sex

Mehr.

Atmen, stöhnen, spüren
tief verbunden – tiefer sein
intensiv berühren starke Hände
heiße Haut
Gedankenlosigkeit
verzehrt
Sehnsucht trieft, bettelt, kratzt
fleht nach mehr
mehr wollen
mehr

© Amy Herzog

eins

Du 
nackt in mir
& Seeleneins
geworden
wir

© Amy Herzog

urlaub

bin nun in mein Bett
gekrochen. schwitze unter
meiner Decke
seit dem Sex dunkelblau. und dann
schicke ich dir einfach
Urlaubsbilder
mit Sonne, Eis und Strand.
will schnell bei dir
sein, aber du bringst uns noch um
den Verstand.

© Amy Herzog

trink

Komm,
und trink dich taumelnd
in mein Weltmeer
so komm,
und trink aus Lenden,
Lust und uns
mein ganzes Herz
leer

© Amy Herzog

Romantik

Dann die Vorstellung
von Nebelschwadenromantik
und Sex im arschkalten Herbstregen
den wir nicht bemerken
weil der Vollmond unsere Sinne
in den Wahnsinn treibt

© Amy Herzog

4 minuten

und jetzt ist alles wortrauschen
und mondsichel
genau zwischen kuss
und dem verschwitzten atemzug
war ich vier minuten
relevant in dir

und die totgeklatschte fliege
am nassen fenster
ist irgendwie trauriger als sonst

© Amy Herzog

Sonnenseufzen

Der Rhythmus fällt
aus verblühten Gedichten
Sonnenseufzen
schlägt jede Nacht tot
deinen ausgetrunkenen Vollmond
übergieße ich mit frisch aufgebrühtem Sex
und wenn mein Herz noch taumelnd fragt
atme ich Träume in deinen Nacken
die mein Mund nicht mehr
zu spüren wagt

© Amy Herzog

Ficken kann jeder.

Es ist nicht schwer, auf einer Bananenschale auszurutschen, mit der Kleidung versehentlich an einem aus der Wand hervorstehenden Nagel hängenzubleiben, sodass diese vom Leib fällt, zufällig ein passendes Gegenstück in Fallrichtung liegen zu haben, im selben Moment durch das schlagartig ausgestoßene Adrenalin eine wie auch immer geartete körperliche Erregung zu spüren und letztendlich in einer vor sich hinschwitzenden, verknoteten Verbindung stecken zu bleiben, während auf und ab Bewegungen nur deshalb zustande kommen, weil man ja immerhin schon etwas älter ist und nicht mehr nur ein Versuch genügt, um aufzustehen.

Klar, immer wieder nett. Ach, ich habe gar nicht vorgestellt: Nett ist die kleine Schwester von Scheiße. Was? Ihr kennt euch schon? Nun gut.

Ja, jetzt kommt irgendeiner daher, der eine, der immer kommt, der, der sagt: „Wenn du Sex so scheiße findest, dann hast du noch keinen guten gehabt.“ Na, das ist der Selbe, der sich dann beweisen will. Danke, aber nein danke. Ein bisschen Selbstachtung habe ich dann doch noch. Willst du was abhaben?

Nun aber weiter im Text. Ja. Die bisherigen Zeilen hätte ich mir sparen können. Der Titel genügt vollkommen. Aber mal ehrlich, die Vorstellung mit der Bananenschale ist doch irgendwie so real wie witzig. Ich frage mich, wie viele Menschen heute Nacht ausrutschen. Mit Absicht. Und ein paar, die hinterher dem Alkohol die Schuld geben. Soviel kann ich gar nicht saufen, damit solche Menschen schön für mich werden, deshalb versuche ich es gar nicht erst.

Was ich mich wirklich frage ist, wann waren wir, wann warst du, das letzte mal Emotional vollständig nackt? Dein Körper mag aussehen wie er eben aussieht. Da scheißt doch der Hund drauf. Viel interessanter ist, wie deine nackte Seele aussieht. Zwei vollständig geöffnete Seelen die ficken. Seltsame Vorstellung oder? An zwei Körper zu denken ist leicht. Ficken ist leicht. Ich kann in meinen Browser random Buchstaben eintippen und lande garantiert auf irgendeiner Pornoseite. Oder ich schaue in meinen Verlauf. Alles nackte Körper. Alles so unfassbar banal, ermüdend und an Irrelevanz nicht zu übertreffen. Zwei fickende Körper, wow. Von mir aus auch drei, vier, oder auf wie viele man auch steht. Ist total Latte. (Hihi, Latte..)

Btw: Schaut euch nen Porno aus den Achtzigern, Neunzigern an. Das ist noch Humor.

Aber nun weiter. Habt ihr euch inzwischen die zwei nackten Seelen vorgestellt? Diese vollkommen offenen nackten Emotionen, wie sie sich miteinander Verbinden, die Farben aller Universen, verschmelzen, sich hingeben, selbstlos schenken und ohne Zeit und Raum für immer eng umschlungen miteinander, ineinander tanzen? Habt ihr das mal gesehen? Schon mal erlebt? Mal ganz ehrlich, sind ja hier in unseren Gedanken unter uns.

Also ich nicht. Meine Seele war noch nie nackt. Die behält immer wenigstens den Schlübber an. Und ich fühle mich wie ne Jungfrau. Weil ich, ICH, noch nie nackt war. Ich kann es mir nicht einmal vorstellen. Aber das, was ich mir unter diesen zwei nackten ewig fickenden Seelen vorstelle, das ist schon, nun, alles übertreffend. Ich denke aber auch, dass es kaum mehr Menschen gibt, die sich vollständig entkleiden können. Und wenn das so ist, wie ich mir das vorstelle, dann ist das absolut nachvollziehbar. Man stelle sich vor, man ist also Seelenjungfrau, so nenne ich das mal und dann traut man sich mal einfach, sich auszuziehen, so viel Eier muss man erst mal haben, aber man traut sich das dann mal. Na und dann verbinden sich diese eine Seele und diese andere nackte Seele. Und dann? Tut das weh? Ist das schön? Und die wichtigste Frage: kann man das ohne Kassenzettel zurückgeben? Nein?

Wow. Schon erschreckend. Na, ficken ist leicht, aber sich selbst wirklich auszuziehen erscheint unmöglich. Zumindest für die Meisten. Ein Hoch also auf die Bananenschalen, gähn.

endlos.

„Ich würde dich gerne kennenlernen,
über diese Sexgeschichte hinaus“
sagst du immer wieder,
wenn du den ersten Kaffee hattest.
„Aber dann bliebe dein Laken unschuldig
und wir müssten uns riechen..“
entgegne ich flüsternd,
bevor ich immer wieder gehe.

© Amy Herzog

Deine Kalliope

Dein hungriger Geist
so leergefühlt
wie ein einsam erfrorener Vogel
der vom Ast fiel

Wie treiben deine lauen Funken und
im Wellenschlag ertrunkene
Leidenschaft
verloren in der Nacht
und unsichtbar durch den Tag
über deiner ängstlichen Hülle nur eine
flackernde Glühbirne
die ihrer eigenen lauten Sehnsucht
vor deiner im Sterben lag

Mein hungriger Geist
so leergeküsst
nur lass mich schwimmen
im Kerzenschein durch die Vollmondnacht
und wie mein Leib aus Schmerz
die Kunst erschafft
lass mich die deine ewige
Kalliope sein

© Amy Herzog

[hier aussagekräftigen titel einfügen]

© Amy Herzog

match #5

Wieso wird immer gleich alles oberflächlich sexuell?
Ja kennenlernen. Männer ticken so.
Und was ist mit tiefen Gefühlen, was ist mit Verbundenheit?
Braucht man nicht für Sex, also willst du?
Wieso sollte ich denn schlechten Sex haben wollen?

© Amy Herzog

Eine Schlampe

Gott hat mir den Rücken gekehrt. Ich bin eine Schlampe. An meinen Fingern, an meinen schreibenden Fingern, klebt dein Schwanzgeschmack. Er hinterlässt seine Spuren. Nicht auf meiner Tastatur, nun, möglicherweise auch dort, aber viel mehr auf meinen Gedankensträhnen. Ich weiß, ich muss mir die Haare bürsten. All diese Knoten, all deine hinterlassenen Nester und dieser weiche Körper, in dem du geschwommen bist. Jetzt, wo ich deine Aufmerksamkeit habe, denke ich zu viel nach, über Brombeeren. Mit jeder gebürsteten Strähne fallen sie zu Boden. Du zerquetscht sie beim hinausgehen. Ich fühle dir hinterher. Und du denkst nur so: „Hä“. Ich bin eine Schlampe. Ich fühle mich wie der umgekippte Sack Reis, nur ein bisschen weniger relevant. Die Tasten kleben an meinen Fingern, sind damit verwachsen, vielleicht klebe ich auch an ihnen, dabei bin ich keine Schriftstellerin, werde ich nie sein. Gott sieht mich nicht. Hinge ich tot über’m Zaun, fiele es ihm nicht auf. Und dir auch nicht. Ich reibe mir den herausgequetschten Brombeersaft, welcher meinen teuren Boden versaut hat, auf meine nackte Haut. Er ist noch warm. Von dir. Er ist noch warm. Und ich fühle dir immer weiter nach, wie weit du dich auch entfernst. Du hast mich natürlich schon vergessen, die Schlampe, du hast mich nie erfahren. Diese Reproduktion meiner Selbst. Und nun bin ich nicht mehr ich, denn ich kann mein Spiegelbild nicht ertragen. Diese frisch gebürsteten Haare ekeln mich so an. Als hätte es mir nichts bedeutet. Als hätte es nichts bedeutet. Wenn es auch nur eine Sekunde lang so wäre, würde ich mir selbst den Rücken kehren müssen, so wie Gott, so wie du. Diese Reproduktion aber verteilt den Schwanzgeschmack auf der Tastatur, damit du mir bleibst, in meinen Worten tropfst, in mir verwest. Deine zertretenen Brombeeren jucken auf meiner Haut. Ich friere. Ich schwitze, ich tropfe, ich bin nackt und allein. Ich bin tot. Und du denkst nichts. Nichts. Gar nichts. Oder irgendwas. Kratze mir unter der Dusche das Lila von der Haut. Die Reste meiner Erinnerung verfangen sich unter meinen Fingernägeln. Gott war nie da. Du auch nicht. Ich bin eine Schlampe. Ich schreibe Lila.

Explizit / Sex

Tristesse wartet
nach dem Abenteuer
mit einer Flasche
hochprozentigem Gefühl
damit es echt wirkt
und warm ums Herz
intensiv der Duft der Welt
solange sie passiert

wie eine Tafel Schokolade

Nur kein Duft der Welt
dringt so intensiv ein
[ganz explizit!]
Sex mit einem Menschen
dem man sein Leben
ganz und gar
nicht nur Haut und Haar
anvertraut

Gelegt in die Hände
eines überdauernden Vorspiels
in dem es kein ‚danach‘ gibt

wie eine Ewigkeit im Paradies

© Amy Herzog

Angst

In letzter Zeit bist abgelenkt von deinen Gedanken, versuchst sie zu verdrängen, dich in Kunst zu flüchten, in Musik und in deine Arbeit, eine klare Sicht behalten ist die Hauptsache, sagst du dir immer wieder, willst stark sein, dein Kopf sieht das anders, sieht in deiner Hauptsache nur noch eine unbedeutende Nebensache. Deine Bemühungen nur, um dich am Ende wieder in diesen Gedanken zu verlieren, welche dir jeden Tag, den ganzen Tag im Hinterkopf klemmen, fast wie ein Parasit. Diese Gedankenöffnung voll Lust und Tiefe, aber dann diese Gedanken, die du nie wieder fühlen wolltest, weil sie dir einmal zu viel beinahe das Leben gekostet hätten. Du hast Angst, du bist erwachsen, aber du fühlst dich wie ein Kind, das niemand sieht, bist allein mit diesen Gedanken, der Angst. Nein, sagst du dir immer wieder, NEIN! Jetzt wird gearbeitet. Und heute Abend trinkst du dich in den Schlaf und hoffst, in deinen Träumen nicht zu denken, nicht zu fühlen. Hoffst, dort die Angst nicht zu verlieren, die Erde unter deinen Füßen, die dir, wenn du wach bist, sowohl das Leben rettet, als auch nimmt. Jeden Tag ein bisschen mehr.

Es ist zwar kein Drabble (das hatte ich bereits geschrieben), trotzdem sind dort die aktuellen drei Worte von Lyrix untergebracht 🙂 Nur so aus Spaß an der Freud.

Wir

Ein dunkler Raum 
in zeitloser Zwischenwelt
rastet in unendlicher
grenzenlos
Poren sickernder
in hingebungsvollen
entblößten Seelenkörpern
durch Ewigkeit

Die Außenwelt zeigt
wie Farben
durcheinander
aneinander vorbei
verlieren und suchen
vermischt
in verbrauchten
Stunden

Wir liegen darin
suchen Liebe, Nähe, Sinn
Bedeutung im bedeutungslosen
Wahrheit in Lüge
und im verschiebenden
verschwiegenen
die Mitte
uns

Wir brauchen nichts
in der Dunkelheit
wir sind wir
wie wir sind
sind wir mehr
Sterne, Ozean, Mond
oder Pfütze

Fragen
die hier nicht
existieren
in der Zwischenwelt
wir sind klein
wir sind die Mitte
wir sind nackt
wir sind eins
wir sind wir

Mitte

© Amy Herzog

Wölfin

Junge Wölfin schläft
von jeher
tief im Traum
tanzend mit Geliebtem
Tod reißt, zerrt, lehrt
das Lieben, Sex und Blut
jung schleppend, stammelt
sammelt, trinkt vom fahlen Nichts
vermag sie zu wecken
kann sich trunken
voll Sehnen die Lippen lecken
Kopf im Wahn der Stille
Lebenswille kratzt
an deiner Tür rufen gebrochen
nackte Knochen kochen
im eigenen Saft

©  Amy Herzog

Memoiren einer Mätresse

Einundzwanzig Uhr im Winter, stehe an der Bushaltestelle. Gegenüber im Rewe kaufen Menschen noch ein, und ich überlege, denn ich müsste auch einkaufen. Zu Hause im Kühlschrank wartet nur noch ein angebrochenes Glas Marmelade und eine halbe Packung Mehl steht im Schrank. Aber ich bin zu erschöpft von der Arbeit, von meinem Leben. Dann gibt es eben wieder Pfannkuchen ohne Ei, ohne Milch, ohne Zucker, ohne Salz. Ich hätte ohnehin nur noch fünf Euro, die ich doch lieber in die Zigaretten danach investiere.

Mein Geld für diesen Monat habe ich vor wenigen Tagen beinahe restlos aufgebraucht, um ihm etwas bieten zu können, als würde es etwas nützen. Mehl mit Wasser in einer beschichteten Pfanne, garniert mit feinster billig Marmelade. Etwas, worauf ich mich freuen kann, sofern ich meine Endhaltestelle nicht verschlafe. Komische Gestalten laufen in der schwach beleuchteten Laternendunkelheit an mir vorbei, aber ich spüre keine Angst. Mir ist nur kalt und ich bin so müde. Und was soll schon passieren. Ich nehme es, wie es kommt. Was passiert, passiert und was nicht passiert, passiert eben nicht. Im Moment weiß ich nicht, ob ich mich wehren würde. Mir ist alles egal, ich will nur schlafen.

Endlich kommt der Bus, um diese Zeit zum Glück nicht mehr so voll. Ich mache mir gern Gedanken über die Menschen, die dort sitzen. Sind sie glücklich? Wie definieren sie Glück? Hat der Mann mit der großen roten Nase ein Alkoholproblem, oder ist ihm auch nur kalt? Kommen die zwei Jugendlichen in ein warmes zu Hause oder liegt ihre Zukunft bereits in Scherben? Und die wichtigste aller Fragen: Hat hier schon mal jemand einen Mord begangen? Der schicken Lady, die im Bus etwas fehl am Platz scheint, der würde ich es zutrauen. Vielleicht nicht mit einem Messer. Eher so nach dem Motto: es war ein Unfall. Ganz so als hätte sie nicht gewusst, dass man dem achtzigjährigen Millionär keinen Fisch zum essen serviert, den sie zuvor Wochenlang hinterm Trockner gelagert hat. Immerhin halten mich die Gedanken wach. Und wie immer, würde ich gerne auf dem hüpfenden Sitz des Busfahrers sitzen. Dieses auf und ab Gewippe wirkt geradezu hypnotisch.

Einundzwanzig Uhr fünfundvierzig, Endhaltestelle. Fast vierhundert Schritte bis in die beste Dachgeschosswohnung, die ich für einen kleinen Preis auftreiben konnte. Dreißig Quadratmeter, aber sie gehören mir. Besser als das Leben zuvor ist sie allemal. Eingerichtet mit dem Geld, welches ich mühsam zusammenkratzen konnte. Schön ausdrücken kann ich es mit minimalistisch und nachhaltig kreativ zusammengewürfelt, aus gebrauchten Möbeln. Viele Menschen wissen gar nicht zu schätzen, dass sie eine Einbauküche, eine Waschmaschine und weiteren Luxus ganz selbstverständlich in ihrer Wohnung stehen haben. Immerhin lerne ich hier gerade fürs Leben. Um weiter positiv zu bleiben.

Angekommen begrüßen mich meine Katzen, immerhin sie haben Essen, welches sie nun bekommen. Das ist das Wichtigste. Klamotten abwerfen, die Mehlpampe…ich meine die Pfannkuchen anrühren und die Marmelade drauf klatschen. Und mit einem mal sieht das Katzenfutter ungewöhnlich lecker aus. Aber ich muss mich beeilen. Nicht etwa weil ich müde bin, naja schon, aber hauptsächlich, weil ich den Haushalt noch gemacht haben muss, damit für morgen alles perfekt ist. Oder besser gesagt, möglichst perfekt wirkt. Duschen gehe ich nicht mehr, das dauert mir heute zu lange. Dreiundzwanzig Uhr, das Bett ruft sehnlichst, ich rufe zurück. Es bleibt mir nicht mal Zeit für meine tiefe Traurigkeit. Den Wecker auf halb zwei, viertel vor zwei und zwei Uhr gestellt, denn ich darf nicht verschlafen.

Denn um drei Uhr kommt er. Und ich muss vorher noch duschen, um ihm frisch fertiggemacht, glücklich wirkend den Kaffee zu servieren, den ich auch kaufe, obwohl ich ihn nicht trinke. Ich bin so dumm, so dumm, so unglaublich dumm. Aber es lohnt sich.

Drei Stunden später stehe ich völlig ermattet auf, springe unter die Dusche, erledige letzte Handgriffe in der Wohnung und stehe ihm zur Verfügung, mit allem, was er will. Der beste Sex, den jemals jemand gehabt hat, ist keine Belohnung für mich, obgleich seine Begierde bis in meine tiefsten Ängste vorzudringen vermag und sie für einen kurzen Moment sanft in Sicherheit küsst. Ich spüre Verzweiflung, mein gebrochenes Herz und meine zerfleischte Seele, die ich nicht herauslassen darf in der dringenden Hoffnung, dass er dieses mal bei mir bleibt. Es geht mir um den Moment danach, in dem er glücklich ist und seine Augen mich anschauen, als wäre ich die einzige für ihn. Fast so, als hätte ich eine Prüfung bestanden, nur bekomme ich keine Urkunde, sondern einen Stempel aufgedrückt. Mätresse.

Fünf Uhr, er geht. Wie immer. Ernüchterung. Und ich gehe noch mal duschen, wasche mir den Dreck ab und warte auf die Arbeit. Weinen kann ich schon lange nicht mehr, nur noch so in mich hinein. Was sollte es auch nützen, heute Abend werde ich es wieder eilig haben, werde wieder drei Stunden schlafen und ihm wieder den Kaffee servieren. Vielleicht bleibt er ja morgen bei mir. Vielleicht. Es tut weh ihn so bedingungslos zu lieben, doch ich tue es. Ich bin einfach nur müde, so unglaublich müde.

Deine Wurzeln

Ich bevorzuge deine klammernden Wurzeln
deine Wiedergeburt schmeckt nach abgestandenem Mineralwasser
ja
ich wär‘ dann nicht mehr durstig
ja
du füllst den Magen
aber
wo
bleibt
die
Hingabe
verdammt?

Trinke dann erinnernd deinen Saft aus weichem Moos
schmeckt nach Traurigkeit, die ich an dir liebe
nach Sex aus purer Verzweiflung
und das Ende war schon da
während hinkende Gefühle entgleisen
reise ich durch fahle Wüsten
was mir von dir bleibt
leckt auf meinen trockenen Lippen
den Geschmack von
oxidiertem
Eisen

© Amy Herzog

Sie und Er (Part 2)

Triggerwarnung: Sexuelle Inhalte/sanftes BDSM. Wer so etwas nicht lesen mag, der möge diesen Beitrag dezent überlesen.

Ihre Phantasie ist eine, die er nicht in schönen Träumen zu sehen vermag, nicht mal in den Träumen seiner Phantasie. Allenfalls in seinen Albträumen. Sie lebt zu schnell und nährt sich an ihrer Gier, kein Glitzern in den Augen, keine Suche nach der Unendlichkeit, kein Ankommen, nur eine kurze Nacht, weil sie sich mehr nicht erlaubt herbei zu phantasieren. Nichts ahnend seiner. Ein gebrochenes trauriges Herz ist sie, das vor langer Zeit schon alle Wünsche so tief in sich verschlossen hat, dass niemand mehr je danach greifen könnte, so vermutet sie. Und wenn sie an ihn denkt, dann zündet sie keine Kerze an. Denn sie weiß, ein Mann, der nur das eine will, der dreht beim kleinsten Schnick-Schnack wieder um. Zu oft hatte sie schon die Liebe vertrieben, indem sie zu viel war, vielleicht waren sie beide aber auch nur stets zu wenig. Das wird sie nie erfahren.

Und so spürt sie nur noch das niederste aller Bedürfnisse, ihren Hunger, die Gier zu Fressen, die Lust nach seinem Körper, im tiefsten Innern verzehrend danach, ihn heimlich lieben zu dürfen, für diesen kurzen Moment in ihrer Phantasie. Die Kleidung vom Leibe braucht sie im nicht reißen, wartend und sie erwartend liegt er Nackt auf ihrem Bett, befehlend sich ihrer Kleidung zu entledigen. Fest greift er ihren Arm, packt fest zu und wirbelt sie in einer unsanften Bewegung aufs Bett. Ihr zitternder Körper fühlt sich real an, doch das ist ihr in diesem Moment nicht wichtig. Auf dem Bauch landend spürt sie nicht den Willen, in ihre eigene Welt einzugreifen. Wie er sich auf sie wirft, ihre beiden Handgelenke packt und fest auf ihren Rücken presst, lässt sie geschehen, lässt es über sich ergehen, weil sie diesen sanften Schmerz braucht um zu spüren, sich selbst und ihn.

So wie sie sich ihm ausgeliefert fühlt, genauso sicher fühlt sie sich in diesem Augenblick. So sicher, wie sie sich sonst nie fühlen kann. Und als er sein hartes Glied in schnellen Bewegungen wieder und wieder in ihren schwachen Körper presst, beginnt sich ihr unersättlicher Hunger langsam zu lösen. Ihr Stöhnen dringt vor bis in die Wälder und schreckt schlafende Buntspechte aus ihren Nestern. Mit jedem Stoß rutscht sie höher und höher, bis sie das Kopfteil des Bettes ein Ende spüren lässt. Und immer wieder schreckt sie mit einem leisen Schrei auf, während er feuerrote Abdrücke seiner Hände auf ihrem Hintern hinterlässt. So wie seine Bewegungen schneller werden, greift er tief in ihre Hüften, sie genießt das Brennen, das er ihr schenkt. Am Ende spürt sie in sich ein leichtes Zucken und sie weiß, das ist das Ende ihrer Welt.

Während sie sich umdreht, gesättigt von seiner Gier, die sie sich erträumt hat, hebt er seine Kleidung vom Boden auf und verlässt wortlos ihre Wohnung. Diesen sanften Übergang in die Realität genießt sie noch, während sie im Bett alle viere von sich streckt, sich die Anspannung löst und die Realität immer klarer wird. Wie sehr sie sich wünschte, es wäre nicht vorbei, das schließt sie sogleich fest mit in ihre Erinnerungskiste, die sie tief in sich trägt. Ungläubig, ob das ganze wirklich nur eine Phantasie war, geht sie zum Spiegel, entledigt sich ihrer Kleidung, die sie nie abgelegt hatte und betrachtet ihren Körper. Keine roten Stellen, keine warmen Hände, keine Greifspuren an den Handgelenken, nicht mal ein kleines Hämatom an den Oberschenkelinnenseiten. Nur die üblichen Narben der Zeit.

Ihre Enttäuschung steht ihr ins Gesicht geschrieben, dennoch kleidet sie sich wieder an und zeigt sich in dankbarer Demut, kurz und heimlich geliebt haben zu dürfen. Nichts ahnend von seiner Phantasie geht sie weiter ihrem Alltag nach und verbucht die vergangenen zwanzig Minuten als bedeutungslosen, aber wirkungsvollen Power Nap. Die Hoffnung, sich beim nächsten mal einen liebevollen Kuss zu erlauben, verstaut sie sicher unter ihrem Kopfkissen. Die Zigarette danach sei ihr gegönnt, während sie sich daran erinnert, was vorher war. Das Mittendrin drängt sie in den Hinterkopf und das Danach ist verloren. Sie ist verloren, schimmert eine stille Träne im Sonnenlicht. Endlich wieder verloren.

Er und Sie (Part 1)

Triggerwarnung: Sexuelle Inhalte. Wer so etwas nicht lesen mag, der möge diesen Beitrag dezent überlesen.

Es liegt außerhalb ihrer Vorstellungskraft, wie sehr er sie begehrt, wie tief er ihre Nähe einatmen möchte, einatmen muss, als würde sie ihn vor dem ertrinken retten und mit dem ersten Atemzug blickte er in ihre Augen. Als wollte er in seinem gesamten Leben nichts anderes mehr sehen und alles andere davor vergessen, während sich ihr Duft um seinen Körper schmiegt und seine Sinne in entfernte Dimensionen manövriert. Doch das alles spielt sich nur in seiner Phantasie ab, diese Welt, die sie nicht zu erahnen vermag, gleichzeitig ist sie ihm die schönste, die, in der er ankommen und sich fallen lassen kann. Und sie ist darin seine Sicherheit, ihr sanfter Schoß, in der für ihn so unsicheren und schnelllebigen echten Welt. Nur fragt er sich dann: „was ist schon echt?“ In seinen Gedanken sieht er sie jeden Tag, wohin er auch schaut, sieht er ihre Augen vor seinem Inneren. Wir begehren, was wir täglich sehen. Wie jeden Tag flüchtet er vor dem Licht, dunkelt seine Wohnung mit Jalousien und zündet eine Kerze an, um sich weiter in seiner Welt zu laben.

Obwohl seine amourösen Gedanken schnell zu kochen beginnen, als er sie auf seinem Bett liegen sieht, atmet er tief durch und lässt sich Zeit. Denn Zeit ist hier in seiner Welt ein so weit dehnbarer Begriff, dass er bedeutungslos wird. Selbst im Schein seiner Kerze kann er ihre Augen leuchten sehen und als er ihr endlich wieder näher kommt, sich neben sie auf sein Bett setzt, kann er bis hinter ihre Augen, direkt in ihre Seele blicken. Und ankommen. Alles was ihm bis dahin ein Geheimnis war, liegt nun offen in seiner Brust. Wie eine Flutwelle trifft es ihn, überrollt ihn, macht ihn schwach, obwohl er stark sein wollte. „Wir haben Zeit“, flüstert er sich selbst immer wieder zu, während er leicht zu schwitzen beginnt und dieser Schweiß einen dünnen Film aus purer Leidenschaft auf ihm hinterlässt.

Und er denkt an all die Fragen, die sich nun aus seinem Wissen ergeben, das offen in seiner Brust liegt. Alles hat er von ihr, doch er will mehr, immer tiefer in sie hinein blicken. Sogleich denkt er an die Gespräche, saugt jedes Wort ihrer Stimme in sich ein, unersättlich kommt er ihr immer näher, bis sie in seiner Phantasie im Kusse verstummt. Erst ihre weichen Lippen, dann über die Wange an ihren Hals. Kaum traut er sich, sie zu entkleiden, viel zu schnell würde seine Phantasie in der Realität enden. Seine kochenden Gedanken sind längst verdampft, der Körper ist willig und sein Geist noch schwächer. All die angestauten Jahrzehnte versetzen seinen Körper in Anspannung. Wo er gerade noch alle Zeit hatte, hat er plötzlich keine mehr übrig, als er ihr mit zwei, drei ruckartigen Handgriffen die Kleidung vom Leib reißt.

Mit einem mal küsst er in seinem Gefühl alles zugleich, jeden Zentimeter ihres Körpers, ihrer zarten jungen Haut, seine Gedanken kommen nicht mehr hinterher. Und in einem Atemzug sind all seine Fragen beantwortet, jedes Haar, jedes Zeichen ihrer Zeit, mit allem was auf ihrer Haut geschrieben steht, begehrt er sie bis tief in ihre Seele. Seinen Körper stülpt er über ihren, umklammert ihn, vergräbt seinen Kopf in ihren Haaren und will sie nie wieder loslassen. Seine Schwäche ist verflogen, die Zeit flog mit, all seine Bedürfnisse liegen in diesem Moment, den er sich seit Jahrzehnten ersehnt. Endlich kann er fallen und endlich fällt er tief in sie hinein, immer tiefer, immer fester stößt er sie und krallt sich weiter fest. Ob er nur in seiner Phantasie, oder auch in echt stöhnt, ist völlig unerheblich. Die Lust fließt aus seinen Poren und verbindet sich mit ihrer. Mit jedem Stoß lauscht er mit seinem Ohr nahe an ihren Lippen ihrem leisen Stöhnen nach.

Immer schwerer fällt ihm das Atmen, die schnelllebige Welt da draußen hat er aus seinem Gedächtnis gestrichen, seine Welt dreht sich schneller. Berauscht von ihrem Meer der Sehnsucht entlädt er sich in ihr, um sie zu stillen und um gemeinsam mit ihr in die Weiten der Ewigkeit zu treiben. Langsam wird er müde, doch er lässt sie nicht los, im Gegenteil, er krallt sich noch fester, denn zu groß ist seine Angst, dass jetzt, wo er seine Begierde genährt hat, seine geliebte Phantasie, sie, mit einem mal verschwindet. Während er sie fest umklammert schläft er in den salzigen Spuren ihrer Leidenschaft behutsam ein. Eine Hand streichelt durch sein Haar und der Wind imitiert ihren Atem. Das erste mal kann er beruhigt einschlafen, denn er ist angekommen, endlich angekommen.

Ende

Der Mann, bei dem ich irgendeine Liebe suche, liegt nackt in meinem Bett und behauptet mich zu lieben, an meinem kalten Herzen prallt es ab. Mit schweigenden Tränen wanke ich mit letzter Kraft ins Badezimmer, drehe das Wasser in meiner Dusche und am Waschbecken auf, schalte das Licht aus. Am geöffneten Fenster genieße ich die nach Regen duftende Nachtluft, verschwommen malt mir der Mond sein Schlaflied in einem kurzen Bild und ich frage mich, ob der, den ich Liebe, den selben Mond sieht. Die gefühlt fünfzigste Zigarette verklebt meine Alveolen, während mich meine Gedanken innerlich in Stücke reißen. Hätte ich nur ein Hemd von ihm, würde ich es gerade tragen, um seinen Geruch in mir zu spüren. Ständig kommen mir Gedanken in den Sinn, die mich zwingen, mein Denken zu unterbrechen. Tränen schießen aus meinen Augen, wo ich doch an niemanden denke. Der Wind trocknet sie, leise.

Irgendwie fühlt es sich nicht mehr so an, als ob ich geweint hätte. Wieder ein Stückchen mehr zerrissen, wieder ein bisschen mehr betäubt, dieses mal wohl zu viel. Und nichts als Leere bleibt. Dabei kann ich meine Gedanken an den, den ich liebe, gar nicht als richtiges denken bezeichnen, es sind nur unzusammenhängende Fetzen, Bruchstücke aus zersplittertem Glas. Glas, das meine Seele zerschneidet und rote Tränen formt. Ein Gefühl, den Schmerz als Wort nicht wert, das mich schreien lassen würde, aber ich darf nicht schreien. Der, der vorgibt mich zu lieben liegt in meinem Bett und wartet auf meinen nackten Körper. Er weiß, dass ich weine, aber ich bin allein, also weine ich allein.

Gefühlt fünftausend Mal starre ich in diesen wenigen Minuten auf mein Smartphone, schaue nach, suche verzweifelt nach Luft, nach einer kleinen Nachricht, selbst wenn sie nichts bedeutet. Irgendetwas, egal was, von dem, den ich so sehr liebe. Warum weiß ich nicht, das alles ergibt keinen Sinn. Erst gestern dachte ich noch, dass ich sterben könnte, für ihn würde sich nichts verändern. Wie sollte es auch, er bemerkt mein Leben nicht, weshalb sollte er dann mein Ableben bemerken. Sein Leben würde glücklich weitergehen, alles wäre wie bisher. Und offen gestanden gönne ich ihm das. Dem, den ich liebe. Und ich weiß nicht, weshalb ich mir seine Gedichte durchlese, die beschreiben, wie glücklich er ist, während ich das Leben nicht mehr aushalte. Vielleicht, weil es das einzige ist, was ich greifen kann. Es ist kein einfach daher gesagtes „Ich halte es nicht mehr aus..“, diese Grenze habe ich längst überschritten. Und es ist auch egal, wie viele Medikamente ich in mich hineinwerfe, sie können diese unerträgliche Leere nicht füllen. Und die Gedankensplitter nie aufhalten.

Ich gebe mir die größte Mühe nicht daran zu denken, dass er seinen Abend mit dem, was er liebt verbringt, trinkt und glücklich ist. Ja, ich gönne es ihm von Herzen, wenn auch dieses Herz kaum noch schlagen kann. Dass er alles hat, was er sich erträumt und ersehnt hat und ich nicht dabei bin. Aber ich kann es nicht denken, ohne wieder zu weinen. Nur das Wasser tröstet meine feuchten Wangen, ich drücke die Zigarette aus, schließe das Fenster und gehe zurück zu dem Mann, der behauptet mich zu lieben. Lege mich nackt unter seine Decke dicht neben ihn und versuche leise und ruhig zu atmen.

Während ich an den Mann denke, den ich liebe, vergrabe ich meine Finger tief in sein Fleisch und versuche in ihm zu ertrinken, in dem, der mich liebt. Nur damit es für einen kurzen Moment erträglicher wird und ich unter seiner Liebe verschwinden kann. Wie er seinen lustvollen Körper an meinem reibt, seine Gier aus sämtlichen Poren tropft, es müsste mich anekeln, aber das tut es nicht. Nicht wenn ich an den denke, an den, den ich liebe und seine Küsse meine blutenden Tränen trocknen. Innerlich habe ich das Gefühl zu verbluten, doch wie kann ein Mensch verbluten, wenn er gar nicht mehr lebt. Ich fühle mich tot ohne gestorben zu sein. Und während ich mich tiefer und tiefer in den Körper dieses Mannes grabe, um in diesem Nest von verlogener Geborgenheit zu versinken, kann mich nur noch die Hoffnung tragen, dass das alles bald sein Ende findet.

Vorspiel

Deine Stimme umgarnt meine Sinne wie in Rauch getaucht. Bewusst wahrnehmen kann ich nur das ticken der Uhr, aber nicht die Zeit, die uns davonrennt. Einfach alles ist stehen geblieben, selbst mein Atem, wenn du mir nahe bist, obwohl du mir ferner nicht sein könntest. Ich weiß, was du weißt, und weiß es nicht. Aber ich weiß, was ich denke…und denke es nicht. Ich denke, ich wüsste gerne mehr. Ein stummer Schatten tänzelt umher, ergreift meine Seelenhand, ich greife zurück. Dort, wo Glück und Verderben so nahe beieinander liegen, dass ich keines davon zuordnen kann, nichts davon trennen kann. Das macht es so aufregend, zu meinem persönlichen Abenteuer. Und du bist mittendrin. Aber keine Sorge, noch ist es nicht schlimm, noch ist nur Vorspiel. Und nun ja, ich finde ja, dass wenn man weiß, wie es geht, kann es schnell gehen. Aber vielleicht änderst du meine Meinung und erweiterst meinen Horizont. Und wer weiß, wie lange es gehen kann und wie lange es noch gut ist. Im Zweifel nehme ich dich mit ins Grab, denn eines weiß ich sicher. Selbst dort wirst du mein Herz noch höher schlagen lassen und meine Sinne in eine fremde, in deine Welt versetzen können.

© Amy Herzog

schlaf, mein Liebster

trinke die schlaflosschleifende Nacht
schmeckt genauso gut wie eine dieser bunten
halbliter Cocktails auf Ex – knallt
aber besser als dein gelegenheitstrauriger Sex

schon zwanzig nach drei, mein Liebster
du bist endlich frei, flieg – flieg – flieg –
Gefühl ist im Preis, Tränen kosten extra
nimm den Alkohol mit, brauchst ihn dringender als ich

Die milde Nacht denkt mir ein, denkt mir nach
bis zum Mond und wieder zurück ist zu kurz
nur ein Sturz in deine Tränen mit Dingen
die du nie hattest – schlaf endlich Liebster, schlaf

© Amy Herzog

Ungezähmt

Gedanken nass
im Wellengang pulsierende
Brust atmet leise,
dann schneller, lauter
ringt gar um Luft

Vibriert das Herz
durch Mark und Blut
erwärmte Seelen im
zweisamen Gleichklang

Kocht und kippt
das Fleisch reflexartig,
bebend, gelähmte Gier
zu schwach, um noch um Luft zu ringen
dringen beißend, kratzend
stoßen ungezähmte violette Flecken
von drei Wochen
nicht mehr laufen können
bis in uns’re eigene
Unendlichkeit

Im Ende fließt das Herz
und stillt den Durst

© Amy Herzog

In Hunger getaucht!

in Hunger getaucht
Leidenschaftlich rauscht
lauter das Blut – schneller!
beheizt im Reiz der Wollust
inmitten hier des warmen August

die Sinne spielen
fangend nach Luft
schreit der Körper lauter
immer lauter! Nach dieser Lust

beraubt aller hohen Vernunft
von heißeren Flammen umfasst
nieder gepresst – immer heißer!
es bleibt hier keine Kraft

entreiße die Lust! Friss sie!
kühle sie mit deinem kalten Kuss
die heiße Leidenschaft, die Lust
nimm sie, liebe, spiele mit den trieben
bis sie berauschter ruhen muss

© Amy Herzog

Wärst du hier, dann…

Als stünde ich hier vor Gericht
Sagst du, komm nah an mein Gesicht
Fragst mich – und!
Ich soll ehrlich sein
Sag, ist es wahr
Dass du mich willst
Komm sag!

Oder ist es ein Gerücht?
Jetzt bist du nah…
Und ja, verdammt!
Es ist so wahr!
Die blinde Sehnsucht
Zieht mich an!
Nah, so nah an dich heran

Selbst in meiner Phantasie
Zittern meine weichen Knie!
Lass mich weiter ehrlich sein
Ja, verdammt, ich träume nur!

Dein Gesicht so nah bei mir
Entspringt der Gier
aus meinem Wein
Nur lass mich weiter
ehrlich sein…

Wärst du jetzt hier
dann wär ich dein!

Dein Antlitz dicht an meinen Lippen
Würd ich dich so lange küssen
Küssen, bis ich atmen kann
Bis irgendwann – ja
Bis ich die Luft verliere dann.

Bis der Wind das ‚F‘ mir nimmt
Das ‚S‘ so einfach hinterlässt
Und uns’ren sinnlichen Kuss verwandelt
Bis nur noch Lust zu spüren ist!

© Amy Herzog

Einmal kosten…

Lass mich von der Sünde trinken
Noch ein Mal kosten deine Lippen
Weicher fallen, kälter schmecken
Den warmen Atem kribbeln spüren

Zart und heftig um mich schlagen
Tragen schwebend fort die Wellen
Einst von deiner Lust betrunken
Stöhnend tief in Trance gefallen

Lässt du mich zu lange warten
Spür doch deinen warmen Atem
Könnt mein Herz nur weiter schlagen
In unseren rauschend Gedanken

Lass mich von dem Brunnen trinken
In Leidenschaft und Sünde beben
Weich und schneller, hart und zart
Tanzen küssend durch die Nacht

© Amy Herzog

Sie gab sich ihm hin…

Er packte sie,
küsste sie,
warf sie aufs Bett.

Er nahm sich,
was er wollte,
steigerte seine Lust,
riss ihr die Kleider
vom Leibe komplett.

Kontrolle über sie,
nur das wollte er.

Mit zärtlichem Biss,
steigerte sich ihre Lust,
ihre Schmerzen zu sehen
nur das Er genoss.

Sie vertraue ihm blind
mit verbundenen Augen,
ertrug jede Strafe,
die er für sie hatte.

Für ihn würde sie
heut zur Königin werden,
bis hoch in den Himmel
für ihn sogar fliegen.

Sie stöhnte und schrie,
er züchtigte weiter,
durch ihr lustvolles Geschrei,
fühlte er sich geehrter.

So packte er sie,
wieder und wieder,
nahm keine Rücksicht,
wurde nur fester.

So gab sie sich ihm
und wurde zu seiner,
erfüllt von der Lust
gab sie sich ihm hin.

© Amy Herzog

Noch eine letzte Zigarette…

War ich doch einst
nur eine von vielen
klein in der Einzigartigkeit,
die allen anderen gleicht.

Im Lichte aufrecht und perfekt
stand und stehe ich noch heute
inmitten dieser gesichtslosen Meute
von einfallslosen Masken.

Nur hast du mich fallen gelassen,
betäubt zum Monster gewandelt
und mein Inneres zerrissen
im Schlamm liegen gelassen.

So muss ich dich hassen
das kann ich nicht.
Gezwungen in Liebe
will ich dich nicht.

Glücklich will ich dich sehen
nur einmal spüren und wissen,
tu es, mach es gleich
und beschreite dein Begehren.

Beende dein prachtvolles Werk
und schicke mich fort,
gewähre mir nach dem Sex
noch die letzte Zigarette.

Dann ist es so weit
ich bin längst bereit
auf ewig verloren
im Himmel der Nacht.

© Amy Herzog

Submissive…

Lasse sie vor dir niederknien
erwartend der Strafe
bettelnd
um Gnade flehen

Mit einem Tuch
verbinde ihre Augen
gehört sie nur dir
nur dir kann sie vertrauen

Halte sie fest
immer fester ihre Arme
küsse und beiße
und gib ihr den Rest

Umschlinge sie sanft
mit deinen Fesseln
lasse sie im Glauben
sie überall zu verhauen

Küsse, verführe und nehme dir
wehrlos ist sie
nehme dir alles,
was du willst von ihr

Nimmt sie deine Strafen
nach deinem Wille
ficke sie einfach,
bis sie kann nicht mehr laufen

Jetzt gehört sie nur dir
dann befiehlst du ihr
ihre Höhe zu spüren
zu deinem Vergnügen

© Amy Herzog

Ausgehungerte Lust…

Tief der der Nacht
erweckt er sie aus mitten
ihres wunderschönen Traumes
zieht sie mit einem sanften Kuss
auf ihren weichzarten Lippen
in seine Welt der Leidenschaft
und erhitzender Lust

Zwischen ihren Schenkeln
spürt sie ihn nah und warm
spürt wie an ihr seine Lust
sich steigert und wächst

Wie ein ausgehungertes Tier
entreißt sie ihm die Kleidung
umschlingt seine Hüften
und hegt Hoffnungslust
mit ihren Beinen

Gleich würde sie ihn spüren
seine harte Lust gleitet langsam
und sanft, doch immer in sie hinein
wildgeworden wird sie verrückt
kratzt und beißt sie braucht
es härter jetzt gleich
will sie ganz Sein

So stößt er immer tiefer
immer fester schneller und härter
in diese nasswilden Lüste
und knabbert und küsst
dabei sanft ihre Brüste

Spürt seine Gier
wie sie steigert sich an
noch schneller stößt er sie
zieht sie nah an sich ran
und bleibt still

Am Schlusse fühlt sie
sein zuckendes Zittern
im Saft dieser Liebe
sind sie verbunden
und schlafen ein
mit letztem Kuss

© Amy Herzog

Freie Phantasie…

Mein Bette
werde ich heute
nicht verlassen
lasse Erinnerungen
verblassen
und tauche ein
in eine freie
Phantasie
in der das deine
bei mir ist
uns wir uns
leidenschaftlich lieben
bis wir aus dem Bette fallen
und uns woanders weiter lieben

© Amy Herzog

Fleischeslust…

Leise streift dein Atem,
an meinem Hals vorbei,
doch ich kann nicht warten,
hör doch mein Geschrei.

Immer näher deine Lippen,
sanfte küsse erregen,
gleicht einem Ausflippen,
dieses höher fliegen.

So lasse ich mich fallen,
in deinen warmen Schoß,
gib mich dir hin mit allem,
vom Kopfe bis zum Fuß.

Bewegungen verfliegen,
im Rhythmus der Zeit,
lass mich auf dir liegen,
dann sind wir gleich bereit.

Verbunden sind wir nun,
in Fleischeslust fast blind,
immer schneller wir es tun,
diese Leidenschaft beginnt.

© Amy Herzog

Geweckt…

sanft verschlafen
wach ist sie
die augen noch verschlossen
ein kuss am hals
erregt wie nie
gefühle überschlagen
ist das erste was sie spürt
die eure lust so stählern
zwischen ihren beinen rasch
ihr immer näher rückt

© Amy Herzog

Verlangen nach dir…

unbeschreiblich
ist mein, verlangen
nach dein, bei dir sein
ich will, nein muss
sei ganz mein.
spüren will ich dich
nah bei mir
haut auf haut
ganz tief in mir.
zittern vor lust
schreien so laut
bändige mich, du musst
stillen diese lust.

© Amy Herzog

Vereinigung…

Ein Blick genügt, schon ist es geschehen,
in meine Gedanken dich eingeschlichen.
Tag sowie Nacht nur Sehnsüchtgiges denken,
so denk ich, könnt ich dich doch einfach packen.

Eine Berührung, ist einmal vergangen,
steigert in uns sogleich das Verlangen.
Spüren, berühren, mich zerrt es zu dir,
du und ich näher, wir werden zu wir.

Einen Kuss später, entfacht sind die flammen,
liegen wir da, ganz eng nun beisammen.
Die Körper umfasst und sinnlich geküsst,
stillen die Sehnsucht in tiefer Lust.

© Amy Herzog

Verführung…

schnelle verführung
sanfte berührung
irritiertes gespür
ich mich verlier
gedanken
wanken
ungewiss
ein genuss
gefühle beben
herzen schweben
augen schließen
dich sehen
verführen
fühlen
glühen

© Amy Herzog