
Vielleicht Leben

wann hören wir auf
uns aneinander vorbei zu denken
und beginnen…
© Amy Herzog
da sitzt du
starrend in deine Innerste
weiße Leinwand
wo sind all die Kratz-
und Bissspuren
die durch die Liebe eines Künstlers
in ebenso tiefer Leidenschaft
die Beschaffenheit
deiner Haut verändern, wo?
da sitzt du
weiße Leinwand
suchend
© Amy Herzog
es genügt mir nicht
das ganze ist
viel zu viel das alles
überschwappend
dies kleine wir
viel zu viel
aber nie genug
mehr meer
in so viel sterben
bevor es lebte
dieses wir
das alles
viel zu viel
ist niemals genug
wann sind wir viel
nicht zu viel
genügen
wir
© Amy Herzog
bahnhof in der nacht
niemand findet, niemand sucht
trunkenbold, der weise
singt von fernweh hinter kerzen
dies feuer aber leuchtet
mir die sehnsucht nach dem heim
unter kälte, unter schmerzen
sollt’s der nächste zug mir sein
kann nicht fühlen, nicht mehr sehen
wohin die roten blätter wehen
erbamungslos ihr glanz
so verrottet auch ihr letzter tanz
und weiß ich nicht wohin
bahnhof in der nacht
sag, wie laut schweigt dieses licht
sag, wie oft fährt diese bahn
und wieso finde ich dich nicht?
summt es denn lauter, summt es leiser
trunkenbold, sag bist du weiser?
singst von fernweh, singst von wärme
blendet mich denn nur mein herz
sag, was deutet diese liebe
find‘ ich weh, so find‘ ich heim
mein feuer in der ferne
© Amy Herzog
ausdruckslos wieder
ins fremde bett gesprungen
wollt mich nicht finden
nur verlieren
wieder
ich tue befreit
verschwinde unter asteria
dem vertrauten bild
das morgengrauen küsst
mich wach
beim nächsten mal, elpis
trocknet mein atem
so lass mich
(bedeutung) finden
© Amy Herzog
papierberge, leer
sie starren mich an
anstarren
ließt sich endlos
dieser abschiedsbrief
leben ist gedehnt
dehnbar, nur ein wenig
irgendwo sitzt
oder rennst du davon
in die nächste kleine leere
voll von lehren
ich will ausgelernt sein
ohne gefühl
ist die fallhöhe zu hoch
ich will ausgefüllt sein
zu viel abschied
schmeckt das leben
zu viel von mir
kreist wie feiner staub
um die welt
ich will liegen
zum erliegen kommen
gehen, stehen, atmen
leben be schreiben
alleine plus du
© Amy Herzog
zwei seelen
die sich vor hunderten
jahren
verloren haben
tanzen
allein
verloren, verirrt
verwirrt
worte und stimmen
gehörlos
im eigenen nebel
zeit erklimmen
finden
rasten, lieben
im körper eingesperrt
geblieben
tanzen
allein
schweben
irgendwann leben
im sterben
halten
fallen lassen
seelenfäden verblassen
werden eins
und frei
© Amy Herzog
ich sage, dass ich mir die sonne
wünsche
doch sie brennt
wie eine lüge auf meiner haut
die wahrheit ist
ich ersehne den regenfall
stark, fegend, den sturm
wie hinter dem rauschen und pfeifen
leise tropfen auf fensterbänken tanzen
leere straßen, freiheit atmen
ich will triefende haare
nasse wangen
blaue lippen
geschlossene augen
kreuzende hände
suchende perlen finden
die sich ineinander winden
kalte kleidung, warme körper
rennen, schutz suchend
sich selbst im einander findend finden
lachen, blicke, abschweifen
wortlos enden
lieben
schlafen
trocknen
© Amy Herzog
deine Beine fühlen schwerstes Blei so höre ich wohl deinen Schrei scheuern tiefer sinkend scharfe Ketten auf ausgezehrten Knochen hängen, ziehen goldverzierte Truhen all meine Geheimnisse lasse ich tief und tiefer in dir ruhen und du willst doch kannst sie nicht erreichen, brechen, lesen, bleichen meine Sickergrunbenseele unergründlich Kopf verdreht, die Glieder taub so schwer dein Herz verendet zehrend, liebend, leidend in meiner Handvoll Staub
© Amy Herzog
diskret beharrlich ist Geduld die Tugend oder ein sauberer Schnitt gewöhnlich fast so würd' ich's glatt vermissen wenn deine Erscheinung mich in der Ewigkeit vergisst in diesem Sinne vielen Dank wer auch immer du bist
© Amy Herzog
Hält mein Atem kurz inne
so ist es nur ein Tropf
auf heißem Stein
und wirbelt er doch meine Sinne
wild umher
gehört er mir, nur mir
allein
Wie klingt ein Stöhnen
welches sich in süßen Küssen
um die rote Sonne legt
und wie kleidet sich die Nacht
die zwischen uns
das weite Meer bewegt
Hält mein Atem immer inne
so bleibt das eine mein
stiehlt mir auch an diesem Abend
bloß nicht den Gedanken
dieser Tropf auf heißem Stein
wird er bis ins tiefe Ende
ewig meiner sein
© Amy Herzog
Es wird mir nicht überdrüssig und alles andere blende ich geschickt aus. Damit erfinde ich noch lange das Rad nicht neu, im Gegenteil, die Gummierung hat sich längst auf den Straßen verloren. Aber selbst auf kreischenden Felgen finde ich noch den Weg. Meine Briefe haben gewiss die Welt mehrfach umrundet, aber ich überlasse es dem Zufall, obwohl, oder gerade weil es mir die größte Herzensangelegenheit ist. Ich rede mir ein nicht zu wissen was schmerzhafter wäre, aber ich glaube mir nicht. Ich denke das beste wird sein bis in die Sterne zu warten. Im Schwebezustand erträgt es sich leichter. Und wenn ich dann immer noch den Weg finde, dann erfinde ich das Rad neu. Bis dahin blende ich die Dinge geschickt aus, und zähle die Weltumrundungen in zufälligen Zahlen.
© Amy Herzog
Niemand will dem anderen hinterherrennen. Nicht, weil der andere es nicht wert wäre, sondern weil ich ein Niemand bin. Und gewiss rennt mir niemand hinterher, nicht weil ich es nicht wert wäre, sondern weil auch du ein Niemand bist. Verirre mich im Labyrinth von endlosen Selbstgesprächen, hänge mich an Fragen auf und gebe mir selbst die Antworten, die nicht mal Google gefunden hätte. Und dann stehe ich morgens auf und stelle fest, dass reflektieren ein Euphemismus für wiederkäuen ist, schleppe mich in eine Welt voller Niemande, rege mich wieder darüber auf, dass jeder lächelt und nickt, aber keiner mehr die Wahrheit spricht. Am Ende des Tages bin ich müde von der Ignoranz, von deiner, von meiner. Aber ich bade nicht in meiner Sickergrube aus Selbstmitleid. Bevor ich dem Irrsinn gänzlich verfalle schalte ich das Licht aus. Auf meinem verirrten Weg stolpere ich über nichts und sammle fleißig weitere Fragen, die niemanden interessieren. Und ja, vielleicht bist du kein Niemand. Vielleicht bist du für mich nur so leichter zu tragen. Aber das wird hier niemals jemand fragen.
Am Ende liegt ein schweres Buch
eine große, unendliche Geschichte
die ich dir niemals zeigen kann
über die eine verlorene Jungfrau
und einen weit reisenden Mann
Ein suchend weinendes Herz ist er
ein Aufgebender, der nie aufgibt
und tausende am Wegesrand küsst
doch das, was er hat – reicht nicht
während er die Jungfrau vermisst
© Amy Herzog
Du ewiges Einerlei
was weiß ich
wohin Sehnsucht treibt
der Kopf ist Alt
das Herz bleibt Kind
aus halbem Wunsch
die andere blind
Du unsich’re Stadt
ich bleibe beim Hafen
dort, wo wir uns trafen
mein Bauch ist voll
das Blatt ist leer
doch lebe ich
was will ich mehr
Du kleines Kind
gar jungfräuliches Herz
sieh her, du kannst
Sehnsucht nicht mal schreiben
so hör auf zu leiden
und sei dir gewiss
dass alles was du weißt
am Ende anders ist
© Amy Herzog
Wer den einen Weg geht
nimmt bei der Hand
die Melancholie
weil der andere Weg
verwehrt bleibt
die Phantasie
treibt an
© Amy Herzog
Im Zweifel meiner Neugier
bist du ein Schatten
auf der Suche nach dem Licht
das dich besser sieht
als du dich selbst
So flieht dein Leib
das innere Kind
weil große, starke Männer
nun mal nicht so sind
Und bleibt dir nur ein Wort
keine Schulter, kein Schoß, kein Weib
nein, dein Leib bleibt Schatten
und Sehnsucht, die bis an’s zähe Ende
an deiner wunden Seele reibt
© Amy Herzog
Kopf ist voll
und kotzt sich aus
-seitenweise
unzusammenhängender Sinn
stehe im Anfang
und weiß nicht
wohin
© Amy Herzog
Immer einmal noch
folge auf leisen Schritten
von Freude bis Gelitten
durch die Nacht
Amnesiegetränkte Worte
zeichnen deinen Schatten
im Vollmondlicht
Windig ist die Nacht
trägt Flüstern in Orte
denen ich glaubte
doch sie hielten mich nicht
Verloren an der Gabelung
dunkellinks, dunkelrechts
renne wieder zurück
und ende
(wieder)
im Nichts
© Amy Herzog
Ich lebe im Wort
nur im Anfang ist Nichts
stört die Stille meinen Schrei
die in der Nacht erstickt
Papier zeichnet lauten Sturm
die Seiten tonnenschwer
mehr, immer mehr
Leer.
Ich lebe zum Ende
blutverkleckst auf Seite zehn
kann ich atmend, schwebend steh’n
die Offenbarung endlich seh’n
© Amy Herzog
Die Vorurteile haben Hunger,
ein „guter“ Koch den Löffel schwingt,
reich eingedeckt mit falschen Infos,
dabei den vielen Schwachsinn singt.
Und mit dem Wissen auf die Menschheit,
zur Hälfte zwar, doch das genügt,
der Andere hat die zweite bei sich,
doch dieser sich dort auch vergnügt.
Der Koch hat viele tolle Namen,
ne Suchmaschine nenn ich ihn,
warum denn auch Betroffene fragen?
der Koch hat leichtere Kalorien.
Fragt doch lieber mal die Menschen,
so altmodisch das klingen mag,
ihr könntet dabei etwas lernen,
was euch der Koch wohl niemals sagt.
© Amy Herzog
Eine Weile ist vergangen
Brotkrumen liegen am Rand
Nur zurück will ich nicht
Hier ist es doch schön
Wenn das Wasser fließt
–
Erkenne mich nicht wieder
Ich bin nicht mehr ich
Habe mich verloren
Mein Spiegelbild – eine Maske
Und das bin dann ich
–
Bin ich noch dahinten
Bin ich in mir verborgen
Ich wäre gerne ich
Nur wer kann verstehen
Fragen über Fragen
–
Nie wird es enden
Das Feuerwerk im Kopf
Nie wird es verstanden
Meine Sprache ist anders
Aber das bin doch ich
© Amy Herzog
Durchlöchert ist mein Hut
und an meinen Wimpern perlt der Regen.
Hektik herrscht um mich nur wegen:
Glück, das keiner kaufen kann.
Die Kälte dringt auf meine Haut,
doch ich bin längst zu Eis erstarrt.
Werd‘ ich denn bloß angestarrt?
Nur Blicke seh‘ ich nicht.
Stehe knietief in der Pfütze,
wie nur, wie nur komm ich raus?
Klingt fast, als lachte sie mich aus,
gemeinsam mit der Sonne.
Mein Hut ist durchlöchert
und ich bin mir verloren gegangen.
Bin im Boden versickert, verfangen,
nur die Reste seh‘ ich nicht.
© Amy Herzog
suche die Prosa in meiner Seele und
spucke Lyrik an kahl bleibende Wände
wühle mich gefühlt durch tausend Gassen
und frage mich wo die Wurzeln sind
die mich tragen, die mich fassen
und die Blätter die mich fliegen lassen
und sitze doch nur kalt und still
das ist es wohl was ich will
doch nein das ist es nicht, NEIN!
denn so bin ich doch nichts
nur einsam und allein
und meine Seele sucht
dann das Leben
(dann dich)
© Amy Herzog
Auf der Kirmes – buntes Treiben,
all die Sorgen sind kurz fort,
könnt es doch nur stets so bleiben,
hilft doch nur ein wahres Wort.
Nur ein Wort wie tausend Lichter,
lachen, Glück und Liebe sind,
so nimmst du sie doch auch mal öfter,
voller Macht wie Eis und Wind.
Wie die Wärme vieler Menschen,
reicht das Licht des Einen nun,
sei’s wie ein Leben auf der Kirmes,
doch nur mit wahrer Liebe tun.
© Amy Herzog
Wer denn sagt mir was ich sollte,
wenn ich doch was anderes wollte,
bleibt’s letztendlich doch mein Leben,
kann bloß ich mein bestes geben.
Wahrhaft in mein Herze sehen,
Tränen dort vor Sehnsucht flehen,
was mich einsperrt hier auf Erden,
muss am Schluss auch ich nur sterben.
Und wer sagt dann was ich sollte,
wenn ich nur glücklich sterben wollte,
doch bin ich heut‘ gewiss am Leben,
sollt‘ ich nur mein Glück mir geben.
© Amy Herzog
deine sonne will nicht zählen
bin vom rauch umzäunt
wendet sich mein heißes fleisch
doch nur von links gebräunt
eine seel‘ aus purem gold
nur bleibt die haut aus grauem blei
schwitzt mein herze blut
so tausendfach wie’s leiden sei
meine blümchen längst verkümmert
trottet leis der regen
kann nichts hören kann nichts sehen
und das nur deinetwegen
gab’s die suppe letzte woche
sei sie eingebrockt
trotz des welkens steigt der nebel
ist’s die sonne die mich lockt
wendet sich der wind zum rechten
wird die haut zu gold
und glänzt ein neuentdecktes leben
wenn’s nicht sterben sollt
© Amy Herzog
Steh‘ ich nur auf deiner Liste,
die Jahr um Jahr zu wertlos ist,
zwar ein Zeichen deines Herzens,
was du über die Zeit vermisst?
Doch am Ende stets verschwiegen,
schlaf auch ich nur hinterm Schein,
nur ein Augenblick sei kostbar,
bin auch ich doch letztlich klein.
Wird deine Liste weit bestehen,
mein Herz für deinen Atemzug,
mit deinem Lächeln vor den Tränen,
und dem wicht’gen Selbstbetrug.
© Amy Herzog
Was ich suchte
fand ich in keinem Wort
und zwischen keiner Zeile
nur jetzt, wo ich leise hier verweile
hinter fest verschlossenen Augen
beginnt es stumm zu regnen
mit einem Lächeln
wegen…
Ich kann nur schreiben
dass der Himmel hier blau ist
obwohl es seit einem Jahr regnet
und die Vögel sich bewegen
in lautesten Gesängen
nur ohne Luft
wegen…
Hinter verschlossenen Augen
liegt kein unbeschriebenes Papier
nur Händchenhaltend jetzt und hier
und alles was ihr draußen seht
ist Zeit, die niemals steht
Doch hier im Käfig
kann ich fliegend länger leben
wie an die Zeit den Sinn vergeben
und das alles wegen Regen
und noch mehr nur
wegen…
© Amy Herzog
Beneidest du den Baum
und jedes Blatt
wie es tanzt, Hand in Hand
fällt und schwebend
noch den Glanz des Regens hat
Geworfen in die Luft
bleibt ein lautes Lachen zurück
wie der Ruf zum Essen
fliegst du weiter
fliehst du schneller Richtung Glück
Den Weg kennt nur der Wind
lässt dich tragen
und während dir die Zeit vergeht
wie der Wind auch weiter weht
so stellst du keine Fragen
Nur der Baum trägt neue Blätter
folgen sie dir bald
und selbst im Leichtsinn
mit der Freiheit
wirst auch du noch alt
© Amy Herzog
ich bestehe aus Erinnerungen
doch damit kann ich nicht bestehen
kann mit ihnen nicht weiter gehen
wohin mich auch die Sehnsucht trägt
wie sie in meinem Körper sitzen
nur mein Herz will morgen schlagen
kann ich wohl über gestern klagen
doch nach morgen bringt’s mich nicht
gleich schon wird es dunkel werden
und mein Herz spricht allzu laut
es malt ein Bild woraus sich baut
mein Leben will ich hier und jetzt
© Amy Herzog
Und täglich lauern tausend Steine,
nur oftmals falle ich doch hin,
dann dreh‘ ich mich kurz an die Seite,
und plötzlich hat der Stein den Sinn.
Denn schaue ich nur stetig drunter,
was sich dann unterm Stein verbirgt,
es zaubert bunt ins graue lachen,
weil dieser auf mein Leben wirkt.
So falle ich dann in die Zukunft,
die ich zuvor noch nie geahnt,
ich steck‘ ihn einfach in die Tasche,
denn hier war Glück als Stein getarnt.
© Amy Herzog
man könnt‘ fast sagen
es fehlt mir
doch dann bin ich erstarrt
mit jedem wort und jeder luft
in mir nur stumm
verharrt
so fehlt es mir dann
keiner zeigt
das wort nur weiter
heiter schweigt
verdreht die welt in meinem kopf
verbinde ich den tränenzopf
ganz stramm im winkel
zu dem munde
deckt sodann die seelenwunde
stets mein lächeln ab
© Amy Herzog
Woran denn klammert sich meine Wurzel,
in dunklen Stunden, in Stürmen, im Sand,
leise getrieben von Furcht in den Flammen,
Gedanken getrieben bis zum Meeresrand.
Wo denn hier finde ich schützende Wände,
in Flammen, im Treiben, im ängstlichen Mut,
stehe mit nichts als den Händen voll Asche,
und warte verloren am Rande auf Flut.
Wo denn noch finde ich blühende Wege,
umgeben von Asche bleibt Hoffnung ergraut,
ich springe in meterhoch schlagende Wellen,
in Hoffnung die Wurzel dann Liebe erbaut.
© Amy Herzog
Wenn ich schlafen könnte,
wo ich doch nicht mehr atme,
dann würde ich jetzt schlafen.
Doch ich suche nach Farben,
während ich Schokolade fresse.
Sie schmeckt nur nach Asche.
Und reibt sich um mein Herz.
Pumpt durch mein kaltes Blut,
bis in meine tränenden Augen.
Alles was ich finde bleibt grau.
Doch kann ich nicht schlafen,
und lebe in der farblosen Kälte.
© Amy Herzog
Und ich warte auf ein Wunder,
wo der Kampf sich ein mal lohnt,
auf ein Leben nach den Stürmen,
wie das Licht im Herzen wohnt.
Und ich warte auf ein Wunder,
an der Hand so fest mein Glück,
wo die Blicke Richtung Zukunft,
nicht mehr blicken nur zurück.
Und ich Blicke auf ein Wunder,
nah dem Meer und doch zu fern,
doch ich hoffe auf das Wunder,
tränenlos mit Blick zum Stern.
© Amy Herzog
Einsam ging ich durch die Wüste,
schrieb im Sand „ich liebe dich“,
hoffnungslos verging die Nacht,
doch unerwartet fand ich mich.
Einsam ging ich durch die Wüste,
und fand darin dein blaues Meer,
traf dein Blitz in meinem Herzen,
Liebe – doch sie trägt sich schwer.
Einsam ging in durch die Wüste,
wenn das Schweigen mich geleit,
genügt ein Blick in deine Sterne,
wo Zweisamkeit mein Herz befreit.
© Amy Herzog
Ich sehe traurig durch mein Fernglas
die mit reifen quietschende kurze Zeit,
als sei das Auto, das mich mitnimmt
nicht weit entfernt und schon vorbei
gefahren. Voll gepackt mit meinen
Erinnerungen, die ihren Wert verlieren.
Auf ins Niemandsland, an den Rand
der Grenze des strahlenden Scheins.
Hat es mich vergessen, oder ich mich
verloren in der Sanduhr des nassen
Sandes? Die zwei Silben der Nähe des
ängstlich (selbst) verschütteten Bandes.
Es geht nicht um des Lebens Rennen,
doch geht es um den erkämpften Sieg.
Um mein Gehör, mein Gespür, zu folgen,
auch ohne zu wissen, wofür. Klopfend
an die Tür des Glücks. Mit meinen Regeln
einfach über die Grenze hinaus zu segeln.
Und dort angekommen, ist die Aussicht
in seinen spektakulären Farben frei. Zeit
bekommt einen Sinn ohne spürbar zu sein.
Doch weit ist dann kein Ziel, nur die Stille
des Waldes bedeutet dann unendlich viel.
Hinter des Glückes Tür im wertvollsten Spiel.
© Amy Herzog
Ich bin die Eule, tief im Winter,
die Flügel, bitterkalt und schwer,
am Schnabel glitzert eine Träne,
so einsam bleibt die Seele leer.
Ich bin die Eule, auf der Suche,
für den Kampf um Lebenssinn,
in der Schwärze aller Träume,
weiß ich kaum noch mehr wohin.
Ich bin die Eule, finde Wege,
hoch am Hügel steht ein Baum,
Wärme duftet um die Flocken,
tut sich auf für mich ein Traum.
© Amy Herzog
Man kann nicht so viel sagen,
denn sie wandelte nur still,
wohl wissend, was sie will,
doch konnte sie’s nicht wagen.
Sie wünschte einst zu finden,
ohne nur ein kleines Wort,
reiste sie von Ort zu Ort,
doch konnte sich nicht binden.
Und viele Jahre sind vergangen,
von der Küste bis auf’s Land,
stand mit ihrem Rücken zur Wand,
hatte sie einen Fehler begangen?
Ich kann nur noch eines sagen,
denn ich hatte sie laut gefragt,
nur sie, sie hat es nicht gewagt,
ihre Zelte hier aufzuschlagen.
Vergessen wir im Schweigen,
das war ihr allerletztes Wort,
sie ging und verpasste jenen Ort,
um die Wolken zu besteigen.
© Amy Herzog
Ich möchte meinem Herzen folgen,
wohin es mich auch führen mag,
die Steine werden nie zu schwer sein,
denn tief im Herzen bin ich stark.
Die Wege sind zwar unergründlich,
und doch wird dieser richtig sein,
denn nur mein Herz erkennt die Antwort,
und lässt mich am Schluss nicht allein.
So wenn ich dieser Stimme folge,
die lautstark aus dem Herzen spricht,
wenn Nebelschwaden sich verziehen,
dann kann ich leben in dem Licht.
© Amy Herzog
Sind es die kleinen Augenblicke,
die mein Leben heiß begehrt,
doch wenn die Knochen müde sind,
was ward dem Leben dann gelehrt?
Wo sind die kleinen Augenblicke,
wenn meine Hände sind zu alt,
wenn außerhalb nur Atmen ist,
zu schnell dort wird die Seele kalt.
Wann kommt der große Augenblick,
so zeig mir, wo der Sommer liegt,
des Winters Luft zu oft gefriert,
wo ist der Weg, der mein Herz liebt?
© Amy Herzog
Wie viel Glück doch liegt
um die blasse Traurigkeit
so fliegt sie erst zum Himmel
und blickt nicht mehr zurück…
Doch könnte sie nur sehen
fällt doch stets so flügellos
warum nur, niemand weiß es
am wenigsten sie selbst…
Was bleibt ist der Stein
der heiß unter Sonne brennt
den niemand näher kennt
und Tränen von uns nimmt…
Gar Hoffnung schenkt er
wenn wir glauben zu wissen
und nebenher anderes ahnen
was wir in der Seele missen…
Morgen fliegen Töne wieder
und am Ende liegen wir tief
ob glücklich, der Fluss fließt
wenn wir erkennen was war…
© Amy Herzog
Inspiriert von Jin Shi – Narrate
Wo immer ich noch sehen kann,
dort sehe ich mich selber nicht,
im Leben fern den Träumen sein,
als wenn mein Herze niemals bricht.
Wo immer ich noch leben kann,
warum lebt dieser Traum auch dort,
ich könnt doch – oder lieber nicht,
so Hand in Hand im Traume fort.
Wo immer ich noch träumen kann,
dort bleib ich auch dem Geiste treu,
so lächelt falsch mein müder Blick,
in Hülle, traurig, stumm und scheu.
© Amy Herzog
Die letzte Umarmung:
irgendwie trägt sie alles,
was uns fest verband.
Und doch haben wir uns
in langsam wachsender
Kälte blind verrannt.
Der letzte Augenblick:
ein wenig Wehmut hält
das letzte Bild von uns.
Von unserm warmen Zelt,
doch reicht er nicht mal
für eine kleine Träne.
Der letzte laue Wind:
legt sich sanft zwischen
unsere entfernten Welten.
Traurig – wohl irgendwie,
wo doch keine Gedanken,
lassen mich schwanken.
© Amy Herzog
Oh, sag mir müder Wind,
in welchen Zeiten schlagen Wellen?
Wenn du wanderst durch die Wolken,
werde ich daran zerschellen?
Oh, sag mir trübes Licht,
wirst auch du die meine Welt erhellen?
Wenn ich blicke in die Zukunft,
bleiben es Gedankenzellen?
Oh, sag mir kleiner Stern,
der du einsam mein Gesichte trägst.
Wirst du heller strahlend lächeln,
während du die Wellen schlägst?
© Amy Herzog
Von der sanften Sekunde getrieben,
als sei’s im Scheine gut gemeint,
so könnt ich ohne Wind noch lieben,
doch hat die Zeit darum geweint.
Und so starrte mich an dieses Leben,
in Wahrheit doch nur halb gelebt,
so könnt ich nach dem Glücke streben,
doch bleibt die Stille unbewegt.
Nur wo der Zufall sanft erscheint,
dort trägt der Wind die Lasten,
und wenn fortan die Sonne scheint,
so werd‘ ich glücklich rasten.
© Amy Herzog