Obwohl die Wahrnehmung in nahezu allen Bereichen erhöht ist (Stichpunkt: Reizfilterschwäche), ist die eigene Körperwahrnehmung oft gestört. So auch meine. Die Selbsteinschätzung ist da sehr schlecht. Ich bin da vergleichbar mit einer Katze: Schmerzen/Unwohlsein sind für die Besitzer oft erst dann erkennbar, wenn es der Katze extrem schlecht geht und selbst dann zeigen sich manchmal nur kleinste Verhaltensauffälligkeiten. So ist das bei mir. Wenn ich sage, dass es mir nicht gut geht, bin ich im Grunde schon scheintot. Bis dahin ist es eine Mischung aus nicht wahrnehmen, nicht zuordnen können, nicht wahrhaben wollen/ignorieren.
Ich versuche mich an sichtbaren/spürbaren zu orientieren. Abtasten, Vitalwerte, Hautveränderungen in Form von Rötung, Schwellung, etc, Veränderung bzgl. Ausscheidungen. Damit ich bei einem Arztbesuch mehr sagen kann als „durch den Körper wanderndes Unwohlsein mit Druckgefühlen, die auch Schmerz sein könnten“. Zumal ich Schmerz erst dann wahrnehme, wenn ich ihn quasi sehen kann.
Bei Autist:innen ist das sehr unterschiedlich. Manche sind sehr Schmerzempfindlich, andere reagieren kaum bis gar nicht auf Schmerzreize. Es gibt auch Autist:innen, die sogar beim Haareschneiden Schmerzen empfinden, obwohl das eigentlich aufgrund von nicht vorhandenen Schmerzrezeptoren nicht möglich ist. Trotzdem ist Schmerz generell ernstzunehmen! Ebenfalls braucht es einen sehr kompetenten Arzt, denn Symptome müssen oft explizit erfragt werden. In meinem Fall ist das nicht so. Ich bemühe mich, mit einem perfekt vorbereitetem Vortrag dort zu erscheinen. Ich bin eben sehr gern vorbereitet.
Abseits von diesem Thema hatte ich daher, so denke ich, auch den Ruf einer „Mutti“ in meiner ehemaligen Klasse an der Pflegeschule. Was immer jemand brauchte, es war in meiner Tasche. Und wenn es nicht da war, konnte ich es sehr schnell auftreiben. Es passiert also selten, dass ich in so spontane Situationen gerate/mich begebe, dass ich nicht für alle Eventualitäten gewappnet wäre.
Nun, so auch beim Arzt. Witzigerweise kommt da auch immer mein Bestreben auf, bei Prüfungen eine 1 zu erzielen. Ich versuche also so gesund wie möglich aufzutreten. Mein Arzt weiß das zum Glück und kann mich inzwischen sehr gut einschätzen. Mich, die Katze. 😉 Mein Benotungssystem ist halt etwas anders. Ne 1 ist okay, ne 2 ist ne 4 und ab einer 3 sind es nur noch 6en. Ich habe in der Pflegeschule ein mal ne 3 auf einer Klausur gehabt, das Thema war mir Latte, die Klausur auch, das Thema weiß ich aber noch und inzwischen würde es eine 1 geben. War mit mir selbst beschäftigt. Als mir die Dozentin diese aber mit den Worten „sehr gute Leistung“ wiedergegeben hatte, wollte ich ihr gern die Augen auskratzen. 😉 Zum Glück war das die einzige 3. (Wenn man mündlich benotete Gruppengespräche nicht mitzählt..)
Ich finde das deshalb so interessant, weil die Wahrnehmung durch äußere Reize so hoch ist, dass ich diese meist kaum ertrage und selbst gewollte Reize nur funktionieren, wenn ich meine natürliche Reaktion unterdrücke. (Vergleichbar (nicht gleichzusetzen!) mit dem unterdrücken von Tics bei Tourette, unfassbar anstrengend, auszehrend und ja, auch in gewisser Weise schmerzhaft). Bei diesem inneren Schmerz-Reiz diese Wahrnehmung aber auf ganzer Linie versagt. Wobei es mir bei bekannten Schmerzen deutlich leichter fällt, diese genau zu benennen. Klassisch zum Beispiel Unterleibschmerzen. Aber selbst da müssen die Schmerzen schon sehr stark sein, bevor ich diese kundtue.
Das könnte aber auch an meinem Partner liegen, welcher sich dann um mich „kümmern“ will. Nun, ich betüddel gern, aber ich werde nicht gern umsorgt. Mir reicht es, in mein Loch zu krabbeln und vor mich hin zu leiden. Und da mein Kreislauf schon eine ganze Weile nicht mehr so ganz da ist, werde ich das nun auch tun. Auf diesen Beitrag hatte ich dennoch Lust, oder einfach nur den Drang etwas zu schreiben.