Eine Muse war ich
denke ich
nie
und so gebe ich
dir
meine Jungfräulichkeit hin
und trinke Blut aus deinen Händen
wenn du mich am Ende
sterben lässt
oder dich
uns
© Amy Herzog
Eine Muse war ich
denke ich
nie
und so gebe ich
dir
meine Jungfräulichkeit hin
und trinke Blut aus deinen Händen
wenn du mich am Ende
sterben lässt
oder dich
uns
© Amy Herzog
Wie schnell küsst du
frage ich dich
so viele male Seidenpapier
Seele und greller Funken
Flug am Äther
ausgedehnt auf dich
und mich und
wundern uns doch später
Jetzt sagst du
und darin eine Welt
die versucht das längste
Leben zu finden
nur ach, diese Bedrängnis
oder auch Frei
ist denn nicht alles immer
irgendwann vorbei
Nein sagst du
in einem langen Roman
dem die Liebe fehlt
sei ich deine Muse eine Zeit
so wie dir dann dein
letztes Wort
vom Schmerz erzählt
und Irrsinn heilt
© Amy Herzog
Dein hungriger Geist
so leergefühlt
wie ein einsam erfrorener Vogel
der vom Ast fiel
Wie treiben deine lauen Funken und
im Wellenschlag ertrunkene
Leidenschaft
verloren in der Nacht
und unsichtbar durch den Tag
über deiner ängstlichen Hülle nur eine
flackernde Glühbirne
die ihrer eigenen lauten Sehnsucht
vor deiner im Sterben lag
Mein hungriger Geist
so leergeküsst
nur lass mich schwimmen
im Kerzenschein durch die Vollmondnacht
und wie mein Leib aus Schmerz
die Kunst erschafft
lass mich die deine ewige
Kalliope sein
© Amy Herzog
Wann immer meine Finger bluten
mein Liebster, lege ich sanft
jedes totgefahrene Wort in dein
leergetrunkenes kaltzerkratztes Gefäß
schwerwiegendvolltrunken
Badend lege ich die Kleider nieder
und mein Herz knistert dich gleichmäßig
tief in meinen dunkelsten Traum
aus Wahrheit, Lügen, Lachen, Gold und Rot
Und wann immer ich meine kleine Welt
so achtlos und naiv in deine lege
bist du mir Atlas, stark
vom Sonnenschein geblendet
und von meiner Sehnsucht betrogen
Dann mein Liebster, dann
beginnen wahrhaftig
meine Finger für dich zu bluten
© Amy Herzog
Du aber bleibst meine einzige
– die wahre Muse
trinkend aus deinem Äther
weil dein Herz so lieblich klingt
in blutroten Küssen
und der Scherbenschnee
sanft meine Haut umschließt
wenn ich es zerbreche
dieses unerbittlich schlagende
in abertausend Enden
mir doch den Anfang schenkt
wenn der große Mond
die Erde küsst
© Amy Herzog
Nicht vieles ist mein
der Ozean aber mein Stolz
wenn die Muse ihren Kuss
am Grund hinterlässt
und so tauche ich tiefer
in deinen kühlen Geist
wie mich das Jahr verlässt
Nur zähle ich längst nicht mehr
in dem was du Zeit nennst
wenn dein Spiegelbild zeigt
wovor du erschrocken davonrennst
dann erwidere ich deinen Kuss
in diesen Tiefen, die niemand
in dir je zu ergründen wagt
© Amy Herzog
So leise bist du
beinahe schweigend betrübt
tropft aus deiner Seele
dieser Schmerz allen Lebens
und wenn’s genügt
zu reden, zu schreiben
dann würdest du nicht mehr
so laut in dich hinein schweigen
Doch wenn die Nacht
über aller Köpfe hereinbricht
dann horche ich dir nach
und ziehe Wolken in meinen Bann
bis der Regen mich ertränkt
und deine Seele schweben kann
© Amy Herzog
Der Moment,
in dem du durch
meinen Körper fegst,
wie ein Tumor in mir wächst,
küsst, leckst,
mein Schreien
mit Haut und Haaren frisst,
und rote Orgasmusfäden ziehst,
schließe ich die Augen
fühle dich, du mein Schmerz
du meine Muse
werde ich dich töten,
du, mein Herz,
bis wir werden eins
und meine Seele trübe Tränen
auf’s Papier fließen lässt.
© Amy Herzog