Ich bin nicht das, was du dir erschaffen willst. Ich bin ich. Ich bin eine Frau, zumindest im biologischen Sinn. Unterdurchschnittlich schön. Und der Körper, nur eine Massenkarambolage auf der Grundlage von jahrzehntelangem Selbsthass. Männer denken, sie können Frauen benutzen. Ich denke nicht. Und dann suchen sie eine Muse. Ich bin nicht deine Muse. Ich bin ich. Deinen Liebesbrief lasse ich im Zug liegen, damit ihn irgendjemand liest. Ich tue dir den Gefallen, obwohl ich mit mir selbst beschäftigt bin. Ich schreibe. Schreibe in mich. In mein dunkles Inneres mit schwarzer Tinte, damit du meinen Brief nicht lesen kannst. Und ich wälze mich nackt im Schnee, bevor ich an deine Tür klopfe. Unterstreiche meine dick-gedruckte Kälte im CAPS LOCK, während ich kursiv empfinde. Mit einem Lächeln begrüße ich dich, tue belesen und spreize die Beine. Seestern. Vergiss nicht, ein Kissen unter meinen Arsch zu schieben, ich will deine Höhenangst spüren. Ich will dein Fallen hören. Schiebe dich tief in mich und lies mich. Lies rücksichtslos meine Dunkelheit und ich diktiere dir meinen Schmerz dich zu lieben. Du berührst das, was du dir erschaffen willst. Aber ich bin ich. Zu komplex, dann noch verschwiegen. Ich berühre nichts. Dein Liebesbrief ist genauso weit weg wie ich. Du bist niemand. Ich bin wie du. Mir ist heiß geworden unter deinem schweren, nassen Körper. Ich will Schnee. Ich bin nicht deine Muse. Ich bin eine Frau. Ich bin ich. Ich bin nicht das, was du dir erschaffen wolltest. Ich löse mich auf.
Wenn ich mich nicht verzählt habe, dann kommt in dem kurzen Text 52-mal Ich/ich vor. D.h.: Du allein willst den Ton angeben?
LikeGefällt 1 Person
Nur 31 ich/Ich’s 🙂 Musste doch nachschauen. 🙂 Ein paar mich’s und meine’s kommen auch noch vor, aber nicht viele. 😉 Trotzdem viel, ja. Was heißt den Ton angeben. Wenn, dann über mich selbst. Andere Menschen lasse ich lieber wie sie sind, beobachte und ziehe meine Schlüsse.
LikeGefällt 1 Person