Autistin

Autismus Erfahrung: Routine und Struktur

Ein kurzer Beitrag zum Thema Routinen und Struktur – und wie das bei mir so ist.

Oft wird vermutet, dass Autist:innen eintönig sind, dass der Tagesablauf immer gleich ist, wegen der Routinen. Dem ist aber nicht so. Insbesondere dann nicht, wenn sich zum Autismus noch AD(H)S gesellt. Oder psychische Erkrankungen (Depressionen, PTBS, etc.) Vielen Autist:innen fällt es nicht schwer, Routinen zu entwickeln, meistens kommt das ganz von selbst. Sie sind da und dann wird das so gemacht. Und da sich das Leben bewegt, wandelt, bewegen sich auch die Routinen. Meist nicht so oft, weil Veränderungen nicht so leicht zu bewältigen sind, aber gelegentlich kommt das vor.

Routinen („Gewohnheiten“) bieten Sicherheit im Alltag und schützen vor einer Reizüberflutung. Wenn diese mal nicht eingehalten werden können, wird darauf unterschiedlich gestresst reagiert. Kommt da auch stark auf die Wichtigkeit der Routine an.

Sie haben jedoch im Grunde nicht viel mit der Struktur („Zusammensetzung aller Bestandteile“) im Alltag zu tun. Eine geordnete Struktur selbstständig zu entwickeln und auch ohne Unterstützung umzusetzen ist für die meisten Autist:innen oftmals unmöglich. Mir ist auf jeden Fall noch kein Autist begegnet, der das ohne fremde Hilfe reibungslos und langfristig geschafft hat. Trotzdem ist so etwas sehr wichtig – unter Einbindung der Routinen. Ein strukturierter Alltag kann zum Beispiel darin bestehen, immer zur Selben Zeit aufzustehen und zu Bett zu gehen. Und dazwischen eben die anfallenden Tätigkeiten – Beruf, Nahrungsaufnahme, Körperpflege, etc. zu festen Uhrzeiten. Manche können das mit Erinnerungstafeln, oder einer App.

Ich persönlich habe fast gar keine Struktur im Alltag, außer an den wenigen Tagen, an denen ich arbeite. Zwar stehe ich meist sehr früh auf und gehe spät zu Bett und mache oft die Selben Dinge, meinen Routinen und Interessen entsprechend, aber eine Struktur ist da nicht. Meist bin ich irgendwo auf nem anderen Stern. Das sorgt jedoch immer für einen gewissen Stresspegel. Ich bin jedoch ein Mensch, der sich kaum etwas sagen lässt, ein Freigeist, höflich ausgedrückt. Zu ehrlich, egoistisch und Arschloch mit viel Herz würde aber auch passen. Vielleicht weil ich sehr lange bevormundet und „unterdrückt“ wurde. Für die Dinge, die ich mag, hab ich quasi immer Pläne im Kopf, damit ich „spontan“ all die tollen Sachen tun könnte. Und wenn AD(H)S kickt, bin ich noch dazu sehr impulsiv. Für die Autistin in mir ist das alles sehr anstrengend, weshalb ich, wenn ich ein Smartphone wäre, immer nur so 10% geladen bin.

Eine vorgegebene Struktur würde mir also theoretisch helfen, wenn ich diese denn zulassen würde. Ich halte mich eben an meine kleinen Routinen und an sehr viel Zeit/Ruhe für mich.

Autismus Erfahrung: zum „weiblichen Autismus“ in sexistischer Gesellschaft

Die Diagnosekriterien sind nicht abhängig vom Geschlecht. Die zentralen Kriterien, auch „Symptomtrias“ genannt, die immer gegeben sein müssen sind: Stereotypes und repetitives Verhalten/Bewegungen, eingeschränkte Kommunikationsfähigkeit/Sprache, eingeschränkte soziale Interaktion/zwischenmenschliche Beziehungen.

Und das ist durchaus korrekt so, ebenfalls wissenschaftlich belegt. Gut und schlecht. Warum? Und warum werden Frauen dann seltener und oft erst spät diagnostiziert? Nun, weil Fachärzte (jetzt hackt sie wieder auf den Fachärzten herum ;-)) oftmals noch im Zeitalter von Hans Asperger feststecken. Denn selbstverständlich können (nicht müssen) diese drei Kriterien, welche erfüllt sein müssen, ganz unterschiedlich in Erscheinung treten. Und Frauen sind da schlichtweg unsichtbarer. Und das liegt am Frauenbild, an dem, was von Frau eben so verlangt wird. Klar, das Bild von der braven Hausfrau hinterm Herd ist nicht mehr so häufig präsent, aber das muss es auch gar nicht.

Es genügt, dass Mädchen eher wohlerzogen wirken müssen, während Jungs eben auch mal Jungs sein dürfen. Wenn ein Mädchen ausflippt, dann ist es ne kleine Zicke. Wenn ein Junge ausflippt, ist er eben ein Junge, der mal Junge sein darf. In Erziehungsthemen bin ich nicht allzu bewandert, das was ich aber am Rande so mitbekomme ist, dass sich dieses gerade hier und da ändert.

Die erwachsenen Frauen haben das aber noch so gelernt. Man nimmt zum Beispiel in Fachkreisen an, dass sich Spezialinteressen auf Naturwissenschaften beziehen (müssen), bzw. auf andere (typische) Männerdomänen (klassisch auch Programmierer, IT-ler). Und so könnte es zum Beispiel sein, dass eine Autistin den ganzen Tag näht, sich schminkt und die perfekte Bügelstrategie entwickelt. Klingt scherzhaft, ist aber absolut möglich. Weibliche Autisten sind häufig im künstlerischen Bereich anzutreffen, so auch ich. Wobei ich persönlich auch nicht an der typischen Naturwissenschaft vorbeigekommen bin. In unserer sexistischen Gesellschaft ist es aber eben oft noch so, dass Männer dieses ausleben können, frei darauf hinarbeiten können, auch beruflich, während Frauen lieber was anderes machen sollen. Am besten etwas, was Raum für Kinder lässt. Schließlich sind Frauen unterm Strich dafür da.

Ja, das erlebe ich oft. Geschockte Menschen, die es nicht verstehen können, dass ich kein Interesse daran habe, einen Stall voll Kinder zu hüten. Man ist als Frau tatsächlich ein bisschen weniger Wert.

Mir sind schon einige autistische Mütter begegnet, die ihre Kinder selbstverständlich lieben und sich gut um sie kümmern, aber kaum mehr Zeit mehr für sich selbst haben (und vielleicht für Interessen, die nicht „typisch weiblich“ sind. Für eine Autistin kann das sehr zermürbend sein. Und genau das interessiert dann kaum jemanden, denn sie hat ja ihren Soll erfüllt. Natürlich gibt es auch Autist:innen mit Kinderwunsch, vielleicht sogar als (weiteres untypisches) Spezialinteresse, und selbst für mich wär’s inzwischen wohl ok. Aber eben nur ok.

Für männliche Diagnostiker, bzw. für Diagnostiker:innen, die sich am typischen (männlichen) Autismus orientieren, ist dieser weibliche Autismus eben aufgrund unserer sexistischen Gesellschaft oft nicht leicht zu erkennen. Weil es anders aussehen kann. Zum Beispiel statt „ausflippen/rumschreien“ (Jungs) „schweigen/Schüchternheit“ (Mädchen)

Trotzdem müssen die oben genannten Symptomtrias vorhanden sein. Wie auch immer sie in Erscheinung treten.

Liebeserklärung

Als Kind, ich war gerade mal drei Jahre alt, meinten die anderen Mütter mit ihren gleichaltrigen zu meiner Mutter, ihr Kind, ich, müsse mit den Anderen spielen. Sozialverhalten und so. Wir setzten uns alle in einen Kreis. Ich stand auf, ging in die Mitte des Kreises und sagte meiner Mutter laut, dass ich sie hasse. Dann ging ich weg. Wahre Geschichte. Ich habe Menschen noch nie ertragen, schon gar nicht die gleichaltrigen. Und das werde ich auch nie. Ich weiß, wie man Menschen vertreibt. Instinkt oder Reflex oder beides und so. Die flüchten von selbst. Aber wenn dieses überaus seltene Phänomen stattfindet, dass ich einen Menschen zwar meistens nicht ertrage, aber ein bisschen dann schon, kommt das meiner größtmöglichen Liebeserklärung gleich. Aufrichtig, ehrlich, aus tiefster Seele, auf Ewig und mit all meinen überschwappenden Gefühlen, die kaum ein Mensch erträgt.

Statt zu lieben
halte ich dich aus 
Und du? 

Autismus Erfahrung: Noch mal etwas zur Kommunikation (zwischen autistischer und nicht-autistischer Person)

Gestern habe ich etwas gesehen, das mir zuvor noch nie an mir oder an anderen aufgefallen ist. Ein Video. Es geht um die Kommunikation zwischen einer autistischen Person und einer nicht-autistischen Person. Ich habe mal reflektiert und festgestellt, dass mich das auch sehr häufig betrifft. Bisher hatte ich das gar nicht bewusst wahrgenommen.

Wenn mir eine nicht-autistische Person eine Frage stellt, antworte ich oft sehr ausufernd. Natürlich nur, wenn ich gut über die mir gestellte Frage informiert bin. Meistens handelt es sich um medizinische Fragen, die werden mir recht oft gestellt. Aber auch auf andere Fragen antworte ich offenbar oft zu ausführlich. Und manchmal bekomme ich als Reaktion so ein „war doch nur ne Frage.“ Oder das Sprichwort „musst doch nicht gleich krummer Hund zu mir sagen“ ist mir sehr bekannt. Ich bin dann eher irritiert, denn ich habe ganz normal geantwortet. Das Problem ist, wenn ich über etwas viel erzählen kann und es sich dann auch noch um ein Spezialinteresse handelt, maskiere ich kaum noch, die Stimme wird monoton und ich rede ohne Punkt und Komma. Ich will einfach alle Informationen herausgeben, die ich habe. Oft ist es so viel, dass ich Tage, gelegentlich sogar Wochen später das Thema aufgreife und meine Antwort ergänze.

Nun, und genau das kommt bei neurotypischen / nicht-autistischen Menschen manchmal nicht gut an. Meine Antwort wird so empfunden, als hätte ich mich durch die Frage angegriffen gefühlt (btw, ich nehme jede Frage gerne entgegen, nur brauche ich manchmal länger mit einer Antwort). Ich kann mich nicht daran erinnern, mich je durch eine Frage angegriffen gefühlt zu haben. Von offenkundig dummen Fragen bin ich jedoch gelegentlich genervt. Das sind dann so Fragen, für die ein wenig logisches Denken ausreicht, oder auch ein minimaler Blick in https://gidbf.com/

Das kommt aber sehr selten vor.

Neurotypische Menschen denken offenbar manchmal, dass ich mich mit einer Antwort quasi rechtfertige oder dass ich einfach klugscheiße. Kurze, oberflächliche Antworten scheinen besser anzukommen, aber sind die denn auch hilfreich? Dann hat man doch nicht viele Informationen. Ich verstehe das nicht. Wenn ich etwas wissen will, dann am liebsten alles und auf einmal. Und ich freue mich immer über Fragen, denn dadurch können sowohl Andere etwas neues erfahren, aber ich kann auch Lücken erkennen. Mein Partner fragte mich zum Beispiel gestern, was „sternum“ auf deutsch heißt. Das wusste ich mal, aber ich hatte es vergessen. Das war wieder ein kleiner Kurzschluss im Hirn. 😉 Hab natürlich umgehend nachgeschaut!

Okay, die Antworten sind nicht immer ausufernd, das Thema muss mich sehr interessieren und dann kommt es auch darauf an, wie viel Energie ich übrig habe. Aber sehr ausführliche Antworten kommen manchmal nicht gut an. Wieder was neues erfahren.

Ich mag trotzdem weiterhin persönliche oder allgemeine Fragen, am liebsten zu meinen Interessen. Und ich antworte weiterhin wie ich will. 😉

Autismus Erfahrung: Stimming

Eines meiner Lieblingsthemen, wohl weil es mich den ganzen Tag begleitet – manchmal merke ich es gar nicht, weil es unbewusst passiert. Vorweg sei gesagt, jeder Mensch, der (Dis-/Eu-) Stress empfindet, betreibt Stimming. Wer hat nicht schon mal das Etikett einer Flasche abgefummelt oder mit den Fingerspitzen auf dem Tisch herumgeklackert? Vielleicht auch mit den Beinen gewippt oder auf der Unterlippe herumgeknabbert. Das (und Ähnliches) sind normale Reaktionen auf eine Art Stress (Aufregung, Nervosität, etc.) Bei Autist:innen ist es etwas anders.

Das Thema Reizüberflutung kam bereits des Öfteren zur Sprache, jedoch noch nicht in einem gesonderten Beitrag. Das sollte ich bei Zeiten nachholen. Nun, es kam dennoch sehr häufig in anderen Beiträgen vor, weil die Reizüberflutung ein zentrales Problem bei Autismus darstellt. Die Frage dabei ist, wie wird das kompensiert? Und da kommt das Stimming ins Spiel.

Stimming ist so individuell unter Autist:innen, wie die Menschen selbst. Sprich: da hat jeder so seine Vorlieben und Gewohnheiten, bzw. Erprobtes.

Was ist Stimming für Autist:innen? Autist:innen stehen nicht immer, aber die meiste Zeit unter Stress aufgrund von permanenten Reizen, welche ungefiltert eindringen. Von meiner Seite aus kann ich sagen, dass das für mich normal ist – kenne mich ja nicht anders. Ich stehe also nicht den ganzen Tag da und denke „was hab ich wieder Stress“. Das sage ich höchstens dann, wenn mein Stresslevel ungewöhnlich und auffallend hoch ist. Ich kann also sehr lange gelassen sein, oder zumindest so wirken. Das war natürlich nicht immer so, ich denke das bringt die Lebenserfahrung und die Erfahrung, mit sich selbst. Aber zurück: Stimming ist selbst stimulierendes Verhalten.

Klassisch motorische Handlungen wie das Hin- und Herschaukeln, das Händeflattern (ganz oft bei Freude), verschiedenes lautieren, schaukeln in Embryonalstellung. Manche berichten davon, manchmal dabei in einer Art Trance zu sein.

Die verschiedenen Arten von Stimming finden über die Sinnesorgane statt. Also sehen, hören, fühlen, riechen, schmecken und auch das Gleichgewicht. Dazu wenige Beispiele, die Auswahl ist da sehr breit gefächert.

Visuell:

  • Objekte anstarren (Kennt ihr diese kleinentanzenden Solar-Wackel-Figuren? Hab so ne Eule auf meinem Schreibtisch stehen, die finde ich sehr toll.)
  • Licht an und aus schalten (gleichzeitig Akustisch – klicken)
  • Handbewegungen/Zittern/Finger bewegen beobachten
  • Schatten, Bilder, Lichtpunkte,
  • Sekundenzeiger verfolgen
  • etc.

Akustisch:

  • Geräusche (selbst erzeugte wie summen, brummen, knurren, etc. oder bestimmte Musik, Klänge)
  • Klopf und Klick Geräusche
  • wiederholen von Sprache – Gedichte, Songtexte, Film/Serie (sehr häufig höre ich stundenlang den selben Song)

Taktil:

  • Dinge berühren (bestimmte Stoffe, das Haustier, in der Natur Gras/Bäume, etc.)
  • mit den Fingern tippen
  • kratzen (hätte gern nen Kratzbaum in Menschengröße)
  • monotone Handbewegungen

Geruchs- und Geschmackssinn:

  • an verschiedenen Dingen/Personen riechen (könnte halt alles mögliche sein) ich dachte lange Zeit, dass es normal ist, Streichhölzer anzuzünden, nur um die Flamme dann auszupusten, um zu schnüffeln. 😀
  • Dinge in den Mund stecken
  • lecken, trinken oder essen, Zähne putzen

Vestibulär:

  • wippen
  • auf einem Bein stehen oder hocken
  • schaukeln
  • drehen (dazu habe ich eine sehr lustige Geschichte aus meiner Kindheit, darin komme ich, eine Barbie und eine Öl-Duftkerze vor)

Ich persönlich betreibe Stimming sehr viel über meine Finger (taktil, visuell, akustisch)

  • malen (nicht immer mit Sinn, einfach nur so kritzeln, weil der glitzernde Edding zum Beispiel gefällt, (auch riecht), das kratzige Geräusch.
  • Zettel zerreißen, in immer kleinere Stückchen
  • Musik hören (sehr oft eine bestimmte Playlist, oder über Stunden den selben Song)
  • an knisternden Dingen herumspielen
  • und vieles mehr, je nachdem was sich um mich herum befindet
  • uvm.

Das Händeflattern mache ich auch manchmal, oder mit den Handflächen auf die Oberschenkel klatschen, allgemein Händeklatschen. Wippen mit dem ganzen Körper oder mit den Beinen, im Bett liegend hin und her schaukeln, usw.

Wenn ich nicht allein bin, unterdrücke ich diese Dinge manchmal, das eine mehr, das andere weniger. Das konnte ich bisher nur schlecht ablegen, weshalb ich meinen Stresslevel dann schlechter regulieren kann.

Auch in der Schule ist mir das sehr schwer gefallen, ich litt quasi unter ständigen Kopfschmerzen. Still sitzen war ne Pflichtübung. Die Geräuschkulisse, die ich von ca. dreißig weiteren Schüler:innen im Rücken hatte, war aber offenbar ok. 😉 War keine leichte Zeit.

Autismus Erfahrung: 10 Literaturempfehlungen

Literaturempfehlungen für erwachsene Frauen, aber auch für alle anderen. 🙂

Die Liste ist klein, aber mal mehr und mal weniger fein. Man muss einfach bedenken, dass die meisten Bücher Autismus im Kindes-Alter beschreiben – und dazu wird noch immer sehr häufig von (Fach)-Menschen angenommen, dass Autismus bei Mädchen/Frauen nicht oder nur sehr selten vorkommt. Die Forschung und darauf aufbauend das Wissen und die Sensibilisierung hat höflich ausgedrückt Nachholbedarf. Die Lieste (für erwachsene betroffene Frauen) kann gern in den Kommentaren ergänzt werden.

Die Preise beziehen sich auf Neu-Preise.

Interessantes:

1. Wer sich für die Geschichte von Euthanasie in der NS-Zeit und die Geschichte der Autismusdiagnose interessiert, dem empfehle ich „Aspergers Kinder – Die Geburt des Autismus im Dritten Reich“ von Edith Sheffer. Manches klingt sehr voreingenommen, die Meinung über Hans Asperger stand gefühlt schon fest, bevor mit den Recherchen begonnen wurde. Man kann dieses Buch aber wunderbar nutzen, um sich anderweitig tiefer zu informieren, um sich eine eigene Meinung zu bilden. Er trat der NSDAP nicht bei, war jedoch daran beteiligt, autistische/behinderte Kinder zu kategorisieren. In wieweit er nun für den Tod von (zu dieser Zeit unbrauchbaren) Kindern verantwortlich war, oder eben für das Überleben „Genialer Kinder“, bleibt umstritten.

ISBN: 978-3593509433 Preis: 29,95€

2. Als Ergänzung zur Entstehung der Diagnose „Geniale Störung“ von Steve Silberman

ISBN: 978-3832198459 Preis: 28,00€

Hilfreiches und Wissenswertes:

1. Die vielen Farben des Autismus (Spektrum, Ursachen,Diagnose,Therapie und Beratung) von Dr. med. Thomas Girsberger. Es gibt mehrere Auflagen, ich selbst habe die 5., aktualisierte Auflage.

Kurz und knackig ein Paar Fakten, leicht verständlich und es wird sogar auf die Schwierigkeiten bei Frauen eingegangen, wenn ich da auch eine Aussage auf Seite 98 ergänzen würde. („… Defizite bei Mädchen mit Asperger-Syndrom in der Regel etwas weniger ausgeprägt als bei Jungen. Mädchen neigen eher dazu, andere Mädchen in ihrer Umgebung genau zu beobachten und deren Verhalten, von dem sie ja wissen, dass es anstrebenswert gilt, nachzuahmen und zu kopieren.“) Ja, das stimmt. Die Begründung fehlt mir dann aber. Denn sie neigen nicht einfach so dazu, die Gesellschaft spielt eine große Rolle! Während Jungs „kleine Schlingel“ sein dürfen, müssen Mädchen immer brav sein. Oder mussten es zumindest, als die bedürfnisorientierte Erziehung noch nicht so modern war, wie sie es heute ist. Im gesamten aber sehr lesenswert und auch ein kleiner Hoffnungsträger, dass nicht alle Mediziner die Augen verschließen, sobald es um Autismus bei Frauen geht. Zum Teil wird das sogar kritisiert/für bedenklich befunden. Darüber hinaus finden sich aber auch nützliche Tipps für den Alltag, nicht ausschließlich, aber überwiegend für Kinder und Jugendliche. Aber doch so, dass man durchaus auch als Erwachsener das ein oder andere für sich nutzen kann. Ein dünnes Buch mit sehr viel Inhalt!

ISBN: 978-3170387003 Preis: 29,00€

2. Autismus – (m)eine andere Wahrnehmung von Gee Vero.

Eine Autistin, die im Alter von 38 Jahren diagnostiziert wurde.

Nicht alles empfinde ich genau so, Menschen sind eben individuell. Dieses Buch ist jedoch ein muss für jede erwachsene weibliche Autistin – und auch für deren Angehörige. Als Autistin wird man schon vom ersten Satz abgeholt und durch das ganze Buch mitgenommen. Außerdem gefällt mir die Schriftgröße und der Zeilenabstand. Ich hatte kaum Probleme damit, die selbe Zeile wieder und wieder zu lesen und brauchte dabei auch kein Lesezeichen als Hilfsmittel. Ihre Beschreibung der autistischen Wahrnehmung, ihrer persönlichen Wahrnehmung hat mir dabei geholfen, mich selbst besser wahrzunehmen und auch meine zahlreich vorhandenen Eigenarten zu akzeptieren und sogar an mir zu mögen. Die Autorin hat weitere Bücher veröffentlicht.

ISBN: 978-1784079734 Preis: ca. 27€

3. Autismus und Wahrnehmung – Eine Welt aus Farben und Details von Christoph Müller

Ein wissenschaftliches Buch über den Kenntnisstand zur visuellen Wahrnehmung. (Aus dem Jahre 2007, dennoch interessant) Zwar über Kinder, aber das stört hier gar nicht, denn es handelt sich ja nicht um ein Selbsthilfe-Buch oder Ähnliches.

ISBN: 978-3828894235 Preis: 24,90

4. Eine Welt – zwei Wahrnehmungen. Wie Autisten die Welt erleben und was sie darüber denken.

Autoren sind Guido Kopp und Katrin Moser

Wieder zu empfehlen für Frauen! Es bietet sowohl persönliche Sichtweisen, als auch wissenschaftliche Anteile.

ISBN: ‎978-3662606933 Preis: 27,99€

5. Anders sein – Asperger-Syndrom und Hochfunktionaler Autismus im Erwachsenenalter – Ein Ratgeber von Kai Vogeley .. ich habe davon die erste Auflage.

Nun, es ist, was es ist. Ein Ratgeber, für mich persönlich inhaltlich kein hilfreicher Ratgeber. Sehr viel Thema auf wenigen Seiten. Problemorientiert. Inhalt, naja, teilweise bedenklich. Für grobe Informationen völlig ausreichend, wer mehr zu ausgewählten Themen wissen will, findet hier jedoch sehr viel Inspiration. Wenn man so gar nicht weiß, wonach man suchen soll. Die Überschriften empfinde ich dahingehend als hilfreich. Manchmal fragte ich mich aber, wer genau das Problem hat? Der Autist oder die Umgebung. Ich jedenfalls leide nicht darunter „Small-Talk“ nicht besonders gut zu beherrschen und habe auch nicht das Bedürfnis dies therapieren zu lassen.

ISBN: 978-3621279338 Preis: 32,95€

6. Autismus – Das Selbsthilfebuch von Silke Lipinski

Sehr gut für Anfänger und (Selbst-)Hilfesuchende. Und gewiss auch hilfreich. Wenn man sich jedoch bereits intensiver mit der Thematik auseinandergesetzt hat, ist vieles bereits bekannt.

ISBN: 978-3867391726 Preis:17,00€

7. In mir ist es laut und Bunt von Arthur Fleischmann mit Carly Fleischmann

Nun, das ist die Geschichte von der autistischen Tochter Carly und ihrem Vater. An sich gut zu lesen. Grausam aber auch, denn die Tochter wird von klein auf von einem Therapeuten zum Nächsten geschliffen. Und ganz hoch im Kurs steht die ABA-Therapie, mit welcher Autist:innen leider immer noch gequält werden. Natürlich ist es verständlich, seinem Kind helfen zu wollen. Aber da gibt es geeignetere Therapie-Ansätze, sofern eine Autismus-Therapie überhaupt nötig ist.

Ihre Sicht gefällt mir sehr gut.

ISBN: 978-3453640498 Preis: (Gebraucht) 3,19€

8. Aspergirls von Rudy Simone

Als autistische Frau/Jugendliche muss man quasi darüber stolpern. Schließlich spricht uns der Titel schon direkt an. Ich habe meine Ausgabe gebraucht gekauft und das beste darin ist – der/die Vorbesitzer/in hat jede Menge Anmerkungen hinterlassen. 😀 Das Buch beinhaltet sehr viele „Fakten“, die als allgemeingültig dargestellt werden, ohne es zu sein. Ich habe mich darin genauso oft wieder erkannt, wie eben gar nicht. Lesenswert ist es aber.

ISBN: 978-3407859464 Preis: 19,95€

Eine sinnlose Information zum Schluss – während ich diesen Beitrag verfasste, betrieb mitten auf meinem PC-Bildschirm eine dicke Fliege Körperpflege. Ich finde Körperpflege wichtig und gut, daher ließ ich sie in ruhe machen.

Autismus Erfahrung: Die eigene Spezies erkennen

Einer schlechten Angewohnheit ist es geschuldet, dass ich nun spontan diesen Beitrag verfasse. Denn wie an jedem Morgen schaue ich, noch bevor ich aufstehe, erst mal durch mein Smartphone. Ich muss ja wissen, was es neues gibt. Und etwas altes/bekanntes/neues habe ich tatsächlich gefunden. Und dann hatte ich dieses seltene Zugehörigkeitsgefühl. Diesen Aha-Effekt. Und das Gefühl, nicht so fremd zu sein. Und Facebook bekam auch wieder einen Sinn, denn das nutze ich nur für die Autist:innen Gruppen.

Und dort wurde in einem Austausch thematisiert, dass man als Autist:in, die „eigene Spezies“ erkennt. Man ist ja häufig und automatisch damit beschäftigt, andere Menschen zu scannen. Und das meiste ist, für mich zumindest, ziemlich weird. Wie wenn man in ein fremdes Land, mit unbekannter Kultur/Gebräuchen, unbekannter Sprache kommt. Und selbst wenn man um Hilfe bitten will, kann dies niemand verstehen, weil du halt Außerirdisch sprichst. Du bist komisch für sie, und sie sind komisch für dich.

Und dann ist dazwischen ein Mensch ohne Mimik (oder mit erkennbarer Maske), einer, der anders läuft, sich anders bewegt, als die anderen, anders guckt als die anderen. Sich auf irgendeine andere Art anders verhält. Vielleicht nicht so wie ich, aber so, dass ich es verstehe. Nur weil ich zum Beispiel viele Worte spreche, bedeutete es ja nicht, dass ich zu jedem Zeitpunkt alle Worte spreche. Und manche spreche ich gar nicht, obwohl ich sie kenne. Natürlich muss das nicht immer ein/e diagnostiziert/e Autist:in sein. Es genügt, wenn die Person irgendwo auf dem Spektrum zu sein scheint.

Ich kann dieses „anders“ nicht wirklich beschreiben/definieren/festlegen, denn jede/r Autist:in ist individuell. Aber als ich dieses „die eigene Spezies erkennen“ gelesen habe, sind mir direkt einige Beispiele eingefallen von Menschen, die ich kannte/kenne, aber auch von fremden Menschen, die ich nur kurz mal gesehen habe. Und selbst für die Online-Welt fällt mir spontan jemand ein. Dies rein am schriftlichen zu erkennen finde ich sehr schwer, aber nicht unmöglich. Das ist, so finde ich, stark abhängig von der Selbst-Beschreibung. Aber vieles findet inzwischen ja auch über eine Sprachnachricht/Videochat-Funktion statt.

Bisher habe ich darauf nie bewusst geachtet, obwohl es mir durchaus aufgefallen ist. In Zukunft werde ich aber wohl dann, wenn sich die Gelegenheit bietet, bewusst daran denken. 🙂

Autismus: Starren, glotzen, gaffen und Echolalie

Ein Thema, welches ich nun hier im Blog aufnehmen möchte, ist das Starren. Das wie, warum und dass dieses Verhalten, wie ich finde, der Echolalie gar nicht so unähnlich ist. Streng genommen habe ich dann schon zwei Themen, die ich kurz zusammenfassen möchte, bzw. aus meiner Erfahrung berichten möchte. Anzumerken ist hier, dass nicht jede/r Autist:in so ist. Jeder ist schließlich individuell. Und nicht jede/r, der das auch ein bisschen kennt, ist gleich Autist:in.

Wie bei allen anderen Bereichen hat dazu auch ein Austausch mit meiner Mutter stattgefunden, da sie sich an Begebenheiten erinnert, für die ich vor vielen Jahren noch zu klein war. Die Erinnerungen an mich als Kind (von Geburt bis 10. Lebensjahr) sind eher wage und oberflächlich. Doch im Bezug auf das Thema „Starren“, konnte mir meine Mutter eine Auffälligkeit berichten, die sehr häufig vorgekommen ist. Damals wie heute habe ich den direkten Kontakt zu anderen Menschen, wenn möglich, gemieden.
Ich konnte nichts mit ihnen anfagen, und sie nicht mit mir. Das liegt ganz einfach daran, dass die Menschensprache (bewusst verbal und unbewusst/teilbewusst nonverbal) grundverschieden ist.
Ob nun Kinder oder Erwachsene, die wenigsten nutzen eine direkte Kommunikation weitestgehend ohne Mimik und Gestik.

Oftmals wird auch etwas gesagt, was nicht zur Körpersprache passt. (Lächeln, obwohl man traurig ist…ich bin nicht böse sagen, obwohl man sauer ist…usw) Während bereits Kinder diese Sprachen sehr gut sprechen bzw. sehr schnell lernen (intuitiv) (dabei aber immer noch ehrlicher sind, als Erwachsene, finde ich), habe ich gar nichts gesprochen. Ich fand es aber faszinierend, all das zu lernen. Und so war es, dass ich, wann immer ich konnte, Menschen angestarrt habe. Das Auffällige war nicht das Starren an sich, sondern dass die (zu 99% fremden) Menschen darauf oftmals (negativ) reagiert haben. Ich habe das nicht wahrgenommen.

Für mich waren das Reaktionen, wie jede andere Reaktion. Und für mich zunächst auch nicht zuzuordnen. Die Reaktion war einfach nur da, ich habe diese nicht bewertet. Das besonders Auffällige war jedoch, dass die Menschen teils sehr böse reagiert haben. Sie haben zum Beispiel angedroht, ob ich geschlagen werden möchte, sollte ich damit nicht aufhören. Dies weiß ich nur aus der Erzählung meiner Mutter. Sie hat natürlich dafür gesorgt, dass ich nicht geschlagen werde und aufhöre den betreffenden Menschen anzustarren.

Das war und ist jedoch meine Art zu lernen bzw. möglichst angepasst in der Gesellschaft zu leben. Denn mit den Jahren habe ich verstanden, wenn mir jemand (auffällig) etwas böses wollte. Böse Hintergedanken zu erkennen fällt mir hingegen bis heute sehr schwer.

Man kann sich das vorstellen wie ein Mensch, der in ein Löwengehege geworfen wird. Man möchte nicht gefressen werden. Also kopiert man das Verhalten der Löwen zu 100%. Je mehr Löwen, desto mehr Kopien müssen angefertigt werden. Ist man am Ende noch man selbst? Nein. Aber man wird vielleicht irgendwann akzeptiert oder geht unsichtbar in der Masse unter. Man wird nicht gefressen. Ich wurde jedoch sehr lange zumindest angeknabbert (gemobbt). Verstanden habe ich das nie – bis heute nicht. Denn ich kann mich nicht daran erinnern, besonders unhöflich gewesen zu sein, oder jemandem geschadet zu haben.

Inzwischen kann man sich das das Innere meines Kopfes vorstellen, wie einen unendlichen Raum mit unzähligen Aktenschränken. Die Kopien sind nahezu grenzenlos und täglich kommen neue hinzu. Unter Menschen würde ich allenfalls noch naiv und introvertiert wirken. Dabei entspricht das eigentlich nicht meiner Persönlichkeit. In meinen 30 Jahren ist es bisher – immerhin – zwei mal vorgekommen, dass sich jemand die Mühe gemacht hat, sofern eine Basissymphatie meinerseits besteht, mich kennenzulernen. Sonst hat es niemand über eine meiner Kopien gewagt. Vermutlich nicht mal die Kopie erkannt. Aber darüber bin ich nicht traurig. Meine Persönlichkeit redet zum Beispiel sehr gerne und sehr viel. In dem Zusammenhang – auch ein Symptom (kann man das so sagen?) von Autismus: Ich weiß fast nie, wann ein Gespräch beginnt und wann es aufhört. Auch nicht, wann ich dran bin mit reden. Ich falle also sehr
oft ins Wort, wie mir des Öfteren gesagt wird. Beim letzten Bewerbungsgespräch ist es mir sogar selbst aufgefallen, der Chef kam kaum zu Wort. Und wenn der andere einfach lauter wird, dann werde ich automatisch noch lauter. (Hab den Job trotzdem bekommen :-))

Über ein Thema, welches mich interessiert, kann ich sehr lange Monologe halten. Und ich interessiere mich auch für geschichtliche Fakten (besonders im Zusammenhang mit Pflege und Medizin), die heute wohl die meisten Menschen nicht mehr interessiert. Zum Beispiel die Frage, wie und weshalb Menschen im Mittelalter in recht kurzen Betten geschlafen haben. Aber auch über anderes unnützes Wissen (aus unterschiedlichen Themenbereichen) könnte ich aufklären, wenn sich die Gelegenheit bietet. Meistens rede ich aber nur so mit mir selbst. Im Geiste natürlich, damit’s nicht ganz bescheuert, sondern eher verträumt wirkt.

Bevor ich weiter von Hölzchen auf Stöckchen komme, berichte ich noch kurz über die am Anfang erwähnte Echolalie. Meist bei frühkindlichen Autisten/verzögerter Sprachentwicklung. Davon war ich nicht betroffen, denn ich habe verhältnismäßig früh gesprochen und auch als ich das lesen gelernt habe, habe ich alles Gelesen, was lesbar war. Das war also soweit in der Norm. An mir selbst fällt mir das eher im Erwachsenenalter auf. Das Nachahmen von Worten und Geräuschen/Lauten. Das stereotype Wiederholen von Worten. Für kleine Kinder ist das ganz normal. Später macht man das für gewöhnlich nicht mehr. Aber auch das ist für mich auch eine Art der Kopie. Kopie vom Tonfall zum Beispiel. Also nicht nur wie (z.B.) Wut aussieht, sondern auch wie sie klingt. Und das mit allen Gefühlen und alles eventuellen Situationen.

Das alles ist eine nie endende Arbeit und ein grenzenloser Bedarf an Kopierpapier. 🙂

Einsiedler

Dieses dicke Freundschaftsding verstehe ich nicht. Ich bin gern allein in meiner Welt. Draußen muss ich so tun als ob, Maske auf und wie die Pinguine aus Madagascar „lächeln und winken“ – funktionieren im Rädchen der Gesellschaft. „Wie gehts dir…gut und dir…mir auch…was machst du…nichts und du…ehrliche Antwort? Zeit verschwenden“ Ich bin weiterhin bemüht, diese schlechte Angewohnheit abzulegen. Vermutlich mag ich eine Sache an dir, vielleicht auch zwei, aber der Rest interessiert mich vermutlich nicht. Ist nicht persönlich gemeint. Ich kanns eben einfach nicht. Über den Rest müsste ich hinwegsehen. Macht das jemanden zum Freund? Ich respektiere dich und bin höflich, wenn du es auch bist. Mit unfairness kann ich nicht umgehen. Als Freund hat man die Verpflichtung sich zu melden. Da hört’s schon auf bei mir. Wenn ich in meiner Welt bin, dann kann mir niemand auf den Sack gehen, weil ich nicht mal wahrnehme, dass jemand existiert. Wie soll ich dann einen freundschaftlichen Kontakt pflegen. Keine Zeit. Der Vorteil ist, dass nahezu niemand etwas mit so einem Menschen anfangen kann. Und sind wir somit am Ende nicht beide zufrieden?

Wenn ich nicht leben müsste um zu leben, würde ich meine Wohnung nie verlassen und wäre der glücklichste Einsiedler der Welt.

Autismus: Das Grundschulzeugnis und die uninteressanten Bücher

Lang, lang ist’s her und dennoch ergab sich vorhin die Gelegenheit mit meiner Mutter über meine Grundschulzeit zu sprechen. Und da fanden wir so einiges auf dem Zeugnis der dritten Klasse. Naja, das übliche, ich rede nicht und kann nicht mit Menschen. (Auf dieserlei Dinge gehe ich in einem anderen Beitrag genauer ein)

Aber das war gar nicht so interessant. Viel mehr die Tatsache, dass ich angeblich nicht gut mit meinen Schulmaterialien umgegangen sei. Daran konnte ich mich so gar nicht erinnern, weil ich mit den mir ausgeliehenen Dingen üblicherweise gut umgehe. Aber meine Mutter erinnerte sich sehr gut.

Die Bücher habe ich immer sehr schnell durchgearbeitet und somit wurden diese Bücher für mich langweilig. Das war aber kein Grund für mich, diese einfach beiseite zu legen. Ich begann zu basteln. Sie also wieder interessant zu gestalten. Das ist wohl so schlecht angekommen, dass es sogar im Zeugnis vermerkt wurde. Ich habe meiner Mutter darauf entgegnet, dass es wohl kaum meine Schuld war, dass der Unterricht und die damit verbundenen Materialien zu langweilig gestaltet wurden. Das ganze kann ich natürlich nur mit einem schmunzeln sagen.

Aber sie sagte mir auch, dass ich heute immer noch so bin. Zum Verständnis: wir Telefonieren immer per Video, daher sieht sie, was ich so mache. Und sie sagte mir, dass ich immer irgendetwas in der Hand habe und irgendwas gestalte. Oftmals nicht kreativ, sondern einfach nur mit den Dingen, die ich so um mich herum finde. Es hilft mir, mich besser konzentrieren zu können. Und beeinflussen kann ich das kaum. Es passiert einfach. Einen größeren Sinn gibt es da nicht.

Außer jemand erkennt den sinn darin zum Beispiel Verpackungsmüll klein zu schneiden, alles mögliche zu bemalen, Zettelchen zu falten, eine Tube Flüssigkleber zu entleren, nur um zu schauen, wie schnell das dann trocknet. Es werden Dinge gestapelt und alles hat irgendwie seinen Platz. Andere würden sagen, ein Schreibtisch mit Müllhaufen. Für mich hat da alles seinen Platz und einen Sinn.

Daraus ergeben sich stets ‚was wäre wenn‘ Fragen. Aber diese nun noch zu stellen wäre in meinem Fall nun wirklich Sinnlos. Aber für die Kinder von heute können wir sie stellen.

Neubelebung meines Blogs :-)

Lange Zeit war es still hier, aber das möchte ich nun gerne ändern! Aber am Anfang direkt mal die Frage: wer von meinen Verfolger:innen ist eigentlich noch da? Gerne ein mal kommentieren oder ein anderes Lebenszeichen hinterlassen. 🙂

In diesem Beitrag möchte ich ein wenig über mich berichten bzw. über das, was so los war, aber auch über die Pläne, die ich zukünftig hier umsetzen möchte.

Mir fällt natürlich auf, dass sich der Editor hier komplett verändert hat. Da werde ich mich neu hineinfinden müssen, weil ich mit der Formatierung unheimlich pingelig bin. 🙂 Aber für diesen Beitrag ist das erst mal nicht allzu wichtig.

Zu erst ein mal zu mir: Das ich (oder die meisten Anderen ^^) ein Alien zu sein scheine, das war mir ja schon immer klar. Seit einiger Zeit habe ich aber sehr viel über mich lernen – und mich akzeptieren können. Ich bin kein Alien, einfach nur Autistin. In den letzten Monaten habe ich es sogar geschafft, auch meine berufliche Umgebung an mich anzupassen. Und so ergibt es sich, dass ich frei genung bin, um diesen Blog wieder aktiv zu betreiben.

Nun zu meinen Plänen für diesen Blog: wieder anknüpfen möchte ich an etwas Kunst (aktuell Epoxidharz, aber das wechselt und macht nur einen kleinen Teil aus). Weiterhin möchte ich meine Lyrik/Prosa/Kurzgeschichten wieder aufleben lassen! Das wird einen größeren Teil ausmachen – also wie gehabt.

Neu wird sein, dass ich über Neurodiversität schreiben möchte. Über meine persönlichen Erfahrungen insbesondere Autismus, selektiven Mutismus und Depressionen. Aber auch über allgemeine Informationen zu diesen Themen. Auch über die Barrierefreiheit und dann und wann evtl. auch über Menschen mit Behinderung in unserem (deutschen) System.

Fragen und Anregungen sind sehr willkommen (sowohl per Mail, als auch per Kommentar)

so.

manchmal fühle ich mich toxisch
will mein letztes geld nehmen
und so weit fahren
bis ich irgendwo im nirgendwo bin

das system ist weg von mir
und ich bin raus aus dem system
löscht mich, ich hasse euch
mehr als ihr mich hasst

lieber fresse ich den müll der gesellschaft
als selbst im abfall zu enden
mit einer maske die mich frisst
nur damit ihr lachen könnt

wie ein schwarzes loch bin ich
aus dem system gefallen
aber meine würde behalte ich
das ist mein einziges recht

© Amy Herzog

Die Vorurteile haben Hunger,
ein „guter“ Koch den Löffel schwingt,
reich eingedeckt mit falschen Infos,
dabei den vielen Schwachsinn singt.

Und mit dem Wissen auf die Menschheit,
zur Hälfte zwar, doch das genügt,
der Andere hat die zweite bei sich,
doch dieser sich dort auch vergnügt.

Der Koch hat viele tolle Namen,
ne Suchmaschine nenn ich ihn,
warum denn auch Betroffene fragen?
der Koch hat leichtere Kalorien.

Fragt doch lieber mal die Menschen,
so altmodisch das klingen mag,
ihr könntet dabei etwas lernen,
was euch der Koch wohl niemals sagt.

© Amy Herzog