Neid

Schönstes Winterweiß…

Oh, wahrlich schönstes Winterweiß,
ersticke nicht an deinem Kleid,
so geh ich doch in Frühlingsnacht,
und lass dir Eifersucht und Neid.

Oh, wahrlich schönstes Winterweiß,
fand ich die Heimat unter Linde,
dort wo mein Kuss auch Liebe fand,
vergehst nur du allein im Winde.

Oh, wahrlich schönstes Winterweiß,
sei’s nicht mein Herzens erste Wahl,
und weine durch den Frühling nicht,
lieg‘ ruhig und schweigsam in der Qual.

© Amy Herzog

Flüchtiger Wind…

Mädchen

Das Mädchen fühlt keinen Sinn im Leid,
nur dauert der Schmerz eine Ewigkeit,
entfernt liegt das Glück, kaum zu fangen,
sie schafft es nicht, dort hin noch zu rennen.

Sie blickt in die Sterne, beneidet den Mond,
um Freiheit, Leben, und wär doch lieber tot,
nur der Wind sei ihr noch ein guter Freund,
mit ihm kann sie sein noch ein wenig verträumt.

Doch auch er wendet sich ab und lässt sie zurück,
lässt sie im dunkeln sitzen im ganzen Stück,
sie wartet vergebens, blickt dem Rauch hinterher,
der Wind, er ist fort, wer kommt jetzt noch, wer?

© Amy Herzog