sesshaft geworden

Du brauchst das Sesshafte, sagst du, ohne es laut auszusprechen, weil du sonst ganz aus dem Ruder läufst. Aber irgendwie, sag mal, irgendwie ist das Ganze auch ein falscher Film. Ein Remake, aus dem die guten Szenen herausgeschnitten wurden. Weil der ganze Suff, die tausend täglichen Tode nicht mehr tragbar waren. Weil du so nicht mehr tragbar warst. Für niemanden. Du brauchst es nicht laut auszusprechen, deine gelegentlichen Ausbrüche, die stets fruchtlos enden, genügen dir, nicht wahr? Mir genügen sie. Immer wieder diese kleinen Ausbrüche, gefolgt von tagelangem dahinvegetieren. Nicht mehr so offensichtlich, denn immerhin bist du sesshaft geworden. Du funktionierst. Meistens. Aber die Leidenschaft von damals, die ist weg. Das Wochenlange irgendwie am leben bleiben, das dir immer nur wie ein Augenblick vorkam, der in sich endlos erschien. Aber du bist sesshaft geworden, beinahe zum frommen Kirchgänger mutiert bist du. Und wenn du dann abends pünktlich dein Handwerk niederlegst, um dir die Zähne zu putzen, glotzt du dieser falschen Fratze in die Augen. Ich lebe, sagst du dir im Geiste. Irgendwie lebst du. Aber das Gefühl, wo ist das Gefühl dazu?

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