Verliere meine Unschuld
an das Licht
und die Hoffnung
mauert etwas Einsamkeit
zwischen den bröckelnden Kitt.
Was täglich fragmentiert
hält nicht mal einen Regen lang
für den Leim.
Und dann falle ich
ins Beiläufige
während die Zeit hämisch lacht
laufe wunde Kniekehlen
Dämmerung
und endlich Nacht.
©️ Amy Herzog
Melancholie
Da ist:
Statt zu fliegen –
liege ich also
Ruh!
in den reißenden Flüssen
deiner klammheimlichen Blicke
und mache jede Nacht
zum Winter
Blauschatten schweigt
unter sanftschwingenden Ästen
Blätter schwärzen
schlafend den Mond
in die Tiefen
deiner unbarmherzigen Angst
Flüstere den neuen Text
in Wasserfarben
mit den Resten vom vergangenen Schnee
Da ist noch etwas Wahrheit:
hinter deinem Wahn
etwas Sehnsucht auf der Fotografie am Horizont
& die nackte Liebe
zeigt den zerbrechlichen Morgen
© Amy Herzog
Zwischenzeit
lose hängst du vom stammplatz
deiner furcht
und misst die distanz
zwischen zwei punkten aus deiner erinnerung
aber wir sind nicht messbar
waren wir nie nicht so
nur meine innenseite kehre
ich nach außen
in der zeit vollkommen
korrodiert
© Amy Herzog
Vom eingestaubten Bücherregal
Ruhe in den Seiten deiner Bücher
bin mit jedem Wort
das du liest
zwischen den Zeilen, Zeit und Melancholie
in deinen Händen bin ich
Staub
So nennst du mich
bei Nacht
deinen Stern
und am Tage süße Folter
eines zerbrechlichen Regals voller
Vergangenheit
© Amy Herzog
Allein
gebrochenes Menschlein
Ich, die längst geschluckt hat
die eigene Angst
ein Mitmensch zu sein
Schlage Wurzeln
in meine verdorrte Erde
und der angekündigte Winter
wird länger
für eine vor sich hin neigende Welt
und dämmernde Kruste
Musste ich brechen
unter deinen schweren Schritten
nahmst doch meinen Schuh
und gingst zu weit
© Amy Herzog
Fremd
Bitte, komm mir nicht nahe
bestellter Stern
und Nacht
die Schwarzkehlchen singen
selten schillernd
aber ich bin in die Dunkelheit geboren
Vorbildlich suche ich
die Sonne
in meiner Sehnsucht und finde mich
noch immer im fruchtbaren
Boden
Nur bitte, komm mir nicht nahe
taufrischer Morgen
und nimm meine Blüte mit
der alles verzehrende Mantel der Nacht
lässt mir den Himmel
so fremd
© Amy Herzog

Ich weiß nichts von liebe

Ach Mensch, ich weiß doch nichts
-nichts von Liebe
weiß nur, ich kann mich dreh’n
& wenn ich an dich denke
Mensch, ich weiß doch nichts, nichts
nichts von der Liebe
aber dann –
dann bleibt die Welt
einen Moment lang steh’n
Ach Mensch, ich weiß doch nichts
-nichts von Liebe
weiß nur, dass diese Welt mich beißt
& wenn ich daran denke
Mensch, ich weiß doch nichts, nichts
nichts von der Liebe
aber verdammt –
dann bleibt mir nur die Angst
die mich zerreißt
(c) Amy Herzog
Unaussprechlich
Unaussprechliche Gefühle
kippen in die Innenseite meines Blickes
-trüb
treibt der Rest
wie morsches Geäst einsam aufs offene Meer hinaus
& ergießt sich im ewigen Regen
Tauchen, laufen,
triefen
noch am schwarzen Grund
in Liebe, Dreck und Algen kriechen
fließen schon so lange keine Tränen mehr
Treibe nur, & fühle
atme meinen Durst der Nacht
& kaltes Meer
© Amy Herzog
Brennen


ROSENTOD



Von dir geht aus -
Blühen & leises umschmeicheln
sanft & sehnen! zu Ich
geronnen - auf deiner weichen Haut
Nur das abweisende Weiß deiner Augen
dünnt mein Wasser / Wunden
Blut & Sickergruben
vom Dorn zur Rose, Kopf & Liebe &
/-Ich / verglüht
& stirbt im stillen Ende
den dürstenden Tot.
© Amy Herzog
Regen
Regen.
.
.
Jede Nacht -
dieser verätzende Regen
auf meiner Haut
& vor sich hinneigendes kleines
Herz
Und Träume. . .
Träume
vom roten Luftballon,
der sich hinter den dichten Wolken verliert
& dann sich selbst/
verstummt -
& von einem einsam
verlassenen Greis
zwischen Trümmern & Zeit
in einem Schwarzweißfilm gezeichnet &
- bevor ich mit
stolperndem Herzschlag erwache - von dir.
Von dir.
Von d
i
r
.
.
.
Und vom Regen -
ätzend
Scherben im Asphalt
& rote Augen, Wangenknochen
nass & Nebel
Regen.
Regen. . . . . . . . . . . . . . .
© Amy Herzog
.
Du, kratziger Pullover.
Ruhe
rau
in mir kratziger
Pullover
- lass mich!
lass mir doch bitte, lass mir
meine Ruh'...
& komm, nein geh, nein
warte!
Es kratzt, das du, es ist -
aber ich spüre dich, geh bitte, geh.
Und lass mir
lass mich, ich sein
& Ruh'
Ach...du. Immer du.
© Amy Herzog
Dieser schwere Nebel
auf meiner Brust
weil wir die Sonne verpassen
und uns
© Amy Herzog
Jäger.
das absurde Kapitel
in deinem Buch
nur halbseitig
von der Jagdkanzel aus
gesichtet
gibst du mich zum Abschuss frei
so ahnungsloses Reh
auf engstem Raum im: Ich
so weiß ich nicht
steht neben mir noch Wald
und hohes Gras
Gevatter Tod?
dein Schlusssatz war noch nie
der längste Weg
doch bitte ich dich, bleib!
und iss mit mir
die Äpfel im Paradies
© Amy Herzog
zu viel mensch
zu viel Mensch
– der kann inzwischen frieren
Wahrheit, dein Gesicht
und Leben zieht
den Sommer auf die äußerste Kante
beziehe den Tag neu
trägt Trauer Drinks und Glycerin
wie Waldbrand
in meinen Beinen brannte
© Amy Herzog
taumelig
so taumelig
unter nacktem Mond
und wolkenloser Himmel
weint in meinen Ohren
Äste brechen unter deinen Augen
während du nach Sternen
greifst und schleicht mein fahler Wind
auch leise noch um deinen Hals
so drehst du dich im Kreis
und ich, ich falle ab
© Amy Herzog
Hauch von Sinn
die Leerzeichen
in deiner Stimme zeichnen
uns den Weg in die Dunkelheit
mit Glas aus meinem Bauch
in den Asphalt
ich sehe die Risse
du bedeckst sie mit deiner Haut
während uns die Nacht
die Kleider ablegt
Und dann multiplizieren
wir die Wunden
der vergangenen Jahre
und geben den Leerzeichen
einen Hauch von
Sinn
© Amy Herzog
Dornenhecken
Irgendwo
in den zerschnittenen Rosen
meines erkalteten
Herzens
weine ich die Märchen
der Vergangenheit und blicke
durch übriggebliebene
Dornenhecken
auf meine eigene
Grausamkeit
herab
© Amy Herzog
wimpernkranz
bunte schleifen um mein hirn
die augen verbunden
– du hast
wie bist du und
woher sind all die träume
schlaf und wach
und bist du zwischen allem und
nichts blinzelndes ich
– du allein
in meinen wimpernkranz
und warme tränen
eingefasst
© Amy Herzog
deine Strömung
springe in den tiefen Ozean
deiner Seele
(dem hilflosem Kind)
zähle die Narben
wie Ringe auf totem Holz
küsse jede davon
und halte dich ganz fest
bis du an Land schwimmen kannst
oder uns die Strömung deiner Sehnsucht
(Hand in Hand)
ins Sternenmeer entführt
© Amy Herzog
Pfeil & Bogen
schreibe dir meine
Wahrheit
auf Raststättentoilettenpapier
und inhaliere beim
scheißen
den Rest vergangener Tage
wische die Unschuld
gegen den Strich
und trage dir in nassen Ärmeln
tropfend mein Blut
ans Messer
damit du diese kranke Haut
zu Pfeil und Bogen
schnitzt
© Amy Herzog
Funkenmoment
Komm nahe
jetzt!
Funkenmoment,
dann zerbirst du in den
Einkerbungen
meiner
Leiser Schatten
streut
wie die glimmende Asche
dem ausgedrückten
danach
Und zeichnet mich
ohne Kontur
in deinem letzten Hauch
ein ausgekühltes
Ich
© Amy Herzog
innerlich
innerlich
weinst du so laut
und du hast
angst
dass es jemand
hören kann
und noch mehr
dass es
niemand hört
© Amy Herzog
WARUM
WARUM
hören.wir.nicht
auf uns gegenseitig
zu verletzen
hören
auf zu schweigen
hören.auf.uns
fühlen uns
und hören.endlich.auf
uns zu verletzen
WARUM??
nicht
© Amy Herzog
schwankend
halte mich schwankend
zwischen endlosschleifenden Nächten
egal und bedeutet mir die Welt
aber deine Randnotizen lesen sich flüchtig
zitternd und zäh dein Haar
und ich habe Angst
noch eines von dir zu finden
oder nie wieder
ich halte mich schwankend
© Amy Herzog
nie.
Figur bin ich immer
noch nie war ich Mensch
gelegentlich verirrt sich Außen
aber mich erkennst
du nicht
© Amy Herzog
„bald“
ja, wir fliegen
aber bald
verfangen wir uns
in Netzen
und der perfekte Zustand
entgleitet uns
weil wir dann wieder
menschlich sind
© Amy Herzog
weil sie friedlich sind
Er bleibt immer
bei den Geräuschen
die er kennt
täuscht ein Gesicht vor
das ihm die Menschen abkaufen
und trägt in seinen Händen
nur noch leichte Luft
weil die Wellen friedlich sind
in denen die Leidenschaft
einst ertrank
© Amy Herzog
eine Muse war ich nie
Eine Muse war ich
denke ich
nie
und so gebe ich
dir
meine Jungfräulichkeit hin
und trinke Blut aus deinen Händen
wenn du mich am Ende
sterben lässt
oder dich
uns
© Amy Herzog
deine Muse
Wie schnell küsst du
frage ich dich
so viele male Seidenpapier
Seele und greller Funken
Flug am Äther
ausgedehnt auf dich
und mich und
wundern uns doch später
Jetzt sagst du
und darin eine Welt
die versucht das längste
Leben zu finden
nur ach, diese Bedrängnis
oder auch Frei
ist denn nicht alles immer
irgendwann vorbei
Nein sagst du
in einem langen Roman
dem die Liebe fehlt
sei ich deine Muse eine Zeit
so wie dir dann dein
letztes Wort
vom Schmerz erzählt
und Irrsinn heilt
© Amy Herzog
substanz
ich trinke
was immer mir die nacht
bringt
und spucke licht-
gelbenflüchtigflüssigenrotz
an die bordsteinkante
und denke
die geschichte hat
substanz
© Amy Herzog
Adieu
Hach,
immer nur Enden
Adieu
in der Stille
aber
irgendwann
fahre ich aus der Haut
bevor mich
der Himmel zwingt
© Amy Herzog
–
Dieses Salz ist
und würde es mich nicht zerreißen
könnte ich dich nicht atmen
nicht fühlen, oft
und dann die Sehnsucht nach
Kerzen und Zimt
© Amy Herzog
untertauchen
bis dahin tauche ich unter Wasser
und schmecke das Paradies
kippe Honig in meinen Verstand
Trauerweiden und Vollmond
wickle mich um den kleinen Finger
in einhundertprozentiger Schokolade
küsse aufgeschäumte Lippen
und verschwende das schönste Fragment
meines gebrochenen Herzens
© Amy Herzog
es tropft –
Durch die literarische Vollkatastrophe
die ich schreibe
tropft sich langsam Sperma
der verletzte Himmel
denkt an einen
tropfenden Wasserhahn
und meine erloschenen Augen
notiere ich am Rande
einer abgeschlossenen Welt
© Amy Herzog
Sonnenseufzen
Der Rhythmus fällt
aus verblühten Gedichten
Sonnenseufzen
schlägt jede Nacht tot
deinen ausgetrunkenen Vollmond
übergieße ich mit frisch aufgebrühtem Sex
und wenn mein Herz noch taumelnd fragt
atme ich Träume in deinen Nacken
die mein Mund nicht mehr
zu spüren wagt
© Amy Herzog
bunte Lose
Hungrige Tränen
schnitzen mich zu einem
fremden Menschen
Schleifen meine Haut glatt
steif und stumm
Fleischeslust
macht niemals satt
Stolpere blutend
über verlorene Freude
Dein Egal
eitert
aus wunden Augen
Reiche dir die bunten Lose
wie Liebe
du reißt sie ab
wie meinen Atem
Nur Nieten
verteilt deine Hand
wie Brotkrumen auf der
Machtlosigkeit
ich esse sie
© Amy Herzog
Das alte Spiel
lila
Ich schwitze Zeit
aus Haut
tätowierten Leitstreifen
Gewitter schlägt blaue Flecken
tropft aus Lila Lidern
ein Loch
in meinen dichten Wald
Lungenäste
duften nach verbranntem Holz
staubiger Erde
und hohes Gras flüstert
nach lang ersehntem Regenfall
aus deinen Poren
Halte mich
an meiner linken Hand
und verteile
rechts
die Brotkrumen
aus den Resten meiner Kruste
damit der letzte
Farbton
mein Auge nicht verliert
© Amy Herzog
–
ein wenig wort
gewicht und schreiben
weil unscheinbare worte
am tiefsten leiden
(- zu viel wort)
© Amy Herzog
Dein Meer.
Fühlst du fließend Liebe
wie ein ganzes Meer
nur kannst du sie nicht sprechen
weinen Zweifel, Angst
und Kummer in Anadiplosen.
Bricht dein großes Herz
auf halber Strecke
wird es klein
und du sagst dir leise
„na, es wird schon reichen“
dieses Meer ist mein.
© Amy Herzog
Atlas
Ich trug dich
einstmals in meine Welt
– stark wie Atlas
damit ich dich nicht vergebens
in deinen dichten Wäldern
ewig suchen will
Liebster
© Amy Herzog
anstandslos
durchaus hängt müde haut
von meinen knochen
und es brennt
im zufriedenheitsgegrinse
kommt mir doch zwischen fick
und schweigend in leisen tränen
kein glück mehr vor die linse
und kein fragen
mehr nach einer zeit
sie war nie da
die zukunft
liegt jahre zurück
schon lange
geht es nicht mehr
um den zyanotischen monolog
nicht mehr um die wahl
wie tiefgründig
ist mir noch zu seicht
und das wasser
das du zum kochen bringst
steht mir bis zum hals
bis der strick reißt
und ich anstandslos ertrinke
© Amy Herzog
Nichts auf meinen Lippen
Nichts auf meinen Lippen
und in meinen Händen nur Staub
aus grauem Herz
und zwischen.Menschlichkeit
mein Puls flüstert müde
in knisternd streichelndem Herbstlaub
ein Blatt halte ich
und gieße dich darin auf
wie den Tee vor der Dunkelheit
damit ein bisschen Wärme
aus meinem Mund
und Glassplitter in meine Ferse
fällt und fließt und sticht
ich wünsche wieder
nichts auf meinen Lippen
und einmal nur ein kleines Herz
das nicht so klirrend bricht
© Amy Herzog
unbeschreiblich
wenn ich den schmerz
im halbschlaf
den tiefen, wahren
verborgenen
so müsste ich dich
in einem wort beschreiben
mein liebster
doch das kann ich
nicht
also trage
ich dich in mir
jedes wort der welt
pflastert den blutigen weg
und bricht mein herz
doch fühle dich
bei jedem schweren schritt
so beschreibe ich dir
wortlos mein leid
© Amy Herzog
nichts
ich denke an nichts aber
wenn ich die Geschichte erzähle
werde ich so weinen
als hätte sie mich berührt
© Amy Herzog
Splitter

kein bisschen
Ein bisschen
kann ich nicht lieben
nur ein bisschen kann ich nicht
von deinen Ammenmärchen
trinken, ich bin viel zu betrunken
für ein kleines bisschen
Wieder zwei Uhr Nachts
und tue, als könnt ich nicht hören
nicht mehr schreiben und nicht lesen
mein Sturm verlagert sich
und klopft an deine Jalousien
Selbst wenn’s ein bisschen
kaltes ficken vor meinem Ende
reichte ich dir doch immer wiederkein bisschen meine Hände
und mein altes Herz
Nur ein bisschen
kann ich nicht lieben
ich bin viel zu betrunken
und werde immer weiter trinken
bis mich dieser Sturm erlöst
© Amy Herzog


