Wir sind nicht zu Ende

Heute habe ich unterschrieben. Vom Gefühl her war es vergleichbar mit dem unterschreiben beim Paketboten. Nicht etwa für ein Paket mit ersehntem Inhalt. Eher so, als wäre in dem Paket nur heiße Luft. Ja, so fühlte es sich heute an, dieses Dokument zu unterschreiben. Gleichzeitig so, als hätte ich einer Hinrichtung zugestimmt. Meiner Hinrichtung. Bereitwillig. Und dabei habe ich auch noch verkrampft gelächelt. Mit meinen Gedanken war ich bei dir, bin ich bei dir. Nur deshalb konnte ich heute lächeln. Mein Brief an dich beinhaltet das erste Mal keine Einleitung. Kein ‚Hallo‘, kein ‚Guten Abend‘, kein ‚mein Liebster‘. Das wäre…unpassend. Aber du weißt, was ich denke. Und ich weiß, was du denkst. Nur hat niemand etwas gesagt. War das der Fehler? Nun habe ich Schwarzwälderkirschtorte in meinen Zahnzwischenräumen. Er mag sie. Ich mag sie nicht. Du auch nicht. Bei uns würde es nun reichlich Met geben und dazu Bratwürstchen im stehen. Und – es wird dich überraschen – für dich hätte ich ein Kleid getragen. Mittelalter, klar oder? Ich mache mir Gedanken. Bin ich eine Betrügerin? Ich glaube nicht. Nicht für ihn. Hab ja keinen Sex. Und meine Gefühle sind ihm egal. Das ich dich liebe spielt keine Rolle. Und das, was uns verbindet, würde er in tausend Jahren nicht verstehen. Er ist ein Schwanzdenker. Du nicht. Du ganz und gar nicht. Ich hatte erwartet, dass es sich anders anfühlen würde. Jetzt, wo ich unterschrieben habe. Stattdessen denke ich an dich. Schreibe dir einen Brief. Ich denke, dass ich ihn auch liebe. Nicht, weil er so ist, wie er ist. Obwohl er so ist, wie er ist. Und ich schreibe dir nun auch kein Ende. Denn wir sind nicht zu Ende, werden wir nie sein. Dieses Dokument ist wertlos.