Sinnlichkeit

Meine Haut

Meine blasse Haut schmeckt
nach Tränen einer sehnenden Jungfrau
zaghaft, leicht, stark, schwach leckt
jede feine Pore eine Sinnlichkeit
die sich in meinen zerbrechlichen
Augengläsern paralysiert

Meine blasse Haut erzählt
eine lange Geschichte
die niemand je zu lesen wagt
wie ein Geist der Verderbnis, des Endens
gelegentlich an meinen Ohren nagt
und die Leidenschaft weckt

Meine blasse Haut ruft
wie geschlüpfte Spatzen aus ihrem Nest
ich aber bin ihm entfallen
schutzlos und einsam in eurer lauten Welt
und halte mich am Hunger fest

© Amy Herzog

Ein Glas Rotwein…

Ein Glas Rotwein
Teilen wir uns
Ehe die Lippen
Sich treffen so sanft
Näher verbunden
Entkleiden wir uns
Und alles vergessen
In sinnlicher Stund

© Amy Herzog

Wundervoller Fehler…

Der Blick dezent zu Boden geneigt.
Immer wieder kurz schüchtern hochblickend,
um einen Blick von seinem Körper zu erhaschen,
und um einen Blick zu zeigen, voll Lust, der zeigt,
ich will am liebsten gleich hier an dir naschen.
Ein leichtes Grinsen ist nicht zu verachten.
Leise flach-zitternder Atem schleicht über die Lippen,
mit großer Mühe versuchend, diesen so scheinen zu lassen,
als solle er verborgen bleiben.
Wahrlich rundet dieser Atem nur das Bild ab,
welches zeigt, wie viel Lust entsteht im Inneren.
Und wieder nach unten blickend, knabbern weiße Zähne
sanft an der Unterlippe.
Nur dieser Gedanke,

„So nimm endlich, wonach es dir verlangt“,

bleibt im Kopf so hartnäckig bestehen.
Kaum noch ist es möglich, gerade aufrecht zu stehen.

So stellt sich nur noch die eine Frage,..
wo können wir es tun, wo nur, wo?
Gleich hier auf dem Tisch,
auf dass sich unsere Körper schnellstmöglich vereinen.
Nein, nicht in dieser Öffentlichkeit,
nicht in dieser Lage.

Immer weiter zurückhaltend an der Unterlippe knabbernd
suchen wir nach einem lauschigen Plätzchen.

Stehlen wir uns ein, zwei Küsse,
bevor wir uns nicht mehr zurückhalten können.

Ein wundervoller Fehler geschieht.

© Amy Herzog