Lange Zeit habe ich mich davor gedrückt, die Wahrheit auch nur ansatzweise zu denken, geschweige denn sie aufzuschreiben oder sie jemandem anzuvertrauen. Aber dir kann ich sie schreiben, wobei ich selbst da all mein Mut brauche. Das Problem ist nur, ich habe keinen Mut. Trotzdem werde ich es dir es dir anvertrauen. Ich muss. Ich werde es dir schreiben, unverblümt, werde ich es dir so schreiben, wie es ist. Wie ich fühle. Die Wahrheit. Und ich werde es niemandem sonst schreiben und schon gar nicht erzählen, ich werde nie wieder so sehr daran denken, wie in diesem Moment, wenn ich es dir gleich schreibe. Fühlen werde ich all das, was ich dir schreibe, natürlich weiterhin. Warum ich es dir jetzt schreiben muss, obwohl ich den Mut nicht habe, fragst du dich? Weil ich es fast nicht mehr sehen, die Worte nicht mehr greifen kann. Und es gräbt sich immer tiefer in mich hinein, bis ich es gar nicht mehr sehen kann. Aber ich werde es dir schreiben, damit ich mich, wenn ich den Mut finde, irgendwann daran erinnern kann. Ich werde für das nun folgende nicht viele Worte benötigen, nur eine Kraft, die sie tragen kann. Und ich werde dir diese Worte schreiben, bis mir die Tränen kommen. Denn erst dann kannst du wirklich die Wahrheit lesen.
*zensiert*
(weil blutig geschrieben)
Jetzt, wo ich weine, finde ich es praktisch vor dem unscharf flimmernden Bildschirm schreiben zu können, denn ich muss weder ihn, noch die Tastatur sehen können. Erleichtert bin ich nicht, aber nun kennst du die Wahrheit und wenn es so weit ist, kannst du dich für mich daran erinnern. Ich schaue nach draußen, während ich schreibe, es ist dunkel, vielleicht ist der Mond am Himmel, vielleicht auch nicht. Die Grillen singen wieder ihr Lied, der Rest der Welt schläft noch oder schon. Es fühlt sich so an, als würde ich nicht allein schweigen. Weinen. Leise. Und dabei nicht atmen. Mich in Zeitlupe bewegen. Ich stelle mir vor, dass irgendjemand, in genau dem selben Moment das selbe fühlt wie ich, in ein Tagebuch schreibt, es vor aller Welt zensiert und nichts weiter zu sagen hat, aber dennoch gern darüber reden würde.
*Zensierter Tagebucheintrag unbekannten Datums