leblos

Du bist die Ernte, Geist

       Du bist die Ernte, 
Geist.


Tag für Tag
eingestaubte Lider
in deinem aufgewärmten Bett
glattgebügelte Seiten
in einem mittelmäßigen Buch

Schreiben musst du
die getrockneten Schalen
bevor du zerfällst

Immer einen Trommelwirbel
weit entfernt
träumst, schläfst, fällst
und schlägst dich
in die stickigen Strudel

Stehst doch wieder
auf
und lächelst lechzend
einsam
eine Seite um


Du bist die Saat,
Staub.



© Amy Herzog

WO BIST DU?

Seit Jahren wandelnder Tod
was hast du nur getan
dass du dich nicht mehr tragen kannst
was ist dir passiert

So erloschenes
und pocht nur im Rhythmus
um des Körpers willen
kleines Herz
WO BIST DU jetzt

In den Wäldern
so verirrt
– frei
(in deinen Ketten)
doch ich küsse dich sanft
vom Vollmond aus
auf die Stirn

© Amy Herzog

lache das Ende ein

Meine Haut
dünn
wie Papier
entzündet mit jedem Funken
Hoffnung
doch
nur ein Ölbrand
aus Lügen
egal
und etwas Charme
ich vergesse zu denken
aber zucke noch
gelassen mit den Schultern
dabei lache ich
mein Ende
ein
bevor es begonnen hat
– ich weiß.

© Amy Herzog

Nachtwach

die Nacht vergisst
zu atmen,
ich tue es ihr gleich.
was ist hier geschehen?
na, wieder Nacht, wieder wach.
kalt, dann voll, dann wieder schwach.
schwarzer Äther lacht
und mein Kaffee schmeckt alt.
ahnungslosigkeit windet sich raus,
klarheit will nicht gelingen.
den letzten Gedanken habe ich verworfen,
war Romantik, war verdorben.
lasse mir das Falsche chirurgisch entfernen,
und wenn der Morgen flüstert
stricke ich mir aus übrigen Spinnweben
einen passenden Strick.

© Amy Herzog

Meine Enden

Habe meine Enden gesehen, dem Tod persönlich die Hand gereicht, ihn umarmt. Er macht mir keine Angst. Nicht so, wie die Lebenden, diese lebenden, erbarmungslos unterkühlten Wesen, diese Lebenden. Für ihn habe ich die Wohnung geputzt. Habe mich frisiert, die Nägel lackiert. Ja, sogar den Kühlschrank gefüllt. Habe die Sonne ein letztes Mal auf mein Gesicht scheinen lassen und sie genossen. Habe mich von ihr verabschiedet. Und schaute nicht zurück.

Da war keine Trauer, keine Verzweiflung, keine Wut, kein Gefühl, kein Schmerz, ja nicht mal die Liebe. Weder Kälte noch Wärme. Es war völliger Stillstand. Ruhe. Ruhe vor dem Sturm. Kein Ende sollte mein Ende sein. Als hätte der Tod nicht nur das, was ich gesehen hatte, in meinen Augen gesehen, sondern auch das, was ich noch sehen muss, bevor er mir das Ende gewährt. Was ich sehen muss, das weiß ich nicht. Vieles habe ich seither gesehen. Und in meinen Augen kann man es lesen. Eine Bibliothek, die das Mark in den Knochen verbrennt, sobald man sie betritt. Meine Fragen, diese vielen Fragen, sie werden leiser mit der Zeit, mit dem, was ich sehe. Nur was ich noch sehen muss, diese Frage steht oben. Sehen oder Fühlen. Erleben. Wie viele Enden noch. Oder liegt darin ein Anfang?

Es ist nicht der Tod, der mir Angst macht. Es sind die Lebenden und das was ich noch von ihnen sehen muss. Und das, was es noch mit mir machen wird, wie es meine Augen verändern wird, wie sie mir die Pigmente aus den Augen ziehen. Verblassen. Wieder etwas heller sind sie, die Augen. Und die Seele voll Furchen. Ich höre das Lachen, es ist nicht so, dass ich es nicht hören würde. Ich ignoriere es nur schlicht und ergreifend. Und es ist nicht so, dass ich nicht hinschauen würde. Ich schaue nur lieber Richtung Sonne, falls ich mich verabschieden muss, dann von ihr.

Phantomschmerz

Herzamputiert
mit Giftmüll verbrannt
der Rest ist Phantomschmerz
kotze den Rotz verschlissener Liebe
lausche dem Klang deiner Zufriedenheit
schlucke überdosierte Illusionen
und stanze mir das Lächeln
das du dir wünscht
ins kalte Gesicht

© Amy Herzog

– ein paar Tausend Tode gestorben
die Gleichgültigkeit
schmeckt nach vortäuschen einer Straftat
(es hat sich niemand notiert)
– einer ist mir geblieben
und verschweigt die Wahrheit
aber sie duftet nach freudestrahlendem Sprung
aus Vierzigtausend Fuß
ohne Fallschirm

© Amy Herzog

ich bin nicht mehr

Stehe unter Scheinwerfern
auf einer Bühne
so gigantisch
dass mich niemand sehen kann
ohrenbetäubende Schreie
übertönen meine greifende Hand
die Seelenstücke
ziehen gebrochen an Gondeln vorbei
ins Schlachthaus

Dieser tief verankerte
täglich neue Wurzeln schlagende
mit Spinnweben fixierte
Harz tropfende
im Mondlicht schimmernde
stumm vibrierende
zerfressende
alles umgebende

In der Kälte
tropft es im Rhythmus
meines verschollenen Herzens
auf nassen Beton
aber ich bin nicht mehr
nicht mal mehr Geschichte

© Amy Herzog

In der See

In der See werde ich ertrinken 
wenn der Tag 
meine Haut vom Knochen löst
und dem weiten Schatten
den der Mond wirft 
werde ich unter der Oberfläche 
entblößt offenbaren
was so lang darunter brennt
und die See
wird darüber ein Lied
komponieren 
das dir sanft bei Vollmond 
die Stirn küsst

© Amy Herzog

Titellos…

Lange war ich innerlich taub
und verstand meine Zeilen nicht
so war und bin ich auch verstummt
doch heute zeigen meine Tränen
dass jeder Tag den Atem raubt

Und heute bin ich aufgewacht
schon wieder an den Start gestellt
frag mich noch, wer hier zu mir hält
die Hände reicht und reichen kann
bis ich mich wieder schlafen leg

Nur heute bin ich nicht mehr taub
selbst wenn’s mir noch den Atem raubt
bracht der Verstand das Altgespenst
im Garten spukt es seit den Tagen
und nur das schwarz ein Ende kennt

 

© Amy Herzog

Nichts

Heute morgen
war’s kein Lächeln
Regen regnet, nichts als Regen
wie viel muss mein schwacher Wald
denn noch in Asche legen

Reicht dir
nicht der Sommer
dann auch nicht der Sand
der mit meinem Feuer
schneller noch nur
stillschweigend
verschwand

Nur der Mund
vollbringt kein Heil
in den schwarzen Nächten, weil
doch der Seelenzucker klammt
tropfend bitterkaltes Blut
zum blassen Nichts
verdammt

 

 

© Amy Herzog

Mehr wert 

Mehr wert ist ein totes Leben, 

ohne Glück und ohne Sinn,

einfach schweigend vegetieren,

bis mein Dasein rafft dahin. 

Ruh mich aus auf diesen Ängsten,

und ein Bad aus Selbstmitleid,

sollen Zweifel schöner glänzen,

wo Heimweh trifft die Einsamkeit. 

Lüge ich dann bis zum Ende,

nur mich selbst belüg ich nicht,

denn die Liebe zieht nun weiter,

und ich sterbe ohne Licht. 

© Amy Herzog

Mein Sein..

Lese ich die alten Worte,
weiß ich nicht, ob ich je war,
nur erdacht im Universum,
unsichtbar und niemals wahr.

Zu unendlich für die Nähe,
und doch zauberhaft und klar,
doch dann wieder in den Sternen,
sterbe ich und war nie da.

Meine Spuren in den Worten,
wie ein Korn die Wüste sah,
bleibt vergraben in der Menge,
zerbrechlich, unberechenbar.

 

 

© Amy Herzog

Todeskuss..

Um den Herzschlag die Verwesung,
beißt sich durch der Klippen kalt,
nass geküsst von roten Lippen,
wie vom Tode selbst gemalt.

Was am Ende noch verblieb,
der Glockenklang der Ewigkeit,
verschwindend zeitlos in der Schleife,
frisst mich die Unendlichkeit.

Um den Herzschlag schwarze Dürre,
ward genommen Luft und Wind,
wie des Todes rote Lippen,
küsse ich in Liebe blind.

© Amy Herzog

Kalter Kuss..

Wie der Schnee auf meinen Poren,
so der Rauch um Hirn und Kuss,
auch das Herz in meinem Magen,
der noch schwer verdauen muss.

Wie das Eis in meinen Welten,
blau zersplittert schläft das Glas,
nur der ferne Sturm lässt hören,
wie mein Geist erstickt im Gas.

Wie die Wärme in den Bergen,
doch mein Schritt versinkt im Blei,
muss ich stumm im Hier verharren,
doch der Regen tönt den Schrei.

© Amy Herzog

Leblos..

Farbenlos versinkt die Welt,
und ringt um kein Gefühl,
die Seele ward herausgerissen,
das Herz ist alt und kühl.

Taub und stumm erstarrt das Herz,
der Feind ist nicht die Zeit,
doch als das Blatt vom Baume fiel,
versank die Welt im Leid.

Leblos schweigt der Regen noch,
die Wolken tragen schwer,
und meine Welt ertrinkt im Schnee,
die Seele stirbt noch mehr.

© Amy Herzog

Ich bin nicht sicher…

Ich bin nicht sicher
bin ich noch da?
wo einst das Glück in Strömen floss
ist nichts mehr wie es war

Ich bin nicht sicher
bin ich denn tot?
der Geist meiner lechzenden Seele
schreit noch große Not

Ich bin nicht sicher
bin ich gefallen?
die Kammern meines leeren Herzens
hören lauter Scherben fallen

Ich bin nicht sicher
bin ich am Leben?
wo einst mein Glück in Strömen floss
bin ich betäubt am schweben

© Amy Herzog

Meines Herzens Gift..

Tief in eines schwarzen Traumes
trank ich meines Geistes Gift
mein Herze doch ertrank im Leide
auf dass es auf mein Ende trifft

Gezwungen ward ich zu dem Traume
der Seele Kränklichkeit erdrückt
so bliebe mir in meinem Schmerze
im Gifte noch die Liebe glückt

So lag ich noch in deinem Schoße
doch sah ich darin keinen Grund
ich schlief in meinem Traume sanft
und nahm der Liebe ihre Stund

© Amy Herzog

Vor dem Sturm…

Die Wolken fliegen immer schneller,
doch Schwebe ich im Wind allein,
und fürchte mich vor dem Gewitter,
wann wird es nur gekommen sein?

Die Wolken wollen mich nicht halten,
sie lassen mich im Nichts zurück,
und wie sie mit den Worten flüchten,
so lassen sie mir nicht mein Glück.

Die Wolken bauen tausend Stürme,
doch noch sind die Gefühle mein,
ich schließe in dem Wind die Augen,
und schlafe ohne Furcht dann ein.

© Amy Herzog

Am Rande des Abgrunds…

Tränen um Tränen, sie seinen geweint,
doch Gedanken verwehen im Wind,
dort hinten noch suchet und spielt es gebannt,
mein Herze, mein inneres Kind.

Die Seele doch schreitet den Abgrund entlang,
ein Spaziergang am Rande des Lebens,
tief noch ein Blicke den Wolken geschenkt,
doch das Licht dort, es scheinet vergebens.

Die Tränen, sie trauern dem Herze nicht nach,
sie weinen bloß, dass es noch schlägt,
die Frage, die mir dieser Wind noch gebracht,
warum er mein Haar dort noch trägt?

Der Blick weicht der Ferne vom Nebel versperrt,
doch der Abgrund so schwarz und so tief,
ein ewiges Fallen im zeitlosen Loch,
wo keiner mehr hört was ich rief.

Keine Lichte, kein Sturme, als sei es okay,
wird die Seele so leicht in dem Wind,
ich rufe zum Schlusse mein törichtes Herz,
komm springen wir, inneres Kind.

© Amy Herzog

…und die Farben – brüchig kalt.

Blicke fallen durch den Nebel,
in der sehnsuchtskranken Nacht,
Sterne leuchten tausend Bilder,
doch der Mond hat keine Macht.

Dieses Mädchen, voller Hoffnung,
kämpft noch für den ew’gen Kuss,
mit aller Liebe für die Farben,
bis sie sich letztlich sehen muss:

Durch die Seele tausend Nägel,
rostig stechend durch die Wand,
nur am Boden glänzt die Pfütze,
niemand sah und niemand fand.

Dieses längst erstarrte Mädchen,
kämpfend ward sie stumm und alt,
glanzlos sind schon all die Tränen,
und die Farben – brüchig kalt.

© Amy Herzog

Lawine..

Unaufhaltsam sind die Tränen,
werden mit dem Schnee zu Eis,
glühte dieser Traum von Liebe,
an dem kalten Herz zu heiß.

Aus der Ferne laute Schreie,
schlägt der Hinterhalt zur Flucht,
die starke Kraft der Schneelawine,
tief in eine schwarze Schlucht.

Ohne Hoffnung, Himmel, Lüfte,
schweigend sich mein Herz verliert,
und träume ich den letzten Traume,
bis im Schnee die Zeit gefriert.

© Amy Herzog

Verstorbene Teil

Kalt ist der längst verstorbene Teil,
weil er doch längst verstorben war,
nah war wohl irgendjemand dort,
fort verschwand am Schluss Licht.

Nicht etwa, weil der Tod dort ist,
vermisst ein Irgendjemand dort,
bohrt dann aber noch lieber nach,
brach zu gewiss ein kleines Herz.

Schmerz verspürt sogar der Tod,
Not könnte schreien im Geschweig,
zeig einmal nur, ist dort das Licht,
nicht zu verwechseln mit Gefühl.

Wühl nicht in dieser Liebe rum,
drum war der Teil im Tode hier,
wir konnten nur nicht leben da,
nah war sich dieser Kuss zu kurz.

Sturz welcher beider Herz ereilt,
weilt dieser längst verstorbene Teil,
weil Jemand dort verstorben war,
nah kommt das Licht dem Tode nicht.

© Amy Herzog

Liebende Scherben…

Wie ein kaputtes, kaltes Herz,
zerbrochen in der Dunkelheit liegt,
und doch mit jeder Scherbe,
noch aufrichtig liebt.

Und wie doch dieses Herz,
immer darauf vertrauen kann,
dass wenn es jemanden
an sich heranlässt…

Am Ende alles schlecht
ausgehen wird.

Und wie sich der Kreislauf,
bis zum Lebensende
wiederholen kann.

Wann auch immer
das sein wird…

Solange werden Scherben
in Vertrauen und Sicherheit
wiegen, lieben, weinen
und damit leben.

Längst gestorben zu sein.

© Amy Herzog

Gute Nacht…

 

Wie lange noch?

Stehen Zuckerwattewolken
und sehen stehend schwer süß aus
tollen, stampfen, fressen
und lassen mich im –
Tsunami ertrinken?

Fallen Blätter…
und sind längst fort
dorthin, wo der Gärtner –
den Samen sät.

Verdammt!
ich schleppe die Wolken
zum Schuppen ohne Luft
im Ersaufen und suche…
das laute Laubblasgerät!

Bin ich nur die Honigwabe?

Ohne Honig zu verdienen –
lass mich also achtlos hier liegen
darf ich sterben ohne je Honig –
gefressen zu haben…

Nur die Wolke
– seht wie süß, seht wie groß
ertränkt die Bienen und so werden
sie den Honig los…

Nimm mir die Luft
nimm die allerletzte Luft
aus dem Wasser, aus dem Duft

Lass mich fallen
in bodenlosen Brunnen
geh!

Wolke geh!

Die leere Wabe
ist deiner Schönheit nicht mehr Wert
nein, du bist unschuldig!
Dein Regen ist Leben, er mehrt –
und ich soll sterben…!

Gute Nacht…
Sagt der Fluss ohne Wasser
im trockenen Land
– gute Nacht…!
war die Wabe
ohne Honig
tot…

 

© Amy Herzog

 

Harfen-Lied…


Aus weißen Wolken fällt das Eis,

es schmiegt sich um mein Herz,

ein jedes Harfen-Lied begraben,

zurück bleibt Trän‘ und Schmerz.

 

Ich stürze tief in’s dunkle Meer,

es droht mein Herz zu lähmen,

fehlendes, es schmerzt zu sehr,

doch flieh‘ ich nicht vor Tränen.

 

An des Meeres tiefsten Grund,

ich lieg‘ im Schutz und schlafe,

vergessen all das Leid der Trän‘,

spielt stumm zuletzt die Harfe.



© Amy Herzog

Schrei…


Die Blätter schweben alle still,

Der letzte Wind, er ist verweht,

Nur die Tränen fließen weiter,

Wo die Liebe einfach geht.

 

Die Melodie in meiner Brust,

Sie ist schwach, beinahe taub,

Nur die Schreie meiner Seele,

Höre ich allein noch laut.

 

Sterbend hier so laut ich kann,

Schreie ich und suche Luft,

Die schwache Kraft opfere ich,

Für ein letztes, deinen Duft..

 

© Amy Herzog

Verhasstes Herz…

Du sperrtest mich in einen Raum,
er ist dunkel, und ich fürchte mich,
die Worte, die du einst so warm sangst,
sie gaben dem Herzen den Stich.

Ich wollte nur, ich könnte noch,
das Gefühl, was meine Seele umfasst,
herausreißen und so tief begraben,
wie es dir ist so sehr verhasst.

Doch nun sitze ich in diesem Raum,
er ist wortlos, und ich bin zu klein,
du hast mich in ein Schweigen gehüllt,
und ließt mich darin ganz allein.

Jetzt siehst du nicht, auch ich hasse es,
das Gefühl, was mein Herz versprüht,
siehst nicht, wie ich so lange weine,
bis mein Herz nicht länger glüht.

© Amy Herzog

Müde Geister…

Die Hüllen der Geister werden schlichter,
die Dämmerung malt die müden Gesichter,
trinken sich zu und beginnen zu lachen,
hoffnungslos am Boden ohne Erwachen.

Irgendwer grinst in den Ecken verstohlen,
trappeln umher auf verschlissenen Sohlen,
versuchen die kleinen Flammen zu betören,
als könnten sie fröhliche Geister beschwören.

Die großen Laternen sind längst erloschen,
und wenn sie erhellen werden Tränen vergossen,
dahinten werden noch Erinnerungen getauscht,
solange sie sind noch ein wenig berauscht.

So fristen sie ihr Dasein im blassen Nass,
suchen weiter den Grund im bodenlosen Fass,
ummantelt in warmen Decken beisammen,
trinken sie, bis sie in Gefühlen ankommen.

© Amy Herzog

Eingefrorene Seele…


Wann war die Seele in Sicherheit,

Sie ist umgeben von leeren Spiegeln,

Ihr Innerstes bleibt weiß eingeschneit,

Erlischt Wärme, Licht und Fackeln.

 

Sie sehnt sich nach Geborgenheit,

Nach Freiheit, Sinn und echter Liebe,

Schreit nach außen laut die Wahrheit,

Wenn der Schnee nicht an ihr riebe.

 

Den Kampf hat sie bald aufgegeben,

Erfroren in der dichten Dunkelheit,

Kann ein Herz nur Wärme Spenden,

Mit Worten, Nähe und Zärtlichkeit.

 

Mit letzten Kräften gedruckt im Schnee,

Könnt das Herz nur die Worte sehen,

Die Seele schreit, denn es tut ihr weh,

Während Herzen taub vorbeigehen.



© Amy Herzog

Der rote Luftballon…

the_suicidal_optimist_by_schizophrenicsmile

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Ein Luftballon glänzt in der Sonne,
schwebt im Wind und schenkt Wonne,
prallgefüllt mit Luft im zarten Rot,
wünscht ich dennoch, es käme der Tod.

Schaue noch mal hoch zum Himmel,
fort vom Lärm und Menschengewimmel,
kommt denn der Tod hier her jemals,
so binde ich den Faden um den Hals.

Mache schnell ein Schleifchen drum,
bleibe dabei einfach nur stumm,
ein niemand kann den Faden sehen,
niemand bleibt einen Moment stehen.

Ein letztes Mal blicke ich ins Rot,
da vorn kommt zu mir schon der Tod,
hinab senkt sich mein ängstlicher Blick,
der Tod nimmt vom Faden ein Stück.

So nimmt er mich mit ganz nach oben,
den Luftballon kann man nicht loben,
gerade glänzte er noch so fein,
jetzt trägt er mich in Wolken rein.

Eine Träne fällt noch zum Boden,
verregnet all die vollen Straßen,
hätt‘ ich doch nur noch etwas gesagt,
der Luftballon, jetzt trägt er mich ins Grab.

© Amy Herzog

Warte auf die Hand…

Ich werde nicht mehr denken,
das Schicksal nicht mehr lenken,
denn nach all diesem Sterben,
laufe ich nur noch auf Scherben.

Nur dich kann ich noch sehen,
du strahlst, scheinst, weinst,
in der Sonne konnte ich fühlen,
wie auch du gestorben warst.

In dir sehe ich Lust, Leben,
das streben nach Glückseligkeit,
wie konntest du nur entfliehen,
dieser schwarzen Schattenewigkeit.

Eine Hand wurde dir gereicht,
mehr kann ich nicht hören,
doch hat dir das schon gereicht,
um wieder ins Leben zu gehen.

Doch warum du nun weinst,
das kann ich nicht sehen,
du warst doch nur einst,
nicht mehr in diesem Leben.

Und du sagtest zum Schluss,
warte nur auf eine Hand,
auf den kleinen Lebenskuss,
und du treibst nicht im Sand.

© Amy Herzog

Ein kleiner Geist…

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Ich bin ein kleiner Geist,
eine immer tanzende Seele,
schwarze Augen gefangen,
in ewig drückender Leere.

Ich schreie zwar laut,
Tag ein und Tag aus,
doch hört, ich bin still,
mir gehen die Worte aus.

Und doch tanze ich weiter,
um einen Körper zu weben,
denn als kalte leere Seele,
ist es kein schönes Leben.

© Amy Herzog.

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Im Freien Fall…

Ein kleiner Fehler schon genügt,
Der gute Schein dann nur noch trügt,
Die Luft, die sie zum Leben braucht,
Im Nebel schleichend schon verbraucht.

Wenn sie dann die Tränen senkt,
Durchs Leben nur noch schwankend wankt,
Um sie herum spielt das bunte Spiel,
Doch in ihrem Innern ist das zu viel.

Ganz plötzlich geht es steil bergab,
Sie steigt vom Lebensast hinab,
Befindet sich im freien Fallen,
Und niemand kann sie jetzt noch Krallen.

Für sie war der Fall vorhersehbar,
Doch um sie herum nahm es niemand wahr,
Es wird versucht, ganz bis zum Schluss,
Doch ist klar, dass sie gleich gehen muss.

So war es schon vorherbestimmt,
Seit diesem kleinen Fehler rinnt,
Das Leben heraus aus ihrer Seele,
Seitdem war sie nur in der Schwebe.

© Amy Herzog

Eine Seele im Nebelwald…

Eine Seele, die den Abstand sucht,
Gleichzeitig um etwas Liebe ruft,
Sich nachts im Bett nur ewig quält,
Und dann nur falsche Wege wählt.

Eine Seele, lägst zu Eis gefroren,
Hat sich im Irrgarten verloren,
Einsam sucht sie etwas Wärme,
Sieht nur lauter schwarzer Bäume.

Eine Seele, sinkt in Einsamkeit,
Zum sterben ist sie nicht bereit,
Sucht sie nur ein warmes Leben,
Doch in Kälte muss sie schweben.

Eine Seele, sehnt sich nach Wärme,
Liegt diese nur in weiter Ferne,
Hofft, dass sie ohne Leben kann,
Bis irgendwann, nur wann, nur wann.

Eine Seele, sie kann immer hoffen,
Doch hat sie diese nie getroffen,
Erkenntnis hier nur widerhallt,
Im einsam, kalten Nebelwald.

© Amy Herzog

Dein Labyrinth…


Habe mich in deinem Hirn,

So tief darin verirrt,

Du bist wie ein Labyrinth,

Hast mich in die Irre geführt.

 

Sehe in dir große liebe,

Ich renn ihr hinterher,

Geführt durch dorniges Gewächs,

Mein Herz, es schmerzt schon sehr.

 

Schenke mir ein kleines Licht,

Ich suche nach dem Ziel,

Wohin nur diese Liebe rennt,

In diesem dunklen Spiel.

 

Ich sitze hier, die Kraft verlässt,

Die Liebe noch zu fangen,

Hab bei mir den schönen Traum,

In dem wir gemeinsam gehen.

 

Und finde weder ein noch aus,

So bleibe ich dann hier,

Mit so viel Nichts und Allem um mich,

Doch wenigstens bei dir…


© Amy Herzog

Letzter Gesang…

 

Einsam schwebt sie mit dem Wind

Singt eine Drossel ihr einsames Lied

Schwebt vom Nebel im dunklen Regen

Könnt sie nur fliegen wohin es beliebt

 

Doch sie kreist am Abgrund entlang

Wartend auf den hohen Wellengang

Bis ihre Flügel schlafen in Wellen

Fallen, sinken mit dem letzten Gesang


© Amy Herzog