Erinnern

mauer

dann hörst du wieder diese alte
dark wave musik, um dich zu erden
kurz zu besinnen, und um dich zu erinnern
wie du einst diese kalten wände
in dir hochziehen konntest
und dann erkennst du, das warst nicht du
sondern jedes mal dein kleines herz
wenn es zerbrach und
du diesen schmerz gepresst hast
zu tausenden ziegeln und zu mehr

und dann ist da ein lächeln
wo es keinen sinn ergibt
und ein herzklopfen
wo keiner mehr sein kann
und dann hörst du wieder diese
alte dark wave musik von damals
und besinnst dich auf dein schweigen
damit niemand hört
wie diese mauer zerbricht

© Amy Herzog

Ich verschwinde…

Ich sitze hier auf einem Stuhl
und alles was ich weiß ist,
dass ich hier sitze

Doch ich spüre es nicht.

Alles was ich spüre ist,
dass ich suche –
verzweifelt

Und dann wieder lächelnd
in Erinnerungen schwelge,
doch ich erinnere mich nicht

Ich verliere nur,
und deshalb weine ich,
weil ich so vieles verloren habe

Nur was?

Doch ich überlege nicht.
ich sitze nur auf einem Stuhl
und spüre mich nicht

Ich verschwinde,
während Gesichter mich anlächeln
und sagen, es sei alles okay.

Doch ich verschwinde in (m)eine Welt –

Und das spüre ich.

© Amy Herzog

Unwirklich wirklich unauffindbar..

Ein neues Bild fand ich, fand mich
wie ein Moment der Freude
flüsternd in Gedanken – dich
und riss mich doch in Stücke

Atme weder ein noch aus
wie Blut drückt durch die Kehle
und starr‘ ich mich zum Spiegel ein
weil ich dein Herz noch fühle

Fand ich zwischen tausend Welten
eines nur, doch war allein
und war es Freude, wahrhaft Freude
schmecktest du wie süßer Wein

© Amy Herzog

Auf alten Fotos.

Auf den alten Fotos,
weißt du noch? Wir lachten.
Damals, als unser beider Herzen
noch übereinander wachten.

Auf den alten Fotos,
weißt du noch? Wir küssten.
Damals, als wir noch dachten,
dass wir alles wüssten.

Auf den alten Fotos,
weißt du noch? Wir weinten.
Damals, als wir Dinge sagten,
die wir anders meinten.

Auf den neuen Fotos,
siehst du, wir malen nicht,
wir lachen, küssen, weinen,
halten uns im alten Licht.

Auf den neuen Fotos,
sehe ich? Wie ich darauf lebe,
wie ich neue Träume webe.

Ja, die schönen neuen Fotos.
– wie ich schwebe.

 

© Amy Herzog

Ein Bild…

Dunkel war die Nacht, zu dunkel,
verlor ich langsam dein Gesicht,
ein Bild, vergilbt an allen Ecken,
verlor ich dich, mein helles Licht.

Kalt war die Nacht, so zitternd kalt,
zu laut die Stimmen schallten dort,
die Gassen nass, die Pfützen schwarz,
selbst noch am Tag die Sonne fort.

Allein die Nacht, in Einsamkeit,
als fraß ein Schatten jedes Licht,
ein Bild, vergilbt an allen Ecken,
doch lebt es hier, in dem Gedicht.

© Amy Herzog

Ohne „wenn“ und ohne „aber“

Ohne „wenn“ und ohne „aber“,
krümmen ängstlich Bäume sich,
stimmt die Zukunft stets mit ein,
doch siehst du, all das Grün, es strahlt –
so hell doch, bist im Walde nicht allein.

Ohne „wenn“ und ohne „aber“,
so lausche nur dem Augenblick,
singt das Schicksal laut sein Lied,
doch Köpfe hoch, den Zucker herbei –
und sei des Glückes eig’ner Schmied.

Ohne „wenn“ und ohne „aber“,
weine nicht um dein Erinnern,
findet dich der Abschied wieder,
und soll’s nicht bitter vor dem Tore –
so mach’s doch einfach süßer, lieber.

© Amy Herzog