Ein Klassenzimmerdrabble

Im Klassenzimmer siezen wir uns höflich, schauen aneinander vorbei. Die Anderen mögen Sie nicht besonders, sie empfinden Ihre hundertzwanzig minütigen Monologe als zermürbend, einschläfernd. Ignorante Flachgeister, wenn Sie mich fragen. Ich genieße jedes Ihrer Worte und wenn die Anderen schlafen, genieße ich es, dass Sie nur noch mich anschauen, nur in meine Richtung erzählen. Nach einer Weile schalten Sie das grelle Neonlicht aus, ich schließe meine Augen, treibe in vergangene Welten und erwache erst wieder, wenn die Geräuschkulisse Erleichterung prustet. Am Ende des Schulalltags finden wir uns in deinem Wagen wieder, nennen uns beim Vornamen und verstehen die Welt wortlos.

© Amy Herzog