„Normal“ ist ein dehnbarer Begriff, schon klar. Soll nicht heißen, dass ich nicht normal bin, für meine Verhältnisse. Aber ich funktioniere eben anders. Das ist halt so. Aber das ist nicht der springende Punkt (ich, die nun an einen Punkt denkt, der auf und ab springt). Ich wäre gern in der Lage, die Sprache sprechen zu können, die von den meisten Menschen selbstverständlich gesprochen wird. Die wissen, wie man sich verhalten muss, wie man wann fühlen muss, was man sagen muss, sagen darf. Die wissen, was richtig ist, was falsch ist. Die wissen, was angebracht ist und was nicht. Wenn ich dann über Menschen nachdenke: „Ähm … [maximal verwirrendes Zeug einfügen] … ach egal.“ Und dann mache ich was interessanteres. Und doch, am Ende des Tages habe ich stets einen Teil der Fehler in und an mir gefunden, die ich eben so finden konnte. Ob das dann wirklich Fehler sind, weiß ich nicht. Muss ich mich entschuldigen, wenn ja, bei wem? Habe ich was falsches gesagt, getan, mich falsch gekleidet, bewegt, geatmet?
Diese Welt ist so unfassbar oberflächlich, alles muss perfekt sein, obwohl nichts perfekt ist. Es wird bewertet, ich werde bewertet, nur nach welchen Kriterien? Geht es ums Äußere? Da bin ich raus. Geht es ums Innere? Da bin ich auch raus. Am Ende nehme ich, ganz im Sinne meiner nicht vorhandenen Herzgesundheit, den ganzen Zirkus einfach hin. Eine andere Autistin gab mir mal den Ratschlag: „Betrachte Menschen wie Hunde.“ Das klingt erst mal fies, funktioniert in der Praxis aber manchmal recht gut. In diesem Wirrwarr aus ‚zu viel‘ und ‚zu wenig‘ (irgendein Oberpromathematiker kann das bestimmt definieren, ich gehöre nicht dazu) finde ich mich nicht zurecht. Ich lebe so vor mich hin und mache dabei mehr Fehler, als ich finden kann. Weil für andere irgendwas „normal“ ist, worüber ich nicht mal im Ansatz nachdenke. Und dann sagen die, ich wäre kompliziert. Scheiße, die sind kompliziert. Nichts für ungut. Ich weiß nicht, was normal ist, was richtig ist, aber wenn es eine Pille gäbe, die mich das für einen Moment wissen lässt, so wie die es intuitiv wissen, dann würde ich sie schlucken und nicht mal den Beipackzettel lesen.
Das wäre ein Wunsch.