abschied

Ich bin gegangen.

Du kannst mich nicht studieren.
Ich bin gegangen.
Hautlose Knochen sitzen
und schweigen im Rhythmus
von Grasgeflüster.
Den kalten Kuss geschenkt
nur ein Lächeln
liegt verstaubt in deiner Hand.

Du kannst mich nicht mehr lieben,
denn das Wahre ist gegangen
und schaut nicht zurück.

© Amy Herzog

die vergessene Blume

Die Erde unter meinen Füßen
duftet nach Regen und eben diesem Frühling
der nur weiche Brotkrumen hinterlässt
und lässt die Schweigepflicht auch Poren
öffnen ist die eine Blume doch verloren
wenn sie als einzige blüht

So welkt sie trotz des vielen Regens
und verliert das kleine Glück des Lebens
ich doch nur ein Weg zurück
verspreche mir doch weiter geradeaus
und breche dieses nicht
die kleine Blume längst vergessen
trinke ich von deinem wortsanften Regen
auch dann nicht, wenn er mich
mit weichen Lippen küsst

© Amy Herzog

ein letztes lied

melancholisch
heiser singende stimme
wiegt heut schwerer
kratzt aus letztem loch
geschlossene augen
singen lauter
vielleicht in deine wohung
nur wie lange noch
singe ich
ein ganzes lied bloß
erlaube ich mir
danach trinke ich selbst
die stimme klar
und glaube mir das letzte
nein, das so schwer
wie tiefreißend in mir war

© Amy Herzog

Abschied

So blütenjunge Frau
und Sehnsucht blühe auf
duftet zweiter Frühling
deine süße Liebe schweigt

Spiegelbild in grau
und stirbt in meiner Nacht
deine leere Seite weint
zerfällt der Rest zu Staub

Geraubte junge Frau
in handvoll Tränen treibt
gereicht dem Wind den Kuss
und süßer Abschied bleibt

© Amy Herzog

Still.

Ich selbst doch bin die Letzte,
die dies hier all noch lesen kann,
nur kälter läuft’s dem Rücken,
wie Geister aus dem Grabgesang.

Bin ich’s, die sich hier wendet,
gar windend unter’m Wortgeröll,
doch schweigend zwischen Zeilen,
nur hörte niemand mein Gebrüll.

So rinnt es Jahr um Wasser,
ertrinke ich im letzten Wort,
wohl Ende sei’s gekommen,
herrscht Stille nun an diesem Ort.

 

© Amy Herzog

Der letzte Abschied.

Die letzte Umarmung:
irgendwie trägt sie alles,
was uns fest verband.
Und doch haben wir uns
in langsam wachsender
Kälte blind verrannt.

Der letzte Augenblick:
ein wenig Wehmut hält
das letzte Bild von uns.
Von unserm warmen Zelt,
doch reicht er nicht mal
für eine kleine Träne.

Der letzte laue Wind:
legt sich sanft zwischen
unsere entfernten Welten.
Traurig – wohl irgendwie,
wo doch keine Gedanken,
lassen mich schwanken.

© Amy Herzog

Geliebt habe ich

Geliebt habe ich,
durch Zeiten, sanft und wild,
doch dieser Sommer heller blüht,
und so verblasst das Bild.

Geliebt habe ich,
und doch die Zeit, sie rennt,
war ich einfach viel zu schnell,
so plötzlich bist du fremd.

Geliebt habe ich,
so bleibt ein kleines Wort,
gar unscheinbar in meiner Zeit,
bleibt nur  der Abschied dort.

© Amy Herzog

An Zeiten drehen…

Die Welt dreht müßig vor sich hin,
oh, wo mich noch der Wind vermisst,
ergibt doch weder Scham noch Sinn,
wenn alles doch die Zeit vergisst.

So ziehen Wolken mir vorbei,
gar schwebend vor Gelassenheit,
doch scheint es kurz darunter frei,
nur leise klopft die böse Zeit.

Und dreht die Welt doch immerfort,
den Abschied sich ein Jeder gönnt,
die Wünsche wehen letztlich dort,
wo ich an Zeiten drehen könnt‘.

© Amy Herzog

Deine Kunst lebt ewig…

Nur deine Kunst überlebt ewig,
schaltet mein düst’res Denken ein,
umschmeichelt meine Seele,
und erhellt die Schatten der Welt.
Und du? Schicke du nur deine
Wortmalerei vom Himmel,
deine Kunst findet einen Weg.
Wie sie ihn immer zu mir fand.
Ich kann sie noch sehen, dich,
wie du malst, schreibst, lachst,
in der unendlichen Sternenkunst
heute und in jeder weit’ren Nacht.

Niemals wirst du mir verstorben sein…

© Amy Herzog

Das Glück kommt wieder…

Irgendwann war ich dir mal nahe,
doch jetzt fehlst du und ich weine,
wenn ich wieder ein Bild von dir sehe,
bin ich dunkler als ich scheine.

Das Leben könnte ich verfluchen,
die Sonne scheint nur hin und wieder,
doch kann ich dich nicht weiter suchen,
ich singe stattdessen bunte Lieder.

Jetzt ich muss dann auch mal weiter,
erwachsen sein, vermutlich für immer,
verbleibe dennoch einfach heiter,
denn Tränen machen’s nur schlimmer.

Also höre ich endlich auf zu wein‘
das Schicksal ist nicht immer staubig,
das Glück kommt hier von ganz allein,
und ich bin nun nicht mehr traurig.

 

© Amy Herzog

Zu früh und zu weit…

Irgendwo dahinten leise erklingt,
Melancholie auf einsam weinenden Geigen,
wo gerade noch irgendwer dazwischen singt,
bin ich schon zu weit weg gegangen.

Aber schau mal, ich bin wohl viel zu weit,
ins offenstehende Meer geschwommen,
ich dachte ja noch, wir gehen zu zweit,
aber da hat sich mein Gefühl übernommen.

Erst gestern saß ich noch locker im Park,
beobachtete mein Hirn und mein Herz,
beides war ohne dich so leer und ich dacht‘,
„schwimmste doch einfach weg vom Schmerz“.

Doch jetzt wo ich hier gerade ertrinke,
fällt mir ein, gestern warst du doch am singen,
naja, zum Abschied sag‘ ich dir „Winke Winke“,
seh’n uns wieder, und werden zu zweit erklingen.

 

© Amy Herzog