Tatsächlich steht hier niemand auf Authentizität. Du redest über mich hinweg & ich über dich. Wir über uns. Als stünden wir mit einer Kamera vor unserem Gespräch und riefen uns laut -Cheese- zu. Und dann sitzen wir da, die Schultern zurück, den Bauch rein, die Mundwinkel nach oben & in der Stille schleicht die Hoffnung herum, dass wir nicht sehen, was wir w i r k l i c h denken. Dabei will ich wissen, was du in den langen Pausenblöcken denkst. In den Minuten, die mir wie ganze Nächte vorkommen, wenn du mich nur anstarrst und atmest, wenn du deine Hände langsam aneinander reibst und deine Zunge zwischen deinen zusammengepressten Lippen entlanggleitet. Statt zu fragen, was du w i r k l i c h denkst, lächle ich und starre zurück, weil ich das Bild von uns nicht ruinieren möchte. In meinen Gedanken schreibe ich derweil einen langen melodramatischen Brief über die Unerträglichkeit von Nähe und Distanz. Mein Blick schweift ins Leere ab, das Lächeln schwindet einer Wahrheit. Ich lösche ihn wieder, stehe auf und gehe auf den Balkon, lehne mich an die Brüstung, schaue in die Ferne und rauche eine Zigarette. Ich bin authentisch und denke an n i c h t s.
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