Reichte dir mein Hirn, mein Herz,
Und legte mich in deinen Arm,
Fühlte mich mit dir so sicher,
Geborgen, angekommen, warm.
Die Seele hab ich dir geschenkt,
Als du ein Seelenloser warst,
Hast sie kurz gepflegt, gehegt,
Bis du sie dann zerbrochen hast.
Jetzt bin ich die Seelenlose,
Verloren hier im Schein des Lichts,
Du bist fort mit meiner Seele,
Und ich verbleibe hier im Nichts.
Nur die Sehnsucht hab ich noch,
Mit ihr die dunkle Erinnerung,
An dich, an uns, und an ein ich,
Das weiterlebt hier ohne Grund.
Ein letzter Wunsch, der bleibt mir noch,
Das du im Glück lebst mit der Seele,
Wenn ich dann hier verschwunden bin,
Und als Nichts nach oben Schwebe.
© Amy Herzog
inspiriert von Maccabros
Aber schön ist auch das Leiden, das diese wunderbaren Worte hervorbringt. Ein tolles Gedicht.
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Oh ja, das januskpfige Wesen der Liebe, das ewige Dilemma aller Liebenden. Der Wunsch aufzugehen in einem anderen Menschen kollidiert mit der Angst sich selbst aus der Hand zu geben. Die Sehnsucht sich ganz hinzugeben mit der Furcht, sich dabei ganz aufzugeben.
Seelendiebe, allüberall.
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Ich glaube, das ist in Form und Inhalt das stärkste Gedicht, das ich bis jetzt von dir gelesen habe! Hervorragend! 🙂
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Danke sehr!!! 😊
Davon stammt auch tatsächlich jedes Wort aus einem sehr tiefen Gefühl.
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Das merkt man, Amy! Damit will ich jetzt nicht sagen, dass die anderen Texte kein Gefühl erkennen lassen, aber hier wurde ich vom ersten Vers an reingezogen. Endgültig „gekriegt“ hast du mich dann mit Vers 3.
Auch wenn es ein sehr trauriger Text ist – aber sind Gedicht, die von traurigen Dingen berichten, nicht immer irgendwie ausdrucksstärker?
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