ich mach ne Kerze und die Kamera an und lese etwas, das macht Spaß!“

Nun, zwei Stunden später, inzwischen ist es hell geworden, lese ich nach unzähligen Aufnahmen noch immer. Und bin natürlich, wie soll’s auch anders sein, immer noch hochgradig unzufrieden! Und warum sieht mein Gesicht eigentlich so Gargamel (Gurgelhals) aus? Und von der inzwischen geflohenen Mimik und der Betonung mag ich gar nicht erst anfangen. Aber ich kann nicht mehr und das wird jetzt hochgeladen, ob ich will oder nicht.

Hach, aber wäre man nicht selbstkritisch, würde man sich nicht mehr bewegen, verbessern, gell?

Es.hat.Spaß.gemacht. 😀

Vielen Dank für Euer Dasein, lesen und in diesem Fall zuhören! Herzenswärme geht raus! ♥️

WO BIST DU?

Seit Jahren wandelnder Tod
was hast du nur getan
dass du dich nicht mehr tragen kannst
was ist dir passiert

So erloschenes
und pocht nur im Rhythmus
um des Körpers willen
kleines Herz
WO BIST DU jetzt

In den Wäldern
so verirrt
– frei
(in deinen Ketten)
doch ich küsse dich sanft
vom Vollmond aus
auf die Stirn

© Amy Herzog

blickdicht

Der Abend zerfällt
unter dem üblen Nachgeschmack
schlecht gewordener Lügen
statt von dir zu Träumen
atme ich den Durst
in den nächsten kalten Winter
und ziehe den Vorhang
meiner Augenfenster blickdicht

© Amy Herzog

(Gelesen) BUNTE LOSE

Sehr spontan entstanden. 🙂 Ich übe noch immer an der Monotonie. Trotzdem macht es mir Spaß, weshalb ich das demnächst, etwas weniger spontan, vielleicht öfter mache. Danke fürs zuhören und auch fürs lesen ♥️

LINK zum Gedicht

siphon

So viel Angst in deinen Augen
Zwiespalt zwischen Fingern
und den Tod über Hände gestülpt
wie Handschuhe im Winter
nur was spürst du noch, was?

Die Leidenschaft im Licht berührt
auch nur kochende Kotze
aus Whiskey, Regen und Zeit
und all die kühlen Herzen
sickern durch dein verdrecktes
Siphon, nur was bleibt dir
noch, was? Was?

© Amy Herzog

wimpernkranz

bunte schleifen um mein hirn
die augen verbunden
du hast
wie bist du und
woher sind all die träume
schlaf und wach
und bist du zwischen allem und
nichts blinzelndes ich
du allein
in meinen wimpernkranz
und warme tränen
eingefasst

© Amy Herzog

deine Strömung

springe in den tiefen Ozean
deiner Seele
(dem hilflosem Kind)
zähle die Narben
wie Ringe auf totem Holz
küsse jede davon
und halte dich ganz fest
bis du an Land schwimmen kannst
oder uns die Strömung deiner Sehnsucht
(Hand in Hand)
ins Sternenmeer entführt

© Amy Herzog

sehnsucht

Sehnsucht nach
vollgeschriebener Unzulänglichkeit
Autobahnrauschen
per Anhalter Richtung blindes
Vertrauen und Liebe
ohne Grund nach Vollmond
Matratze auf dem Boden
Mitternacht
und nach liebevoll streicheln
ohne Kommentar

© Amy Herzog