Psychologie

Die Angst vor Zurückweisung & ich mag Katzen.

Da war mal n Junge, der mich mochte. Er bewarf mich mit Essen, Brotstückchen, Obst, was man eben so mit sich führt in der Brotbox. Und natürlich reagierte ich negativ darauf, er reagierte belustigt. Oder erfreut, weil ich ihn wahrgenommen hatte.

Diese Erinnerung kam mir beim Schauen einer Dokumentation über Katzen. Es ging darin um widersprüchliches Verhalten. Na, bei Katzen ist das ganz einfach, du merkt es, wenn sie dich mögen, aber auch, wenn sie es nicht tun. Katzen sprechen eine eindeutige und gnadenlos ehrliche Sprache. Und ich kann sagen, dass ich Katzen mehr mag als Menschen. Gefühlt sind sie die Autisten der Tierwelt. Sie mögen keine Veränderung, brauchen viel Ruhe, viel Zeit für sich selbst, mögen aber auch nicht das allein sein, das einsam sein, sie brauchen andere Katzen/Menschen in ihrer Umgebung. Ich bin gern mit meinen Katzen zusammen allein. Die Kommunikation findet stets ehrlich auf der Gefühlsebene statt, meist nonverbal und jeder weiß woran er ist. Meine Katzen spüren es auch, wenn es mir nicht gut geht und sind mit ihrem heilsamen Schnurren direkt zur Stelle. Na und selbst mein Partner weiß: „erst kommen die Katzen und dann kommt lange nichts“.

Dies brachte mich aber weiter zu der Überlegung und auch zu einem der Hauptgründe, weshalb ich Menschen nicht so sehr mag. Nämlich aufgrund dieses widersprüchlichen Verhaltens. Sie verhalten sich anders, als sie empfinden, oft habe ich das Gefühl, dass sie lügen. Oft habe ich auch das Gefühl, selbst lügen zu müssen, damit sich die andere(n) Person(en) wohl fühlen. Menschen tun so, als wären sie nicht verletzbar, oft aus Angst vor Zurückweisung. Und da muss ich gestehen, dass ich diese Angst nicht wirklich kenne. So wie man es einer Katze ansieht, sieht man auch mir an, ob ich jemanden mag oder nicht. Und da ich mich mit Körpersprache schwer tue, sage ich meist auch, was ich empfinde. Und selbstverständlich werde ich da oft zurückgewiesen. Trotzdem habe ich davor keine Angst, denn am Ende hab ich ja immer noch mich.

Nach einer Zurückweisung steht man eigentlich nicht schlechter da als zuvor. Außer, dass man vermutlich traurig oder verletzt ist. Aber das ist man auch, wenn man gar nichts sagt oder lügt. Deshalb verstehe ich diese Angst nicht. Immerhin ist es besser zu wissen, woran man ist, statt gar nichts zu wissen. Menschen machen ihr Selbstwertgefühl davon abhängig, was andere über sie denken. Das wiederum verstehe ich sehr gut, denn ich bin ein Mensch, der an sich selbst unzählige Fehler findet nach einer Zurückweisung. In diesem Fall ist es wichtig, die Situation und sich selbst reflektieren zu können. Und am Ende lande ich doch an dem Punkt, dass ich, wenn ich mir selbst begegnen würde, ich mich dann ziemlich toll fände. Aber ich sehe ein, dass es anderen Menschen oft nicht so gehen kann. Denn die meisten Menschen mag ich ja auch nicht…oder ich kenne sie nicht.

Menschen die einen mögen signalisieren aus Angst vor Zurückweisung oft Desinteresse, schauen weg, wenn der andere sie anschaut. Mit einem Autisten funktioniert dieses Spiel oftmals nicht, denn ich schaue zum Beispiel meistens weg, kann den Blickkontakt nicht lange halten. Unabhängig davon, ob ich jemanden mag oder nicht. Dementsprechend kann ich dieses Verhalten auch nicht zuordnen, oftmals nehme ich dieses nicht einmal wahr, wenn sich eine andere Person so verhält. Zwar finde ich menschliche Reaktionen spannend, dennoch kann ich Körpersprache und sonstiges Verhalten kaum deuten und kann im Grunde nur auf das Wissen zurückgreifen, welches ich aus Büchern, Psychologiezeitschriften, zahllosen Internetseiten, etc. habe. Und da gibt’s stets so einige Möglichkeiten. Alles in allem ein ermüdendes Spiel, was man mit den Menschen hat.

Ich mag Katzen.

Unterm Strich mache ich mir mein Leben leichter, wenn ich Menschen mehr so sehe wie Katzen. Ich nehme also alle Informationen eines Menschen, all das widersprüchliche Verhalten und „berechne“ den Durchschnitt.

Nun, bei diesem Jungen, der mich mochte, der aber alles tat, um das Gegenteil zu zeigen, bei dem dachte ich, dass er mich nicht mag. Zwar sagte mir jemand, dass er mich in Wahrheit mochte und er glotzte mich auch ständig an – hätte es zu dieser Zeit schon Wahtsapp, Insta und so weiter gegeben, dann hätte er mich vermutlich auch heimlich da gestalkt, aber davon hätte ich nichts gewusst. Nun, was ich wusste war, dass er mich mit Essen bewarf. Den genauen Grund fürs anglotzen konnte ich nicht wissen. Und das mir jemand anderes sagte, dass dieser Junge mich mögen würde, das hätte gelogen sein können. Ich komme also zu dem Schluss, dass dieser Junge mich nicht mochte. Was nicht schlimm ist, denn da mich mancher Apfel hart getroffen hatte, mochte ich ihn auch nicht besonders.

Die Angst vor Zurückweisung wäre also aufgrund seines eigenen Verhaltens berechtigt gewesen.

Das ist natürlich nur ein Beispiel aus meiner frühen Vergangenheit, dennoch lässt sich das auf die meisten menschlichen Kontakte übertragen, mit denen ich mich seither herumärgern musste/durfte. Ich kann nur sagen, dass ich noch nie einem ausnahmslos ehrlichen Menschen begegnet bin und das wird sich vermutlich nie ändern. Da ist es leichter ganz nüchtern den Durchschnitt (aus Worten & Taten) zu betrachten und diesen für bare Münze zu nehmen.

Ich mag Katzen.

Lieber als Menschen.

Warum so abgestumpft?

Weil du da draußen meistens Menschen begegnest, denen du völlig egal bist. Und das lassen sie dich spüren. Sie halten dich lediglich gelegentlich bei Laune, hier und da ein nettes verlogenes Wort, damit du dich kurz wichtig fühlst, damit du verfügbar bleibst, falls mal niemand anders verfügbar ist.

Damit du Zweifel hegst am „egal“. Obwohl es das einzige ist, das wirklich wahr ist.

konturen

wie lange hast du schon keine
glatten Konturen
mehr gesehen? Nur schemenhafte
Geister, kommen und gehen
und brechen stets
ein Stück aus dir heraus

© Amy Herzog

Von Lüge, Wahrheit, Sinn, Misanthropie und dem Sargnagel.

Der mir liebste Misanthrop ist wohl Schopenhauer. Ich hätte ihn, lebte ich in seiner Gegenwart, aus der Ferne sehr gemocht. In die Vergangenheit zu mögen finde ich jedoch ähnlich gut, wenn nicht sogar besser. Jetzt gerade finde ich mich in seinen Niederschriften wieder. Eines lässt mich nachdenken: „Nichts ist leichter, als so zu schreiben, dass kein Mensch es versteht; wie hingegen nichts schwerer, als bedeutende Gedanken so auszudrücken, dass jeder sie verstehen muss.“ (Schopenhauer) Nun, ich denke darüber nach und gleichzeitig auch über die Sinnhaftigkeit. Ich begehre und verachte gleichermaßen, die Welt und die Menschen, die ich nicht verstehe und/oder viel zu gut verstehe. Schopenhauer war im Übrigen auch ein moderner Tierschützer seinerzeit. Aus der Ferne hätte ich ihn gewiss sogar geliebt, selbst wenn ich dieses Gefühl verachte. „Himmelhoch jauchzend, zum Tode betrübt“ – das ist, wie jeder wissen sollte, von Goethe. Ich begehre diese Melancholie in mir, die mir eines Tages ein Sargnagel sein wird.

Ich denke nicht, dass das was ich empfinde falsch ist. Es ist genau genommen weder richtig noch falsch. Allenfalls deplatziert. An ein Zitat von Schindler denke ich seit jungen Jahren immer mal wieder: „Weit entfernt davon bin ich, ein Heiliger zu sein, habe als maßloser Mensch viel mehr Fehler als der große Durchschnitt derer, die so sehr gesittet durchs Leben schreiten.“ Dabei denke ich nicht daran, wie/ob ich richtig oder falsch bin, sondern wie andere empfinden. Und wie ratsam es eben ist, „bedeutende Gedanken so auszudrücken, dass sie jeder verstehen muss“. Verändert das etwas? In meinem Handeln wohl, ja. Jedoch bemühe ich mich, brav meine Steuern zu zahlen und so wenig Leid wie möglich zu verursachen oder zu unterstützen. Juckt halt keinen, aber mich.

Wie ist es aber mit der anderen Welt, der eigenen, in der sich auch Schopenhauer bevorzugt aufgehalten hat? Diese Welt wage ich gerade kaum zu betreten. Diese gnadenlose Ehrlichkeit darin gleicht einer Eiszeit, einem Asteroiden-Einschlag, den kein Organismus überleben würde. Und es pocht und pocht und pocht, will heraus, will weinen, schreien. Womit ich wieder bei der Sinnhaftigkeit lande. Wenn man seinen eigenen Lügen, seinen Euphemismen glaubt, so kann man sie durchaus als Wahrheit in die Welt tragen. Niemand hat behauptet, dass es nicht weh tun würde, aber auch nichts gegenteiliges. Unterm Strich ist es ein alles erstickender Schleier, den ich selbst beschwere. Und selbst wenn es nicht falsch ist, so fühle ich es sowohl in der Lüge, als auch gelegentlich in der Wahrheit. Wäre mir die unverschleierte Ehrlichkeit ein Frühling, oder ein Untergang? Hätte ich darauf eine Antwort, stellte sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit nicht.

Zeig‘ mir deine Leichen, ich zeige dir meine!

Triggerwarnung: hier gibt’s keine Blümchen und keine Sonne.

Ich mag den grauen Himmel, könnte mich stundenlang von den Wolken führen lassen und vom grellen Licht in die Irre. Stattdessen höre ich alte Musik und lese in alten Büchern. Man merkt es den Künstlern an, wenn sie glücklich geworden sind und es sei jedem von Herzen gegönnt. Aber selbst wenn ihre Texte weiterhin meinen Geschmack treffen, das Gefühl ist weg. Auch ich kann mich davon nicht freisprechen, obwohl ich das mit dem Glück nicht lange aushalte. Es ist mir zu langweilig. Ich mag meine Leichen im Keller und mag Menschen, die ebenfalls ein paar Leichen hegen und pflegen. Ich kann also sagen, dass ich nicht glücklich, aber ruhiger geworden bin, rein äußerlich.

Ich kann mich nicht mal mehr daran erinnern, wann ich das letzte mal die langen Ärmel meines Pullovers über meine frisch geschnittenen Wunden gezogen habe, welche dann selbstverständlich nach und nach mit diesem verklebten. An das Gefühl, wenn ich den Pullover wieder auszog, kann ich mich aber erinnern. Je nach Tagesform geschah das langsam oder ganz schnell. Heute müsste ich theoretisch, wenn ich kurze Ärmel trage, ne „Triggerwarnung-Kette“ um den Hals tragen, ganz wichtig: mit integriertem Warnsignal, damit die Ignoranten, welche die Narben durchaus mit verächtlichem Blick beäugen, auch die davor warnende Kette wahrnehmen. Nur zur Absicherung. So als kleinen humoristischen Rand. (Ist halt wirklich mein Humor)

Während ich mich also an meinen Leichen erfreue: in dem Zusammenhang: die weltweite Tötungsrate beträgt 6,2 je 100.000 Einwohner. Das nenne ich einen Gesprächseinstieg! „Hast du eine deiner Leichen selbst getötet?“ Wenn die Antwort lautet: „ich habe keine Leichen“, dann bitte, bitte lass mich in Ruhe. Heute hat mich auf Insta so ein glatt-gebügelter Mustersohn angeschrieben mit „Hallo, wie geht’s?“ Diese Frage hat mich irgendwann mal überfordert, inzwischen knallt mein Kopf reflexartig auf die Tastatur, eine Haarsträhne löst sich aus meinem Gammeldutt, bewegt die Maus, klickt auf „blockieren“ und dann werde ich wieder wach. Zumindest denke ich, dass es so abläuft, während ich vor lauter Ödnis mit dem Kopf auf die Tastatur knalle.

Aber ich kann ja auch angepasst höflich sein, also antwortete ich diesem ominösen Fake-Profil (keine Ahnung, ob das ein Fake war, ist ja auch egal) mit „kann nicht klagen“, als würde es ihn wirklich interessieren und hing die Frage an, wo er denn mein Profil gefunden hätte. Die Antwort, die ich darauf erhielt, beantwortete zwar nicht meine Frage, löste aber meinen üblichen Reflex aus. „Blablabla, schleimschmierglibbersülzkotz, du siehst so charmant aus, blablabla.“ Bei „charmant“ war ich raus, den Rest habe ich nicht mehr wahrgenommen. Ich bin nicht charmant, nur damit das klar ist. Mit solchen Leuten bin ich wirklich nicht kompatibel.

Um aber zurückzukommen, während ich mich an meinen Leichen erfreue, und den grauen Himmel so viel schöner als den sonnigen finde, höre ich alte Musik und lese alte Texte. Und dann erlebe ich das, was ich eben schon sehr oft erlebt habe, ich schaue nach Neuem und stelle fest: ah, die sind glücklich. Wirklich nichts für ungut, ich mag, also ich finde, also sie sollen glücklich sein, ich mag, ähm also, es hat definitiv ne Daseinsberechtigung, ja. So. Ich finde das Glückliche einfach unheimlich unheimlich und es kommt mir ziemlich suspekt vor. (Gibts eigentlich auch Sonne und Menschenhassende Paare, die sich gemeinsam in ihrem Depressionsmüll suhlen? Oder was auch immer die Psyche so hergibt.)

Ich muss es halt fühlen, mal so ganz allgemein, nicht nur bei Künstlern. Und ich fühle es nur, wenn die Menschen, entschuldigt diese Direktheit, echt gestört sind (das ist sehr wertschätzend und liebevoll gemeint). Je kaputter die Person, desto intensiver das Gefühl. Die Leidenschaft. – In eine Person konnte ich mich so gut hineinfühlen, dass sie dachte, ich läge seit Wochen unter ihrem Bett und ich spüre diese Person nach vielen Jahren immer noch so intensiv, trotz diverser Barrieren. – Aber das soll nichts zur Sache tun (um welche Zeitverschwendung es in diesem Text auch immer gehen mag).

Unterm Strich: zeig mir deine Leichen, dann zeige ich dir meine. Dieses System könnte funktionieren. Und nun höre ich weiter meine alte Musik und lese alte Texte.

Nicht alt, aber in diesem Sinne etwas Gänsehaut (bei dieser Stimme)

Autismus Erfahrung: Kommunikation

Zur Kommunikation gibt es wahnsinnig viel zu sagen. Ich finde, darin unterscheiden sich Autist:innen mit am häufigsten – von nicht sprechen bis hin zu viel sprechen, oder eben non-verbale Kommunikation ist alles dabei. Nur gar nicht kommunizieren geht nicht 🙂

Einen gemeinsamen Nenner kann ich jedoch spontan nennen – die direkte Kommunikation. Oder im Fall von dem Vier-Seiten-Modell (von Friedemann Schulz von Thun) die Sachebene. Wenn sich zwei Autist:innen miteinander unterhalten, kommen dementsprechend kaum Probleme auf, sofern sie sich, wie in der Regel zu erwarten, auf der Sachebene unterhalten. Neurotypische Menschen (NT’s) sprechen – und und vor allem verstehen – meist auf den übrigen drei Ebenen (Selbstauskunft, Appell, Beziehungsebene).

Ich versuche ein kleines Beispiel, die Erklärung fällt mir jedoch schwer.

Ich gehe mit einem NT an einem Blumenladen vorbei und sehe Blumen, die ich schön finde.

Ich sage: Die Blumen sind schön.

Und dies meine ich nur auf der Sachebene, davon ist generell auszugehen.

Ein NT versteht ggf.:

Die Sachebene „Die Blumen sind schön.“

Der Appell „Schenke mir die Blumen!“

Die Beziehungsebene „Du schenkst mir zu selten Blumen“

Die Selbstauskunft: „Ich bekomme selten Blumen“

Der NT geht los und kauft die Blumen, möglicherweise sogar genervt oder mit einem schlechten Gewissen?!

Ich bin sehr unsicher, ob das so korrekt ist. Aber es dürfte klar sein, was gemeint ist. Fachkundige unter euch dürfen aber gern korrigieren.

Wie liefe die Kommunikation besser ab? Nun, ganz einfach. Die Sachebene ist generell anzunehmen. Wollte ich also die Blumen, die mir gefallen, haben wollen, dann würde ich sagen „Ich kaufe mir diese Blumen“ – auch das ist wieder über die verschiedenen Kanäle zu verstehen. Oder ich sage/frage „möchtest du mir gern diese Blumen schenken?“ – und wieder, es kann anders verstanden werden. Unterm Strich meint ein:e Autist:in ganz einfach nur das, was sie/er sagt – und nichts anderes.

Wobei auch da – Sarkasmus und Ironie kann durchaus antrainiert sein – es bleibt spannend. 🙂

Als Nächstes hätten wir Redewendungen – das ein oder andere habe ich mir antrainiert, Sinn ergibt es jedoch oft nicht. Wieder ein Beispiel: „Der Fisch stinkt vom Kopf her“. Damit ist gemeint, dass die Führungsperson, zum Beispiel einer Firma nicht gut ist und daher das Unternehmen nicht gut funktioniert. Na, und warum sagt man das dann nicht? So genau weiß ich das nicht, ich vermute aber, dass es einfach nicht so ehrlich/böse?/direkt klingt. Aber wäre mit Ehrlichkeit nicht jedem mehr geholfen, als die Miesere hinter einem Sprichwort zu verstecken?!

Andererseits verwende ich mache sogar selbst – habe sie mir angewöhnt. Jacke wie Hose, Die Katze im Sack, Durch die Blume sagen, etc. Wenn ich jedoch darüber nachdenke, folgt auf eine Redewendung immer die Erklärung meinerseits. Und woher kommt eigentlich „Butter bei die Fische?“, das verwende ich des Öfteren – schaue gleich mal nach. Wikipedia klärt auf. 😀

Nun geht es weiter zu Kommunikationsschwierigkeiten – dabei kann ich nur von mir Sprechen. Denn dabei sind Autist:innen sehr unterschiedlich. Die einen sind, wie oben genannt, nonverbal, andere Plaudern sich die Seele aus dem Leib. Ich würde sagen, dass ich zu beiden Seiten gehöre. Bei Menschen, die ich sehr gut kenne/meine direkten Bezugspersonen (sind 2), kann ich sehr viel und sehr lange reden, ebenso ein Gespräch am laufen halten. Ich bekomme jedoch des Öfteren die Beschwerde, dass ich keinen zu Wort kommen lasse/es schwierig ist, gegen mich anzureden. Aber da sieht man, wie kommunikativ ich bin. 🙂 Bei Fremden jedoch bin ich meist nonverbal bzw. habe ich auch selektiven Mutismus. Schriftlich kann ich jedoch sehr aktiv sein, auch bei Fremden, manchmal sogar sehr gerne bei Fremden.

Ein Gespräch am laufen zu halten oder zu beginnen fällt mir jedoch immens schwer. Meist habe ich eine Menge fragen, sofern mich die Person interessiert. Hat dann aber wieder was von Kreuzverhör. Dann gibt’s noch die Alternative: „Wie geht’s dir – gut und dir – mir auch – was machst du – nichts und du – auch nichts. Manchmal bekommt man daraufhin ein Dickpic, was ich damit soll, weiß ich auch nicht. Hab mehr Penisse gesehen, als ich zählen kann (also nicht privat, sondern beruflich). Unterm Strich nutze ich sehr sehr gerne die blockieren-Funktion. Ich hasse Zeitverschwendung, obwohl ich sie in den Augen anderer vermutlich selbst betreibe.

Mit mir ins Gespräch zu kommen kann also sehr schwer sein und manchmal tut mir das auch weh. Denn es ist sehr selten, dass ich eine Person mag. Umso mehr freue ich mich jedoch, wenn jemand die Zügel in die Hand nimmt (das ist auch eine Redewendung, gell?!) und sich durch mein Schweigen durch quält. Fragen bekomme ich gerne gestellt und da habe ich im Grunde keine Tabu’s, will sagen, ein Thema ist wie’s Andere. So etwas empfinde ich aber als optimal. Ich kann eine Frage ausführlich beantworten und kann sogar eine Gegenfrage stellen. Nach meiner Erfahrung entsteht dies nur, wenn man sich gegenseitig mag. So zumindest mein Empfinden. Oder die andere Person ist ebenfalls sehr introvertiert – das ist dann wohl Pech für beide.

Kommunikation findet jedoch, wenn es nicht gerade nur schriftlich ist, überwiegend über die Körpersprache statt, Mimik, Gestik, oder der Tonfall.

Auch Autist:innen kommunizieren so nach Außen. Wenn ich etwas deutlich nicht möchte, dann sieht man das, wenn ich angespannt bin auch, oder auch, wenn ich mich sehr freue. Wie das aussehen kann, ist von Mensch zu Mensch individuell. Das Lesen jener Sprachen ist dann wieder schwieriger. Wenn die Mimik des Anderen ernst aussieht, mit heruntergezogenen Augenbrauen könnte das vieles sein. Hält er mich für dumm? Ist er sauer? Hat er eine Frage? Oder Bauchschmerzen? Komischerweise kann ich diese Dinge im Berufsleben, wenn nicht intuitiv antrainiert, dann eben durch Abfragen der Möglichkeiten oder durchgehen der Lösungswege. Im Privatleben schaue ich den Leuten oft nicht ins Gesicht, dadurch sind Personen auch eher geneigt zu sagen, was sie gerade nur zeigen. Nun ja, und die mit denen ich engen Kontakt pflege, kennen mich dahingehend ja auch schon.

Sicherlich lässt sich noch viel mehr zu diesem Thema sagen/schreiben, für heute jedoch soll’s das gewesen sein.

Demnächst weiter wird es gehen mit einem Thema, welches an dieses anknüpft: Gedanken, Gefühle, Handlungen und Absichten einschätzen können

Die Stimme in meinem Kopf…

Sie baut sich leis‘ und fest ihr Nest,
aus meinen Schmerzen und dem Leid,
und plötzlich bleibt die Zahl ein Test,
bis in? – sie sagt mir nicht wie weit.

Doch ich, ich möchte ihr Vertrauen,
weil sie mir sagt, der Mensch, der lügt,
„statt essen sollst du Gummi kauen“,
ich frage mich, wer hier betrügt.

Die Stimme – sie – beginnt zu klagen,
wird lauter, schimpft, gar bis sie schreit,
„wie kannst du es denn nur noch wagen,
als wär sie schlicht Notwendigkeit.

Ich denke nächtelang nur schwach,
sie nimmt das Leid, sie hat wohl recht,
hinfort ist Welt- und Lebenskrach,
mit ihr bin ich niemals geschwächt.

Doch bald schon bin ich ganz allein,
zu spät – ich wollte wohl nicht sehen,
sie macht nicht stark, sie macht nur klein,
doch jetzt wird sie so bald nicht gehen.

Jetzt sehne ich nur nach dem Menschen,
der vor ihr auch schon nicht bei mir,
im Büchlein kann ich leise wünschen,
mit ihr bin ich bald nicht mehr hier.

Was bleibt ist nur die stumme Leere,
mein falsches Lächeln und die Angst,
ein kaltes Nest und Knochenschwere,
„nur bis du nicht mehr zählen kannst“..

 

© Amy Herzog