als ich unsere
Nacht
aus deinen Augen trank
glänzte die Trauer
darin
Jahrzehnte
drückten sich
aus deinen müden Poren
und dein Atem
schmeckte mir wie ein warmer Kakao
nach dem durchqueren
der Antarktis
© Amy Herzog
als ich unsere
Nacht
aus deinen Augen trank
glänzte die Trauer
darin
Jahrzehnte
drückten sich
aus deinen müden Poren
und dein Atem
schmeckte mir wie ein warmer Kakao
nach dem durchqueren
der Antarktis
© Amy Herzog
Dann ist da plötzlich diese Sehnsucht, die du dir so lange nicht erlaubt hast, weil du der Angst geglaubt hast. Und du glaubst ihr noch. Zwar stellt sie sich dir in den Weg, aber sie hilft dir auch, Nachts besser zu schlafen, während dich die Sehnsucht mit weit geöffneten Augen an die Decke starren lässt, irgendwo ins Leere, aber doch in eine Richtung, die dir eine Wahrheit über dich erzählt. Die große Wahrheit, diese diffuse, die erst dann wirklich wahr wird, wenn du sie aussprichst, wenn du sie jemandem erzählst. Nur ist da deine Angst, an die du mit Leibeskräften glaubst, an der du dich festkrallst, damit sie mit dir davonrennt, immer nur weiter rennt. Leben ist Bewegung, sagst du dir, Stillstand keine Option. Dann ist da plötzlich diese Sehnsucht, die große Wahrheit in dir, die Schweigende und du bist müde. Und das erste mal willst du stehen bleiben, durchatmen. Weil stehen bleiben vielleicht doch nicht so schlimm ist, wie die Angst.
Körper ist alt
und Gedanken
kreisen, reiben, reifen,
schweigen und begreifen
und ich muss nach draußen
dabei will ich doch nur
schwach sein
© Amy Herzog

Dem Sonnenuntergang aber
sende ich meine Liebe
und so fürchte dich nicht
vor deiner Dunkelheit, Liebster
wo doch die Liebe in diesem Licht
bis zum Aufgang für dich scheint
Und ich wärme deine Dunkelheit
in dieser wolkenlosen Nacht
nehme sie mit zu mir nach Haus
so sende ich dem Sonnenaufgang
die Sterne, die ich darin zählte
und deine Kälte, die ich wählte
Dann morgen wird es regnen
doch fürchte nicht dem Ertrinken
aus unseren Poren tropft die Liebe
in der wir, wenn die warme Sonne
unsere müden Augen verschließt
wolkenzart gebettet versinken
© Amy Herzog
Wo immer ich noch sehen kann,
dort sehe ich mich selber nicht,
im Leben fern den Träumen sein,
als wenn mein Herze niemals bricht.
Wo immer ich noch leben kann,
warum lebt dieser Traum auch dort,
ich könnt doch – oder lieber nicht,
so Hand in Hand im Traume fort.
Wo immer ich noch träumen kann,
dort bleib ich auch dem Geiste treu,
so lächelt falsch mein müder Blick,
in Hülle, traurig, stumm und scheu.
© Amy Herzog
So müde, leer, verstaubt bin ich,
meine Seele geschwächt innerlich,
verstorben, von der Welt geweht,
nicht mehr da, versunken im Nichts.
Zu schwer ist es noch zu Sein,
zu klein ist meine Seele, allein,
nur noch ein Schatten, der weint,
zu zerbrochen, um existent zu sein.
Könnte nur noch jemand sehen,
richtig sehen, greifen, fühlen,
nein, nicht niemals weichen,
nur halten, lieben und bleiben.
Wortlos durch Lichter schreiten,
ohne Blicke zu verschwenden,
Schatten fühlen, Scherben zertreten,
einfach fühlen und annehmen.
© Amy Herzog
Die müden Augen zeichnen,
Mit Bier am Bahnhofsplatz,
Die letzten Farben scheinen,
Noch Mühe im kleinen Satz.
Der Mut zeigt kalte Schulter,
Wo Angst nur um sich schlägt,
Der Geist schreibt trübe Zeilen,
Im Schnee die Hoffnung schläft.
Und Sonnenlicht schon wartet,
Bis endlich ein Schatten fliegt,
Der blauwarme Tinte bunkert,
Und das Nest der Herzen siegt.
Und so wandeln müde Augen,
Nur wieder in dröhnende Stadt,
Verborgen ein Traum auf Papier,
Und die Träne tanzt auf dem Blatt.
© Amy Herzog
Schüchtern tanzen sie gemeinsam,
und beide sind ein wenig einsam,
doch keiner spürt die Müdigkeit,
immer weiter tanzen sie verträumt.
Immerzu enger tanzen sie,
zur allerschönsten Melodie,
und merken dabei aber nicht,
unermesslich wächst die Sucht.
Stunden um Stunden vergehen so,
monatelang sind beide froh,
bis sie merken, was sie sind,
die Farbe ändert sich geschwind.
Einst waren sie nur schwarz und weiß,
doch drehten sie zu schnell im Kreis,
so wurde nach der kurzen Zeit,
ein grau, das nahm die Heiterkeit.
Beendet haben sie den Tanz,
einsam sind sie wieder ganz,
das grau wird keinesfalls vergehn,
obwohl sie sich nie wieder sehn.
Auf ewig sind sie nun verdammt,
kein Tanz sich jemals neu entflammt,
verbleiben grau so gerade eben,
der Einsamkeit doch überlassen.
© Amy Herzog