Autismus Erfahrung: Rückzug, Shutdown und die Einsamkeit darin.

Eigentlich hatte ich meinen PC bereits heruntergefahren, mich ins Bett gelegt und die Wolken angestarrt, die heute Nachmittag schöner waren. Meine Gedanken sind nahezu leer und ich halte mich an Dinge, die logisch sind, die ich gern mag. Aktuell recherchiere ich wieder viel im Bereich der Kardiologie, man will ja auf dem aktuellen Stand sein. Oder ich möchte das zumindest. Neben der Geschichte, der Chirurgie, der Anatomie, der Physiologie und der Pathologie interessiert mich auch die Forschung. Aber das tut im Grunde gerade nichts zur Sache.

Ich lag also schon (und wieder) im Bett und dachte darüber nach, ob ich mich eventuell im Shutdown bzw. Overload befinde. Aber an und für sich bin ich relativ entspannt. Ich glaube, dass es mehr so ein „danach“ ist, nur ohne Meltdown, was ja durchaus vorkommt. (Es fühlt sich intensiver an, langanhaltender ist es auch!) Im Moment kann ich den Grund aber ziemlich genau benennen, bzw. mein Innenleben beschreiben. Nicht gut, nicht detailliert, aber im Groben. Und auch die Auswirkungen. Ich dachte, das halte ich einfach mal schriftlich fest.

Körperliche Symptome sind übrigens Müdigkeit, Sodbrennen (das habe ich relativ häufig, auch wenn ich „unbemerkt“ unter großem Stress stehe) und leichte Kopfschmerzen.

Ich fühle mich im Moment sehr Gefühlskalt. Gespräche, Berührungen oder Gesellschaft fallen mir gerade ganz besonders schwer, auch mit meinen nächsten Bezugspersonen. Ich kann darüber ein wenig sprechen mit anderen Autist:innen, aber auch das ist schwierig. Jedoch stoße ich da auf Verständnis (und ein nachempfinden können!).

Meine Gefühle folgen keiner Logik, nichts davon kann ich kategorisieren. Wenn ich es beschreibe, dann fühlt es sich von der Menge her an, wie alle Pi-Nachkommastellen. Und jede einzelne davon trägt noch mal so viele Fragen mit sich herum. Keine davon kann ich klar erfassen. Mein System ist heruntergefahren und läuft auf Notstrom. Alles ist auf ein Minimum reduziert, abgesehen von meinen Interessen. Ich kann dann sehr abweisend sein, bemühe mich jedoch, das nicht so zu zeigen. Das ist unfassbar anstrengend (Gruß an mein Sodbrennen).

Ich bin wohl daran gewöhnt, mich in meiner Welt irgendwie einsam zu fühlen, aber im Moment ist es ganz besonders schlimm. Gegen so etwas hilft keine Umarmung (ganz im Gegenteil) und von den meisten Menschen auch kein lieb gemeintes Wort. Von den zwei, drei Autist:innen, mit denen ich sehr engen Kontakt pflege, da helfen die ein oder anderen Worte. Sie wissen was zu tun ist, wir unterstützen uns gegenseitig, wenn unser System nicht mehr funktioniert, damit notwendiges (essen und so) erledigt wird.

Es tut etwas weh, noch weniger zugänglich zu sein, als üblich. Sagen (verbal äußern) kann ich das in diesem Moment nicht. Die meiste Zeit fühle ich so unzählig, dass es kalt wird. Aber ich kann es gerade schreiben.

Nachtrag: die Wolken finde ich wieder schöner.