Autismus Erfahrung

Autismus Erfahrung: Hyperfokus

Zunächst: Obwohl das Wort selbsterklärend ist – was ist das? „einen nicht selektiv steuerbaren, Flow-ähnlichen und stimulusabhängigen Zustand erhöhter Konzentration.“ Mal aus adhspedia geklaut (LINK) Fand ich recht treffend, der Rest des Artikels ist meiner Meinung nach zum Teil mit Vorsicht zu genießen.

Ich beschreibe lieber in meinen Worten, wie das für mich ist, und wie sich das bei mir äußert, auch welche Probleme sich dadurch ergeben können.

Wann sich also so ein Hyperfokus ergibt, ist nicht bewusst steuerbar, auch nicht (immer), worauf sich das Interesse bezieht. Es beginnt mit einem Auslöser und endet in einer nicht enden wollenden Recherche. Die meisten Menschen googeln mal kurz etwas, klicken vielleicht auf die ersten drei Seiten der Suchergebnisse. Im Hyperfokus klicke ich auf alle Seiten, daraus ergeben sich neue Suchanfragen, die ich ebenfalls alle durchsuche, und so weiter. Bis die Informationssammlung vorhanden ist, die angestrebt wurde. Natürlich weiß ich das bei neuen Themen nicht, daher dauert so ein Hyperfokus gern mehrere Stunden. Der „Hunger“ ist quasi kaum zu stillen.

Oftmals stürzt sich der Hyperfokus aber auf bereits vorhandene Interessen. Da es in diesem Blog um’s schreiben geht, nehme ich das auch als Beispiel. Sehr oft schreibe ich, ohne direkt Hyper-Fokussiert zu sein. Mindestens genau so oft schreibe ich aber im Hyperfokus. Meist gibt es auch da einen Auslöser, einen Impuls, eine Inspiration, ein Gefühl. Und nicht immer schreibe ich dann tatsächlich. Manchmal endet das ganze in einer Ansammlung von Stichworten und Notizen. Man kann sich das dann so vorstellen, dass ich stundenlang (ja, manchmal so ca. 6 Stunden) Zombieartig auf den Bildschirm starre und allenfalls gelegentlich die Maus bewege, damit dieser nicht aus geht. Im Kopf passiert hingegen so schnell, so viel, dass ich nie alles mitschreiben könnte.

Zusammenfassend kann man sagen, dass es einen Auslöser gibt, ein roter Faden, mit oftmals unzähligen Abzweigungen und einer riesigen Informationsflut. Mein Speicher ist das gute alte Gehirn, mein Gedankenpalast mit ganz vielen zweckgebundenen Räumen.

Manchmal mache ich „da oben“ mehrere Dinge Parallel, was die Unmöglichkeit des Aufschreibens unterstreicht.

Meine Umwelt nehme ich dabei fast gar nicht wahr. Obwohl der Hyperfokus an sich sehr kräftezehrend ist, ist es andererseits entspannend, mal nicht die ganze Umwelt gleichzeitig ungefiltert in sich zu spüren. Selbstverständlich dringt diese trotzdem ein. Das Endergebnis ist Erschöpfung, Müdigkeit, Stress, Kopfschmerzen, etc.

Störungen sind dennoch möglich und sowohl zu empfehlen, als auch nicht zu empfehlen. Denn ein heraus reißen löst definitiv sehr schlechte Laune aus. Ich bin dann sehr genervt und bei dem, was ich dann alternativ tun soll, nur halbherzig bei der Sache. Der Kopf versucht quasi im Hyperfokus zu bleiben und sich gegen die Störung zu wehren. Manche Störung ist jedoch wichtig, und wenn ich nicht gerade genervt bin, weiß ich das auch. Denn man könnte ja mal wieder etwas essen, trinken oder zur Toilette gehen. Ihr möchtet an dieser Stelle nicht wissen, wann ich das letzte mal getrunken habe. 😉 Ich mach’s gleich, Moment. 🙂

Ich habe mich in meinen eigenen Worten absichtlich so ausgedrückt, dass ein Hyperfokus „meist“ nicht steuerbar ist, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass dieser Zustand auch steuerbar ist. Zum Beispiel, wenn ich weiß, wann und wie lange ich alleine sein werde, stehe ich extra früh auf, erledige meine Routinen, und bin dann bereit für den Hyperfokus. Nicht immer kommt es dazu, manchmal mache ich auch gern ganz andere Dinge, aber wenn es dazu kommt, weiß ich auch sehr genau, wann ich wieder raus kommen muss.

Nochmal zusammenfassend ist diese Zeit sehr produktiv, die Leistungsfähigkeit scheint unbegrenzt.

Probleme können in allen Bereichen des Lebens auftreten – sprich, nicht nur essen und trinken. Auch Termine wahrzunehmen, Abmachungen einzuhalten (was üblicherweise ein großes Bedürfnis ist!) oder auch einer Arbeit nachzugehen kann ggf. problematisch werden. Da ich diese potentiellen „Störungen“ in meinem Leben auf ein Minimum reduziert habe, bin ich davon nicht besonders betroffen. Sehr oft halte ich aber zum Beispiel nicht das ein, was ich mir selbst vorgenommen habe. Weshalb ein schlechtes Gewissen mein ständiger Begleiter ist.

Zwei weitere Themen sind geplant und werden vermutlich heute oder morgen abgetippt.

Bei weiteren Fragen oder Anregungen zu Themen, gerne in die Kommentare oder so. 🙂

Autismus Erfahrung: Kleine Auswahl von Gedanken und meiner Wahrnehmung.

  • Ich verstehe es nicht, wenn du mich sehen möchtest, denn ich schaue dich eh nicht an. Und wenn ich dich anschaue, dann nur, weil es die Gepflogenheit verlangt. Doch dann kann ich dir nicht adäquat zuhören und demzufolge auch nicht auf das antworten, was du gesagt hast.
  • In der Schule habe ich gelernt, dass Schweigen wie Unwissenheit bewertet wird. Nicht nur von Lehrern.
  • Ich verstehe es nicht, wenn du etwas sagst, aber etwas anderes meinst. Auch nicht, wenn du etwas sagst und es nicht so meinst. Dies ist meistens der Fall. Menschen sagen oft Dinge, ihre Handlung passt jedoch nicht zum Gesagten.
  • Wenn ich etwas sage, dann meine ich es so. Dem musst du nicht zustimmen, du musst dies auch nicht erwidern, wenn es nicht ehrlich gemeint ist. Denn dann halte ich dich für einen Lügner. Und das zerstört das Vertrauen. Das Infragestellen meiner Aussage ist unnötig.
  • Ich erkenne keine Flirt-Versuche/Annäherungs-Versuche, und dementsprechend erkenne ich es nicht, wenn ich diese zurückweise. Auch wenn du verletzt bist, ohne es verbal mitzuteilen, erkenne ich es oftmals nicht. Manchmal fühle ich mich dann unfair behandelt.
  • Mit Unfairness kann ich generell nur sehr schlecht bzw. nicht umgehen.
  • Ich bin nicht naiv. Ich verstehe bloß deine Sprache nicht.
  • Wenn du etwas sagst, die Aussage aber nicht zum Handeln passt, beschäftigt mich dies teils Wochenlang und ich versuche die Situation zu analysieren.
  • Ich bin am liebsten für mich allein, nicht immer aber gern ohne soziale Kontakte. Der direkte Kontakt ergibt für mich nur dann Sinn, wenn man gemeinsam etwas unternehmen möchte. Darüber hinaus empfinde ich jedwedes Gespräch in schriftlicher Form als angenehm und kann sehr lange und ausführliche Mails (oder Briefe) schreiben. Leider sucht dies kaum noch jemand.
  • Ich entschuldige mich sehr oft, weil ich entsprechend oft das Gefühl habe, etwas falsch gemacht zu haben.
  • Mit einer Geräuschkulisse kann erschöpfe ich sehr schnell, je nach Geräusch macht es mich aggressiv/sehr angespannt. Misophonie.
  • Ich erkenne sehr schlecht bekannte Gesichter, insbesondere in Menschenmassen.
  • Ich wünsche mir in deutschen Supermärkten eine „Stille Stunde“, welche es nach meinem derzeitigen Kenntnisstand bereits in zwei Supermärkten in NRW gibt. Ich freue mich über diesen kleinen Fortschritt.
  • Ich habe viele kleine Routinen, denen ich nachgehen kann, wenn ich allein bin. Wenn ich nicht allein bin, bin ich zumeist angespannter.
  • Ich mag die Bezeichnungen „Spezialinteresse oder Sonderinteresse“ nicht. Weil Menschen oft denken, dass dies eine Besonderheit ist. Tatsächlich ist es oftmals nur ein intensives Interesse, dem man gehäuft nachgeht. Dies muss nichts herausragendes sein. Meine zwei Lieblings-Interessen (eines davon ist das Schreiben, trotz Legasthenie) erfüllen keinen sinnvollen Zweck für die Gesellschaft. (Die anderen „sinnvollen“ auch nicht, es macht mir einfach Spaß)
  • Ich mag auch die Bezeichnungen Niedrig – und Hoch funktional nicht.
  • Autism Speaks ist eine Organisation, die Ableismus fördert. Und die ABA-Therapie ist barbarisch. (meine Persönliche Meinung) Leider wird diese Therapie auch in Deutschland unwissenden und hilfesuchenden Eltern als Hilfe angedreht.
  • Ich habe Probleme damit, regelmäßig zu trinken. Meistens merke ich es daran, dass mir sehr schwindelig wird, neulich auch an anhaltender Tachykardie. Im letzten Jahr bin ich ohnmächtig zusammengebrochen.
  • Mit zu Pflegenden Menschen kann ich sehr gut umgehen, ich vermute, weil dies eines meiner Interessen ist. Ich habe dafür ein besonderes Gespür und kann ich akuten Situationen sehr ruhig bleiben.
  • Ich verstehe den Sinn von „Schönheit“ nicht. Ich finde wenn, dann das Innere eines Menschen schön. Wie die Person aussieht, beachte ich nicht bewertend. Ich finde aber an jeder Person etwas schönes. (Äußerlich) Meistens mag ich längere Haare.
  • Bei Tieren kann ich die Mimik sehr gut lesen. (Intuitiv)
  • Ich bin nicht besonders Schmerzempfindlich, weshalb ich nur selten zum Arzt gehe, aufgrund von körperlichen Beschwerden. Meist war der Grund psychische Überlastung.
  • Ich bin jedoch sehr Berührungsempfindlich und mag es nicht, wenn mich Menschen ungefragt anfassen.
  • Manchmal schäme ich mich Autistin zu sein. Ich begebe mich nur selten in soziale Situationen, zum Beispiel beim Einkauf. Oft kann ich nicht die gesamte Liste abarbeiten. Allein einkaufen kann ich noch schlechter. Da kam es sehr oft vor, dass ich (zum Beispiel) nur zwei oder drei von zehn Nahrungsmitteln gekauft habe. Das Grelle Licht, die große Auswahl und die anderen Menschen, außerdem auch die vielen Geräusche überfordern mich und ich bin sehr schnell Reizüberflutet. Dann verdrehe ich mein Handgelenk so, dass es weh tut. (Ein angewöhnter automatischer Stim) Dies habe ich schon oft von anderen Autist:innen gelesen. Ich vermute, weil dies unauffälliger ist, als im Geschäft zusammenzubrechen.
  • Ich weiß gern den Grund oder die Ursache von etwas, damit es mir Logisch erscheint. Wenn ich etwas nicht verstehe, dann habe ich ein Problem. Als Kind war man in diesem Fall ein schlecht erzogenes Kind. (Beurteilung des Verhaltens anderer Menschen)
  • Ich lächle sehr oft, inzwischen stört mich das, weil es unnötig anstrengt. Dies habe ich mir angewöhnt, weil mir Menschen seit ich mich erinnern kann gesagt haben, dass ich böse schaue und lächeln solle.
  • Im Hyperfokus nehme ich meine Umwelt kaum wahr. (Stichwort: Trinken vergessen)

Autismus Erfahrung: Die eigene Spezies erkennen

Einer schlechten Angewohnheit ist es geschuldet, dass ich nun spontan diesen Beitrag verfasse. Denn wie an jedem Morgen schaue ich, noch bevor ich aufstehe, erst mal durch mein Smartphone. Ich muss ja wissen, was es neues gibt. Und etwas altes/bekanntes/neues habe ich tatsächlich gefunden. Und dann hatte ich dieses seltene Zugehörigkeitsgefühl. Diesen Aha-Effekt. Und das Gefühl, nicht so fremd zu sein. Und Facebook bekam auch wieder einen Sinn, denn das nutze ich nur für die Autist:innen Gruppen.

Und dort wurde in einem Austausch thematisiert, dass man als Autist:in, die „eigene Spezies“ erkennt. Man ist ja häufig und automatisch damit beschäftigt, andere Menschen zu scannen. Und das meiste ist, für mich zumindest, ziemlich weird. Wie wenn man in ein fremdes Land, mit unbekannter Kultur/Gebräuchen, unbekannter Sprache kommt. Und selbst wenn man um Hilfe bitten will, kann dies niemand verstehen, weil du halt Außerirdisch sprichst. Du bist komisch für sie, und sie sind komisch für dich.

Und dann ist dazwischen ein Mensch ohne Mimik (oder mit erkennbarer Maske), einer, der anders läuft, sich anders bewegt, als die anderen, anders guckt als die anderen. Sich auf irgendeine andere Art anders verhält. Vielleicht nicht so wie ich, aber so, dass ich es verstehe. Nur weil ich zum Beispiel viele Worte spreche, bedeutete es ja nicht, dass ich zu jedem Zeitpunkt alle Worte spreche. Und manche spreche ich gar nicht, obwohl ich sie kenne. Natürlich muss das nicht immer ein/e diagnostiziert/e Autist:in sein. Es genügt, wenn die Person irgendwo auf dem Spektrum zu sein scheint.

Ich kann dieses „anders“ nicht wirklich beschreiben/definieren/festlegen, denn jede/r Autist:in ist individuell. Aber als ich dieses „die eigene Spezies erkennen“ gelesen habe, sind mir direkt einige Beispiele eingefallen von Menschen, die ich kannte/kenne, aber auch von fremden Menschen, die ich nur kurz mal gesehen habe. Und selbst für die Online-Welt fällt mir spontan jemand ein. Dies rein am schriftlichen zu erkennen finde ich sehr schwer, aber nicht unmöglich. Das ist, so finde ich, stark abhängig von der Selbst-Beschreibung. Aber vieles findet inzwischen ja auch über eine Sprachnachricht/Videochat-Funktion statt.

Bisher habe ich darauf nie bewusst geachtet, obwohl es mir durchaus aufgefallen ist. In Zukunft werde ich aber wohl dann, wenn sich die Gelegenheit bietet, bewusst daran denken. 🙂

Autismus: Overload, Meltdown, Shutdown und die Löffel-Theorie

In diesem Beitrag geht es um Overload, Meltdown und Shutdown. Eigentlich hatte ich geplant, jedes Thema in einem eigenen Beitrag zu bearbeiten. Da diese aber oftmals im engen Zusammenhang zueinander stehen, kommt hier nun eine Zusammenfassung. Da sich im Internet viele dieser Erklärungen auf Kinder (manchmal auch nur auf männliche Kinder) beziehen (weil das Wissen über Autismus bei den meisten Menschen bei „Hans“ Asperger stehen geblieben ist), geht es hier speziell um Erwachsene (‚biologische‘ Männer UND Frauen). Natürlich kann sich das bei Kindern dennoch ähnlich äußern, dazu habe ich jedoch kaum etwas gelesen.

Wie immer gilt: Alles kann – nichts muss. Jeder ist individuell. Sicherlich habe ich im Folgenden auch nicht jeden Aspekt berücksichtigt, sonst würde daraus ein Buch werden. Es handelt sich also um einen groben Überblick.

Vorab würde ich gern etwas über die Löffel-Theorie von Christine Miserandino schreiben. Wem diese bekannt ist, kann den folgenden Absatz überspringen. Zur Geschichte reicht kurzes googeln.

Die Theorie besagt, dass gesunde Menschen an einem Tag unbegrenzt Löffel (die für Energie stehen) zur Verfügung haben. Chronisch Kranke bzw. Menschen mit Behinderung haben, je nach Behinderung/Ausprägung eine begrenzte Anzahl von Löffeln. In dieser Theorie wurden 12 Löffel genommen. Diese Löffel müssen sehr gut verplant werden, denn man „muss ja heutzutage ein funktionierendes Mitglied der Gesellschaft sein“. Ich bin also im Bett und ein neuer Tag startet:

  1. Löffel – Aufstehen
  2. Löffel – Ausziehen
  3. Löffel – Duschen
  4. Löffel – Abtrocknen
  5. Löffel – Kleidung auswählen
  6. Löffel – Anziehen
  7. Löffel – Haare machen
  8. Löffel – Aufräumtätigkeiten
  9. Löffel – Kaffee machen
  10. Löffel – Essen bereiten
  11. Löffel – Essen und trinken
  12. Löffel – Tasche für die Arbeit packen

Hab zwar keine Löffel mehr, muss trotzdem arbeiten. Und nun? Und was ist mit meinen Interessen? Und dem Haushalt? Einkaufen? Haustiere versorgen? Und trinken? Essen? Und, und, und… Und wenn die Routine gestört ist, oder der Schlaf von schlechter Qualität war, sind es nicht mal 12 Löffel. Ich denke, dass diese Theorie gut in das folgende Thema passt.

Overload: Reizüberflutung

Unsere Umgebung, und daher unser Inneres, ist ständigen Reizen ausgesetzt. Normalerweise werden Reize, die nicht wichtig sind, automatisch ausgeblendet. Und auch Reize, die man nicht so leicht ausblenden kann, wie zum Beispiel lautes Bohren, sehr kaltes Wetter, etc. werden in der Regel so verarbeitet, dass sie den Alltag nicht lange beeinträchtigen. Ich bewundere Menschen, die am Nachmittag noch die Energie haben, zu Kochen, sich mit Freunden zu beschäftigen, usw.

Menschen mit einer Reizfilterschwäche können wenig bis gar nichts ausblenden. Man stellt sich vor Auto zu fahren. Man ist konzentriert und kommt wie mit einem Tunnelblick plötzlich irgendwo an. Wenn aber keine Reize gefiltert werden sieht man: Strich, Strich, Strich, Baum, Baum, Vogel, Wolke, Wolke, Auto, Kennzeichen lesen, noch eins, noch eins, noch eins, fünfzig Meter links ist dieses, 50 Meter rechts jenes, bunte Schilder, Lichter, ein Graffiti, Müll, Müll, Müll, der eine Telefoniert, Bilder auf LKW’s, Regen, Sonne, ein Brummen, es ruckelt…Naja, und gefühlt tausend weitere Reize Das alles passiert gleichzeitig in jeder Sekunde. Irgendwo hat man auch noch Platz für eigene Gedanken, für Pläne, für Eventualitäten. Das bezieht sich auf jede Situation am Tag. Auf alle Sinneseindrücke! Dies bedeutet ständiger Stress.

Gerade beim hoch-funktionalem Autismus, werden daraus resultierende Probleme/Einschränkungen oftmals nicht ernst genommen. Dabei ist der einzige Unterschied zum niedrig-funktionalem, dass diese besser Maskieren können (was zusätzlich eine große Anstrengung erfordert). Ich halte nichts von der Kategorisierung hoch und niedrig. Der einen Gruppe wird Unterstützung verwehrt (weil Probleme nicht leicht sichtbar sind), der anderen die gezielte Förderung (weil Fähigkeiten nicht gesehen werden/die Menschen stark unterschätzt werden)

(mögliche) Symptome:

Das übliche wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Bauchschmerzen, Unwohlsein.

  • Chronischer Stress (geminderte Lebenserwartung)
  • Verlust der Sinne (zum Beispiel verschwommene Sicht oder Mutismus, …)
  • Wahrnehmungseinschränkung (Bedürfnisse wie Durst, Hunger, Schmerz, Toilette, Müdigkeit, Hitze/Kälte, etc. werden nicht oder nicht korrekt wahrgenommen)
  • Burn-Out, Agoraphobie, soziale Phobie, Depressionen, Panikstörung, und weitere psychische Erkrankungen

Wirklich helfen kann da nur eines: Rückzug.

  • Das ist in einigen Fällen nicht möglich. Daher gibt es noch diverse Hilfsmittel beim Stimming (da muss man herausfinden, was helfen könnte), Geräusch-unterdrückende Kopfhörer, Sonnenbrille…
  • Wenn es jedoch zum Äußersten kommt, dann gerät man in einen Meltdown.

Meltdown – Kernschmelze (nicht zu verwechseln mit einem Wutausbruch)

Während eines Meltdowns ist man in der Regel nicht oder nur sehr eingeschränkt zugänglich für äußere Einflüsse. Die Umgebung und der Betroffene muss diese Situation aushalten. Der Körper entlädt sich schlagartig von angestauten Reizen. Die Anspannung geht über jedes Ziel hinaus. Dies äußert sich sehr unterschiedlich.

Weinen, schreien, schlagen, kratzen, boxen, etc.. Nur selten ist man anderen gegenüber aggressiv (zum Beispiel, wenn man den Betroffenen mit weiteren reizen belastet). Es wirkt wie ein Wutanfall oder ein hysterischer Anfall. Das ist es jedoch nicht. Der Betroffene denkt in diesem Moment nicht darüber nach, was ihm hilft. Die Handlungen sind Reflexartig. Die Dauer beschränkt sich in der Regel auf einige Minuten.

Trotzdem kann man in diesem Moment helfen! Reize reduzieren, autoaggressives Verhalten umleiten (Stoff zerreißen, weiche Gegenstände zum schlagen, etc.) In manchen Fällen kann man auch kurze Fragen stellen, manchmal können sich Betroffene noch ein wenig äußern. Man kann Anteil nehmen. Abstand halten und trotzdem da sein. Nicht auslachen oder anstarren. Auch kann es helfen, den Betroffenen sehr fest zu umarmen (ist jedoch mit Vorsicht zu genießen) Dabei muss möglichst viel Körperoberfläche umfasst werden. Das Nervensystem fährt dadurch herunter und der Betroffene entspannt sich wieder.

Darauf folgt häufig ein Shutdown – Abschalten (nicht zwangsläufig nach einem Meltdown, oftmals auch direkt nach dem Overload)

Der Betroffene ist dann oft nicht mehr ansprechbar und zieht sich zurück. Die Umwelt wird kaum bis gar nicht mehr wahrgenommen. Dabei spielt es keine Rolle, was an diesem Tag noch wichtig gewesen wäre. Man zieht sich komplett in sich zurück. Die Dauer ist hier deutlich länger von einigen Stunden bis hin zu einigen Wochen. Die Ausprägung ist wieder sehr unterschiedlich. Im schlimmsten Fall nehmen Betroffene kein Bedürfnis mehr wahr. Auch keine Schmerzreize. Sehr plump ausgedrückt könnte man sagen, dass Betroffene dabei, während sie in Urin und Kot liegend in einer Decke eingewickelt sind, verhungern und verdursten (können). Das wäre jedoch der schlimmste Fall und bedarf natürlich sofortiger Unterstützung. Die Reize sind auf ein Minimum zu reduzieren und die Person wird bei Bedarf mit trinken/essen versorgt, auf Bedürfnisse sollte geachtet werden, wenn die Versorgung nicht selbstständig erfolgt.

Meine Shutdown-Erfahrungen beziehen sich meist auf einige Stunden. Hilfreich ist es, wenn ich Essen und Trinken am Bett habe. Oftmals ist dies aber nicht mehr nötig, weil ich inzwischen sehr stark auf mich achte und diese Situation meist nur noch sehr abgeschwächt ein oder zwei Stunden anhält.

Autismus: Grenzen

Wenn ich mich über diverse Kanäle mit anderen Autist:innen austausche, komme ich immer wieder mit dem Thema ‚Grenzen‘ in Kontakt. Ob es die Grenze ist, etwas nicht zu können und es trotzdem tun zu müssen, weil es erwartet wird. Oder etwas tun oder zulassen zu müssen, obwohl man es nicht möchte (zum Beispiel gesellschaftliche Anlässe). Oder aber Routinen brechen zu müssen, weil man heutzutage schließlich spontan und flexibel zu sein hat. Oder man muss körperliche Berührungen zulassen, weil die andere Person das so möchte (und diese möchte man ggf. nicht enttäuschen) oder für die Person selbst ist es nicht schlimm (zum Beispiel Berührungen im Bus oder an der Supermarktkasse)

Autist:innen sind dann nicht selten sehr Reizüberflutet und melden sich mit verzweifelten Worten. „Ich habe wieder unangemessen reagiert“ „Mir wurde gesagt, dass ich übertreibe“ „Ich habe einfach mitgemacht, konnte es jedoch nicht gut und wurde deshalb ausgelacht“ Die Liste könnte lang sein und kann manchmal sogar darin enden, dass man sich selbst dafür hasst, dass man ist, wie man ist. Und wenn dieses Karussell sich über Jahre im Kreis dreht, können daraus Krankheiten entstehen, die vermeidbar gewesen wären. Ich selbst habe verschiedene Traumata und chronische Depressionen in fast 30 Jahren angesammelt, weil ich meine Grenzen nicht durchgesetzt habe.

Therapeutische Hilfe ist in diesen Fällen so selten, wie ein sechser im Lotto. Und fachgerechte Hilfe, auf Autismus spezalisiert, ist so selten, dass es mir allenfalls als Gerücht bekannt ist.

Während eines autistischen Burnouts war ich selbst auf Therapeuten-Suche. Und wie nicht anders zu erwarten: ich habe keinen gefunden. Und das, obwohl ich nicht gerade dörflich Lebe. Ich habe also in einem großen Umkreis gesucht und ungefähr 100 Therapeuten kontaktiert. Zum Gespräch eingeladen wurde ich von einem. Dieser war sehr nett und das Gespräch ist mir angenehm in Erinnerung geblieben. Leider hatte dieser nicht die Kapazitäten, die ich gebraucht hätte. Er konnte mir 10 Stunden anbieten. Wir waren uns einig, dass das nichts bringt. Von Autismus hatte er gar keine Ahnung. Das war für mich jedoch nicht schlimm, und auch keine Überraschung. Ich konnte ihm einiges erklären und er meinte zum Schluss, dass er dies sehr interessant findet und sich weiter belesen wird.

Das Gespräch war also gut, doch die Aussicht für mich natürlich schlecht.

Ich weiß nicht genau wann, aber irgendwann habe ich es aufgegeben. Selbst dieser dinglichkeits-Code war ein Witz. Dieser brachte mir eine akut-Stunde ein. Das Gespräch war nach einer viertel Stunde vorbei. Vom Gefühl her war das eher eine Lücke im Terminplan, die (finanziell gesehen) gefüllt werden sollte.

Meine Psychiaterin war dann…ach, da mag ich gar nichts drüber sagen. Ein mal im Monat habe ich da gesessen, ihr gesagt, dass es mir besser geht, mit den Pillen, die sie mir verschrieben hat. Und das wars. Die einzige Schwirigkeit bestand darin, die Beipackzettel auswendig zu lernen und immer genau zu wissen, wann ich wohl ein neues Rezept brauche von den Tabletten, die ich nicht genommen habe. Denn auch imaginäre Tabletten müssen weniger werden. Und die zahlreichen Nebenwirkungen sind selbstverständlich nach und nach verschwunden. Man, konnte ich eine Show abziehen.

Trotzdem war ich ohne fachliche Unterstützung nicht untätig. Und das Thema Grenzen spielt hier eine zentrale Rolle. Denn ich habe nie auf meine Grenzen Rücksicht genommen. Erst dann, wenn ich vor lauter Depressionen manchmal Monatelang nicht mehr aus dem Bett kam. Ich war schon so weit zu denken, dass das eben zu mir gehört und dass ich eben so bin. Aber das stimmte nicht. Natürlich habe ich diverse Traumata erlebt (darauf möchte ich im öffentlichen Raum nicht näher eingehen) und auch die Depressionen werden vermutlich nie gänzlich verschwinden. Es gibt immer Momente, in denen ich einfach zu viel Nachdenke. Aber es geht mir inzwischen deutlich besser! Und ein wichtiger Grund dafür ist, dass ich meine Grenzen kennengelernt habe und auch gelernt habe, diese umzusetzen.

Es gibt Menschen, denen kann man das direkt sagen. Es gibt aber auch Menschen, die die Grenzen lächerlich finden. (Zum Beispiel wenn man bei einer Feier eben nicht tanzen möchte) Für letztere kann ich die gute alte Ausrede empfehlen. Mal kurz aufs Klo, mit Übelkeit an die Luft, etc. Für andere Menschen mag das eine Kleinigkeit sein, für manch eine:n Autisten/Autistin bedeutet es, im Anschluss mit einem Overload oder einem Shutdown die nächsten Stunden verbringen zu müssen. Oder im schlimmsten Fall einem (nicht mehr zu unterdrückendem) Meltdown, womit man so ziemlich alle Blicke auf sich zieht.

(Zum Thema Meltdown, Shutdown und Overload wird es noch Beiträge geben)

Dann gibt es aber die wirklich wichtigen Grenzen. Und da ist es wichtig zu wissen, dass man es niemandem recht machen muss, ausser sich selbst. Man muss keine Berührungen ertragen, Gespräche führen, wenn andere sie führen wollen, einspringen, mehr Arbeiten, als es möglich ist. Und man muss auch nicht an privaten Veranstaltungen teilnehmen, wenn man genau weiß, dass die Aktivitäten dort nicht auf die Bedürfnisse angepasst werden. Man will auch nicht ständig mit einer Hinweis-Plakette herumlaufen, auf der steht, dass man autistisch ist. (Klappt eh nicht, hab’s versucht. Beachtet kein Mensch. Gebt also in dieser Sache kein Geld aus)

Ich habe gelernt zu sagen, wenn ich etwas nicht will. Und wenn man das erst mal gelernt hat, fällt einem auf, dass viele Menschen keine Grenzen respektieren. Aber dann werde ich lauter. Und wenn es sein muss, dann werde ich auch frech. Und nein, ich arbeite keine 40 Stunden Woche. Mein (jetziger)Arbeitgeber ist da auch sehr Rücksichtsvoll und geht auf meine Bedürfnisse ein, die die Behinderung mit sich bringt. Manchmal werde ich von Kolleg:innen noch gefragt, weshalb ich denn so und so arbeite, ob ich das wegen einem Stall voll Kinder machen würde (denn das könnten sie verstehen) Aber nein, ich habe kein Problem mehr damit zuzugeben, dass ich Grenzen habe. Ich tue das also nur für mich. (Witzigerweise habe ich diese seinerzeit sogar im Anschreiben benannt, um mir selbst den Gefallen zu tun. Welcher zukünftige Arbeitgeber liest nicht gern von Grenzen 😉 Nun ja, dieser war auf jeden Fall begeistert)

Auch mit meinem Körper muss ich nicht das machen oder zulassen, was andere von mir erwarten. Meine kleinen Routinen sind ebenfalls wichtig. Ich habe gelernt, für mich selbst einzustehen! Grenzen sind wichtig, davon hängt ab, ob die Psyche gesund oder wenigstens stabil ist, oder nicht. Und wenn andere Menschen das nicht verstehen, dann erkläre ich es gern. Und wenn sie es nicht verstehen wollen, dann halt nicht: Tschüss.

Und wenn du deine Grenzen überschreitest (ob autistisch oder nicht), weil du denkst, dass du das musst, dann gebe ich dir den Rat:

N‘ Scheiss musst du. Deine Grenzen und Bedürfnisse sind wichtig! Und über alles Weitere kann man reden.

Autismus: Starren, glotzen, gaffen und Echolalie

Ein Thema, welches ich nun hier im Blog aufnehmen möchte, ist das Starren. Das wie, warum und dass dieses Verhalten, wie ich finde, der Echolalie gar nicht so unähnlich ist. Streng genommen habe ich dann schon zwei Themen, die ich kurz zusammenfassen möchte, bzw. aus meiner Erfahrung berichten möchte. Anzumerken ist hier, dass nicht jede/r Autist:in so ist. Jeder ist schließlich individuell. Und nicht jede/r, der das auch ein bisschen kennt, ist gleich Autist:in.

Wie bei allen anderen Bereichen hat dazu auch ein Austausch mit meiner Mutter stattgefunden, da sie sich an Begebenheiten erinnert, für die ich vor vielen Jahren noch zu klein war. Die Erinnerungen an mich als Kind (von Geburt bis 10. Lebensjahr) sind eher wage und oberflächlich. Doch im Bezug auf das Thema „Starren“, konnte mir meine Mutter eine Auffälligkeit berichten, die sehr häufig vorgekommen ist. Damals wie heute habe ich den direkten Kontakt zu anderen Menschen, wenn möglich, gemieden.
Ich konnte nichts mit ihnen anfagen, und sie nicht mit mir. Das liegt ganz einfach daran, dass die Menschensprache (bewusst verbal und unbewusst/teilbewusst nonverbal) grundverschieden ist.
Ob nun Kinder oder Erwachsene, die wenigsten nutzen eine direkte Kommunikation weitestgehend ohne Mimik und Gestik.

Oftmals wird auch etwas gesagt, was nicht zur Körpersprache passt. (Lächeln, obwohl man traurig ist…ich bin nicht böse sagen, obwohl man sauer ist…usw) Während bereits Kinder diese Sprachen sehr gut sprechen bzw. sehr schnell lernen (intuitiv) (dabei aber immer noch ehrlicher sind, als Erwachsene, finde ich), habe ich gar nichts gesprochen. Ich fand es aber faszinierend, all das zu lernen. Und so war es, dass ich, wann immer ich konnte, Menschen angestarrt habe. Das Auffällige war nicht das Starren an sich, sondern dass die (zu 99% fremden) Menschen darauf oftmals (negativ) reagiert haben. Ich habe das nicht wahrgenommen.

Für mich waren das Reaktionen, wie jede andere Reaktion. Und für mich zunächst auch nicht zuzuordnen. Die Reaktion war einfach nur da, ich habe diese nicht bewertet. Das besonders Auffällige war jedoch, dass die Menschen teils sehr böse reagiert haben. Sie haben zum Beispiel angedroht, ob ich geschlagen werden möchte, sollte ich damit nicht aufhören. Dies weiß ich nur aus der Erzählung meiner Mutter. Sie hat natürlich dafür gesorgt, dass ich nicht geschlagen werde und aufhöre den betreffenden Menschen anzustarren.

Das war und ist jedoch meine Art zu lernen bzw. möglichst angepasst in der Gesellschaft zu leben. Denn mit den Jahren habe ich verstanden, wenn mir jemand (auffällig) etwas böses wollte. Böse Hintergedanken zu erkennen fällt mir hingegen bis heute sehr schwer.

Man kann sich das vorstellen wie ein Mensch, der in ein Löwengehege geworfen wird. Man möchte nicht gefressen werden. Also kopiert man das Verhalten der Löwen zu 100%. Je mehr Löwen, desto mehr Kopien müssen angefertigt werden. Ist man am Ende noch man selbst? Nein. Aber man wird vielleicht irgendwann akzeptiert oder geht unsichtbar in der Masse unter. Man wird nicht gefressen. Ich wurde jedoch sehr lange zumindest angeknabbert (gemobbt). Verstanden habe ich das nie – bis heute nicht. Denn ich kann mich nicht daran erinnern, besonders unhöflich gewesen zu sein, oder jemandem geschadet zu haben.

Inzwischen kann man sich das das Innere meines Kopfes vorstellen, wie einen unendlichen Raum mit unzähligen Aktenschränken. Die Kopien sind nahezu grenzenlos und täglich kommen neue hinzu. Unter Menschen würde ich allenfalls noch naiv und introvertiert wirken. Dabei entspricht das eigentlich nicht meiner Persönlichkeit. In meinen 30 Jahren ist es bisher – immerhin – zwei mal vorgekommen, dass sich jemand die Mühe gemacht hat, sofern eine Basissymphatie meinerseits besteht, mich kennenzulernen. Sonst hat es niemand über eine meiner Kopien gewagt. Vermutlich nicht mal die Kopie erkannt. Aber darüber bin ich nicht traurig. Meine Persönlichkeit redet zum Beispiel sehr gerne und sehr viel. In dem Zusammenhang – auch ein Symptom (kann man das so sagen?) von Autismus: Ich weiß fast nie, wann ein Gespräch beginnt und wann es aufhört. Auch nicht, wann ich dran bin mit reden. Ich falle also sehr
oft ins Wort, wie mir des Öfteren gesagt wird. Beim letzten Bewerbungsgespräch ist es mir sogar selbst aufgefallen, der Chef kam kaum zu Wort. Und wenn der andere einfach lauter wird, dann werde ich automatisch noch lauter. (Hab den Job trotzdem bekommen :-))

Über ein Thema, welches mich interessiert, kann ich sehr lange Monologe halten. Und ich interessiere mich auch für geschichtliche Fakten (besonders im Zusammenhang mit Pflege und Medizin), die heute wohl die meisten Menschen nicht mehr interessiert. Zum Beispiel die Frage, wie und weshalb Menschen im Mittelalter in recht kurzen Betten geschlafen haben. Aber auch über anderes unnützes Wissen (aus unterschiedlichen Themenbereichen) könnte ich aufklären, wenn sich die Gelegenheit bietet. Meistens rede ich aber nur so mit mir selbst. Im Geiste natürlich, damit’s nicht ganz bescheuert, sondern eher verträumt wirkt.

Bevor ich weiter von Hölzchen auf Stöckchen komme, berichte ich noch kurz über die am Anfang erwähnte Echolalie. Meist bei frühkindlichen Autisten/verzögerter Sprachentwicklung. Davon war ich nicht betroffen, denn ich habe verhältnismäßig früh gesprochen und auch als ich das lesen gelernt habe, habe ich alles Gelesen, was lesbar war. Das war also soweit in der Norm. An mir selbst fällt mir das eher im Erwachsenenalter auf. Das Nachahmen von Worten und Geräuschen/Lauten. Das stereotype Wiederholen von Worten. Für kleine Kinder ist das ganz normal. Später macht man das für gewöhnlich nicht mehr. Aber auch das ist für mich auch eine Art der Kopie. Kopie vom Tonfall zum Beispiel. Also nicht nur wie (z.B.) Wut aussieht, sondern auch wie sie klingt. Und das mit allen Gefühlen und alles eventuellen Situationen.

Das alles ist eine nie endende Arbeit und ein grenzenloser Bedarf an Kopierpapier. 🙂

Einsiedler

Dieses dicke Freundschaftsding verstehe ich nicht. Ich bin gern allein in meiner Welt. Draußen muss ich so tun als ob, Maske auf und wie die Pinguine aus Madagascar „lächeln und winken“ – funktionieren im Rädchen der Gesellschaft. „Wie gehts dir…gut und dir…mir auch…was machst du…nichts und du…ehrliche Antwort? Zeit verschwenden“ Ich bin weiterhin bemüht, diese schlechte Angewohnheit abzulegen. Vermutlich mag ich eine Sache an dir, vielleicht auch zwei, aber der Rest interessiert mich vermutlich nicht. Ist nicht persönlich gemeint. Ich kanns eben einfach nicht. Über den Rest müsste ich hinwegsehen. Macht das jemanden zum Freund? Ich respektiere dich und bin höflich, wenn du es auch bist. Mit unfairness kann ich nicht umgehen. Als Freund hat man die Verpflichtung sich zu melden. Da hört’s schon auf bei mir. Wenn ich in meiner Welt bin, dann kann mir niemand auf den Sack gehen, weil ich nicht mal wahrnehme, dass jemand existiert. Wie soll ich dann einen freundschaftlichen Kontakt pflegen. Keine Zeit. Der Vorteil ist, dass nahezu niemand etwas mit so einem Menschen anfangen kann. Und sind wir somit am Ende nicht beide zufrieden?

Wenn ich nicht leben müsste um zu leben, würde ich meine Wohnung nie verlassen und wäre der glücklichste Einsiedler der Welt.

Autismus: Das Grundschulzeugnis und die uninteressanten Bücher

Lang, lang ist’s her und dennoch ergab sich vorhin die Gelegenheit mit meiner Mutter über meine Grundschulzeit zu sprechen. Und da fanden wir so einiges auf dem Zeugnis der dritten Klasse. Naja, das übliche, ich rede nicht und kann nicht mit Menschen. (Auf dieserlei Dinge gehe ich in einem anderen Beitrag genauer ein)

Aber das war gar nicht so interessant. Viel mehr die Tatsache, dass ich angeblich nicht gut mit meinen Schulmaterialien umgegangen sei. Daran konnte ich mich so gar nicht erinnern, weil ich mit den mir ausgeliehenen Dingen üblicherweise gut umgehe. Aber meine Mutter erinnerte sich sehr gut.

Die Bücher habe ich immer sehr schnell durchgearbeitet und somit wurden diese Bücher für mich langweilig. Das war aber kein Grund für mich, diese einfach beiseite zu legen. Ich begann zu basteln. Sie also wieder interessant zu gestalten. Das ist wohl so schlecht angekommen, dass es sogar im Zeugnis vermerkt wurde. Ich habe meiner Mutter darauf entgegnet, dass es wohl kaum meine Schuld war, dass der Unterricht und die damit verbundenen Materialien zu langweilig gestaltet wurden. Das ganze kann ich natürlich nur mit einem schmunzeln sagen.

Aber sie sagte mir auch, dass ich heute immer noch so bin. Zum Verständnis: wir Telefonieren immer per Video, daher sieht sie, was ich so mache. Und sie sagte mir, dass ich immer irgendetwas in der Hand habe und irgendwas gestalte. Oftmals nicht kreativ, sondern einfach nur mit den Dingen, die ich so um mich herum finde. Es hilft mir, mich besser konzentrieren zu können. Und beeinflussen kann ich das kaum. Es passiert einfach. Einen größeren Sinn gibt es da nicht.

Außer jemand erkennt den sinn darin zum Beispiel Verpackungsmüll klein zu schneiden, alles mögliche zu bemalen, Zettelchen zu falten, eine Tube Flüssigkleber zu entleren, nur um zu schauen, wie schnell das dann trocknet. Es werden Dinge gestapelt und alles hat irgendwie seinen Platz. Andere würden sagen, ein Schreibtisch mit Müllhaufen. Für mich hat da alles seinen Platz und einen Sinn.

Daraus ergeben sich stets ‚was wäre wenn‘ Fragen. Aber diese nun noch zu stellen wäre in meinem Fall nun wirklich Sinnlos. Aber für die Kinder von heute können wir sie stellen.