
Vielleicht können wir von hier aus nicht die Sterne sehen.
Aber uns.
(C) Amy Herzog

Vielleicht können wir von hier aus nicht die Sterne sehen.
Aber uns.
(C) Amy Herzog

Das Leben verläuft sich
wie die Wasserfarben um den Tiefpunkt
meiner Augen
in der Leere des Blickes
Die Salzspuren auf meinen Wangen
als suchten sie das Wort
in meinem Mund
& flüstern das Rauschen der vergangenen Nacht
in mein Ohr
Sag, kannst du es hören &
war’s das Meer,
an das wir immer wollten
oder nur der Sand des letzten Sommers
auf deiner Matratze
Als verschluckte ich mich selbst
so wollte ich nicht finden
was mir nun den Staub auf die Haut legt
und den Grauschleier über
die Morgensonne zieht
Ach immer weh
atme ich schweren Nebel in den Tag
& lasse keine Geschichte zurück
Ich bin verschwunden
© Amy Herzog

Verbindung in den un.
möglich.sten sehen müssen / wollen
werden oder küssen und
jedes mal davor
noch ficken, weil ich sonst
nicht atemlos bin
Wie ein Kissen auf’s Gesicht
oder untertauchen
und Sehnsucht, die sich löst
oder Fresszellen tanzen im Gehirn
und dann gedehnte Nacht
und löschen : Ich
Weil ich Treibsand bin.
© Amy Herzog
es darf niemand
außer dir
wirklich in mich eintreten
deshalb gehe ich
jetzt und
schließe mich
wieder
ab
© Amy Herzog
bewegt sich seit der ersten/
weiß nicht wer das
wir
ist deine Begierde frisst, kippt
mich über den
Teppichboden befleckt
es regnet/Schatten liegt
ich sitze auf
deinem
in dir weinen
und ineinander übergehen
wie die Klarheit
in sinkenden Augenlidern
hab mich nicht
zu Ende
gedacht/lies mich nicht!
Sind nur kranke
Gedanken
auf der Suche nach Poesie
Schlürfe mich zum
Frühstück
kalt
aus Stoffresten
Gefühle verhalten mich still
nichts weil
ich
weiß und nicht
zugleich
Mein Mantra hinkt.
© Amy Herzog
Morgengrauentau tropft Tränen
starre zu wenig aus dem
Fenster
und schreibe
Gefühle auf Durchreise
in Arme fallen
und zurückgelassen bleiben
Zugfahrtmelancholie
zerrt mich in ein Buch weil
ich nicht wissen will
wohin ich
denke
aber ich bringe
warme Brötchen mit
© Amy Herzog
übrig bleibt schwappendes Blut
in rostigen Rohren
und das zu tief in dir Verborgene
weil ich es nicht mehr kann
bin ich kalt
und findest du mich nahe Nacht
erkennst du mich
nicht
© Amy Herzog
und jetzt ist alles wortrauschen
und mondsichel
genau zwischen kuss
und dem verschwitzten atemzug
war ich vier minuten
relevant in dir
und die totgeklatschte fliege
am nassen fenster
ist irgendwie trauriger als sonst
© Amy Herzog
Ich bin nicht das Wasser
das den Weg in den Fluss findet
wenn der Regen ihn belebt
und deinen Weg streift
immer wieder
schwebt
Ich bin das Wasser
das in der Erde versickert
wenn ich sie berühre
und ich fühle sie
die Erde
nah
© Amy Herzog
sternensplitter rieseln
nachtmusik
aus unseren augen
federberührung
bei weit aufgerissenen blicken
hellwache sehnsucht
müdes schweigen
streift
über körper
die nicht wissen
wohin der weg sie führt
die fragen stehen auf dem nachttisch
und erhellen den moment
der gefehlt hat
immer zu verlockend
dieses gift
in verklebten ohren
die immer nur dem klang folgen
nie dem ganzen lied
und unzählige geschichten schreiben
bevor sie vergangen sind
irgendwie hier
halb da ganz davon
mittelleben
und am ende verloren
im sternenschnee
© Amy Herzog
Moos wächst
auf meinen Worten
und Schwalben nisten sich ein
die Hoffnung sitzt mit gelassen baumelnden
Beinen auf der morschen Planke
ich höre auf durch dich durchzuschauen
– diese ausdruckslosen Blicke
weil es da draußen
nur noch leichte Fingerspuren
glattgeriebene Gedanken
und Nebelschwaden
für mich gibt
© Amy Herzog
Irgendwie trostlos
wenn die Jahre flüchten
am Ende ein kleines kaltes Leben
auf dünner Oberfläche
und dann bist du immer nur
gerannt, gerannt, gerannt
hauptsache hin
und schnell wieder weg
Und dann sagt irgendwer „Mein Beileid“
© Amy Herzog
der neue anstrich steht dir gut
du glänzende fassade
und du fragst mich: „wo bist du?“
na, wie immer auf der suche
antworte ich dir
nach jemandem, der nicht gefunden werden will
füge ich hinzu
und dann lag nichts vor mir,
obwohl ich gerade erst angekommen war
nirgends dieses zuhause
nirgends warm
na, wie immer gehe ich weiter
ohne ein wort
ich gehe nirgends hin
und komme nirgends wieder an
zum abschied drücke ich fest
deine scherben stechen sich durch meine haut
und du, du kaufst einen neuen eimer farbe
und ich, ich frage mich weiter
wo du wirklich bist
© Amy Herzog

Wie Nacht den Kopf verdreht
in taumelnd schwebenden Gebeten
so schweigt deine Wolkenschrift
im Abgrund meiner Seele
und es wird taub in ihr
Nur voller Wehmut
ersehne ich den grauen Morgen
und die Sonne, die mich ein letztes Mal berührt
wie der Wind dich meinem Blick entreißt
bevor die Schwere regnet
und meine Sehnsucht
dieses unwissend verirrte Kind
in stiller Ferne verreist
© Amy Herzog
„Ich würde dich gerne kennenlernen,
über diese Sexgeschichte hinaus“
sagst du immer wieder,
wenn du den ersten Kaffee hattest.
„Aber dann bliebe dein Laken unschuldig
und wir müssten uns riechen..“
entgegne ich flüsternd,
bevor ich immer wieder gehe.
© Amy Herzog
Darauf eine Tasse Kaffee zum Frühstück,
viel Regen und ein Stückchen Weg.
Halte meine Hand,
bevor ich mich in einer Pfütze verliere.
Wie verrückt ich werden kann?
Na, wie nicht?!
Dann halte ich die Luft an
für die Antwort,
die mich wieder atmen lässt.
War immer nur Reflex.
Und Angst.
Aber reden wir
nicht.
Ich halte deine Hand,
bevor die Pfütze mir zeigt
was Wahr ist.
Und wenn ich ertrinke,
dann denke ich
an dich.
Und atme weiter.
© Amy Herzog
Du kannst mich nicht studieren.
Ich bin gegangen.
Hautlose Knochen sitzen
und schweigen im Rhythmus
von Grasgeflüster.
Den kalten Kuss geschenkt
nur ein Lächeln
liegt verstaubt in deiner Hand.
Du kannst mich nicht mehr lieben,
denn das Wahre ist gegangen
und schaut nicht zurück.
© Amy Herzog
bahnhof in der nacht
niemand findet, niemand sucht
trunkenbold, der weise
singt von fernweh hinter kerzen
dies feuer aber leuchtet
mir die sehnsucht nach dem heim
unter kälte, unter schmerzen
sollt’s der nächste zug mir sein
kann nicht fühlen, nicht mehr sehen
wohin die roten blätter wehen
erbamungslos ihr glanz
so verrottet auch ihr letzter tanz
und weiß ich nicht wohin
bahnhof in der nacht
sag, wie laut schweigt dieses licht
sag, wie oft fährt diese bahn
und wieso finde ich dich nicht?
summt es denn lauter, summt es leiser
trunkenbold, sag bist du weiser?
singst von fernweh, singst von wärme
blendet mich denn nur mein herz
sag, was deutet diese liebe
find‘ ich weh, so find‘ ich heim
mein feuer in der ferne
© Amy Herzog
Mein Geist war nicht tragbar
das Herz schmeckt nach Schlamm
belanglose Beerdigung windstill
nicht mal Regen hast du mir gebracht
doch mein Grab hat alles gesagt
letzter Text wispert Schwarzdrosseln
in blattlose Baumkronen
sie entfernen deinem Schweigen
mein tonnenschweres Gefühl
und kacken mir auf’s wuchernde Unkraut
© Amy Herzog
Vielleicht
liegst du auf meiner Zunge
Stillstand denkt nach
runter schlucken, ausspucken
Organe debattieren
vielleicht am offenen Bauchgefühl
dabei hast du dich zersetzt
Vielleicht würd’s Denken enden
wenn ich nicht schreibe
Finger bluten im Sekundentakt
vielleicht würd’s implodieren
Herzkernschmelze
und ließe nichts zurück
vielleicht
© Amy Herzog
ich bin klein
komparse
in der letzten reihe
rufe zwei mal täglich sehnsucht an
bleibe im wald allein
wie zersplitterter nagellack
an alten rinden kratzt
nur ein brief in schwarzer tinte
kann ihn nicht mehr lesen
grauer nebel
schläft auf meinem rücken
mückenstiche
bleiben mein gefühl
ich bin klein
gedichte brechen
während ich leichen lache
und wie ich wache
durch jede schwarze nacht
lacht sie mich aus
die sehnsucht
zwei mal täglich rufe ich dich an
beständigkeit ist dumm
habe ich gelernt
doch bin ich hier allein und stumm
kratze meinen lack noch ab
und kündige die rolle
in diesen stück
© Amy Herzog
Nicht konkret
nur wie Wasser durch’s Sieb
wollt‘ noch bleiben
warte aber länger auf den Bus
blocke random Leute
damit sie mir gleichgültig sind
und tanze wild durch die Gegend
damit ich mir kurz glaube
dass alles gut ist
Höre Musik
die mir nicht gefällt
aber selbst wenn mich nichts hält
wird mir im Magen flau
und dann laufen wieder Tränen
obwohl ich vor Hass nicht denken
aber noch immer fühlen kann
nur nicht zu konkret
Halte fest
was ich nie hatte
nur damit ich etwas halten kann
verstecke hinter Masken
wo ich nichts zu sagen habe
würd‘ aber gern mal drüber reden
bis der Bus kommt
nur deswegen
bloß nicht zu konkret
© Amy Herzog
zweiundzwanzig Stunden lachen
dreißig Minuten reichen mir nicht aus
hab’s kurz gespürt
und wieder an der Angst gerührt
zu lieben
verstecke mich dahinter
fühle, fühle, fühle
und hasse es
dafür
hasse dich
aber gerade ein bisschen mehr als sonst
kurz den Tod gewünscht
und bereut
schwer mir einzugestehen
wofür ich so früh aufgestanden bin
und bin nicht gut darin, etwas zu beenden
nicht zu brennen
was in Flammen steht
lerne schweigen
hab’s mir von dir abgeguckt
mit banalem Wort
und mitten im Satz ein kleines
Ende
© Amy Herzog
Die Erde unter meinen Füßen
duftet nach Regen und eben diesem Frühling
der nur weiche Brotkrumen hinterlässt
und lässt die Schweigepflicht auch Poren
öffnen ist die eine Blume doch verloren
wenn sie als einzige blüht
So welkt sie trotz des vielen Regens
und verliert das kleine Glück des Lebens
ich doch nur ein Weg zurück
verspreche mir doch weiter geradeaus
und breche dieses nicht
die kleine Blume längst vergessen
trinke ich von deinem wortsanften Regen
auch dann nicht, wenn er mich
mit weichen Lippen küsst
© Amy Herzog
Meine Bleiatmung zeichnet Schatten
in bodenlose Schlaglöcher
schnappt an scharfen Kanten
nach Zärtlichkeit
blutet aus meinen Fingern
doch nur die Last aus meinem Herzen
unter Verschluss
den Schlüssel in die Flut
hinter den Fenstern meiner Seele
bleibt es schwarz
es duftet nach unberührtem Schnee
nach Ruhe und Sicherheit
wie Illusion nach rosa Zuckerwatte
vom Valentinstagsrummelplatz schmeckt
Hitze steigt aus meinem Aderlass
in prickelnden Regenbogenblubberblasen
und ein Platz ist noch frei
steig dazu, solange mein Bad noch warm ist
und der Schaum mein Wort bedeckt
bis ich in der fernen Endlichkeit koaguliere
© Amy Herzog
Die Zukunft liegt in verstaubten Urnen
mein Mittelfinger wiegt den Ringfinger in den Schlaf
und gewinnt das Spiel
ich kleide mich in Diamant
und werfe mein Ende in dein Augenglas
das sterbende Lächeln
wird in einer dunklen Ecke ein letztes mal Liebkost
zum Nachtisch gibt es exquisite Tränen
aus Herzblut und Rizin
und heute Nacht verstopfen wir die Rohre
mit der gottverdammten Liebe
© Amy Herzog
hab mir die lippen blutig gebissen
und hab’s nicht mal gemerkt
stoß mich runter, liebster
na los, festfest, mit einem ruck
ich verspreche, ich schaue nicht zurück
und bitte versprich du es mir auch
mit letztem kuss von der klippe
dann ist es vorbei, endlich
vorbeivorbeivorbei
ich bin zu feige
du nur eine konsequenz
© Amy Herzog
melancholisch
heiser singende stimme
wiegt heut schwerer
kratzt aus letztem loch
geschlossene augen
singen lauter
vielleicht in deine wohung
nur wie lange noch
singe ich
ein ganzes lied bloß
erlaube ich mir
danach trinke ich selbst
die stimme klar
und glaube mir das letzte
nein, das so schwer
wie tiefreißend in mir war
© Amy Herzog
Ich bin keine schöne Frau!
hashtag: der Charakter zählt, nur der Charakter zählt
– such ihn woanders
ich kann gerade bis drei zählen:eins, zwei, zweieinhalb, zweidreiviertel
Fernweh will Meer
am Strand Zuhause sammeln
um’s im Schrank einstauben zu
lassen, loszulassen
fallenzulassen
Da ist wohl: Bedeutung
die schweigt
Da ist wohl: eine einzige Nacht
die ankommt und nicht
Da ist wohl: mein geschundenes Herz
adipös
/Wegen Überfüllung geschlossen/
bei drei wählt mein
hashtag: Chirurgie für allerlei
das limbische System wird entfernt
und ich reibe mir den Staub
auf die wunde Haut
© Amy Herzog
heute ruft stille
in mir
offen und verwundet
die nackte liebe begreifen
schweifen, beben, irgendwo stranden
nicht mehr und nicht weniger
als leben und landen
wiederfinden
in weit entfernten sternen
von lust trinken
tiefer sinkend liebe finden
die stille sterben
lassen
© Amy Herzog
wolken!
lassen mich gleiten, träumen,
bohren, auf poesie stoßen,
in worten wohnen –
schwimmen!
bis in grüne meerestiefen
treiben, segeln, um bunte fische
baden in ihrer phantasie,
wie getrieben in hell
grüne wiesen!
liegen, riechen bienen honig –
summt löwenzahn ein lied
träume mich mit ihm
durch den wind!
in fliegen flauschig denken, lieben,
ohne noch zu lenken trinken
nur, und weiter richtung
wolken hinken…
© Amy Herzog
Es wird mir nicht überdrüssig und alles andere blende ich geschickt aus. Damit erfinde ich noch lange das Rad nicht neu, im Gegenteil, die Gummierung hat sich längst auf den Straßen verloren. Aber selbst auf kreischenden Felgen finde ich noch den Weg. Meine Briefe haben gewiss die Welt mehrfach umrundet, aber ich überlasse es dem Zufall, obwohl, oder gerade weil es mir die größte Herzensangelegenheit ist. Ich rede mir ein nicht zu wissen was schmerzhafter wäre, aber ich glaube mir nicht. Ich denke das beste wird sein bis in die Sterne zu warten. Im Schwebezustand erträgt es sich leichter. Und wenn ich dann immer noch den Weg finde, dann erfinde ich das Rad neu. Bis dahin blende ich die Dinge geschickt aus, und zähle die Weltumrundungen in zufälligen Zahlen.
© Amy Herzog

Versteck dich nicht mein Liebster
im Mondlicht sehen wir alle gleich aus
und er kommt, er kommt gleich
um uns zu holen, damit wir uns finden
Schäme dich nicht mein Liebster
deine dunklen Narben sind mir Kunst
und im lilafarbenen Schimmer
meiner Hämatome sonnen wir uns
Und fürchte dich nicht mein Liebster
die Klingen zerschneiden Fäden
die wir uns auf unsere Lippen Nähten
doch wir brechen unser Herz nicht
So lasse dich fallen mein Liebster
meine Wunden bedecken nur das Ende
ich zeige dir den Anfang des Mondes
und gleich nimmt er uns mit nach Haus
© Amy Herzog
Es wird kalt, Liebster
in unerreichbaren Parallelen
die Unbekanntes wählen
im Gleichklang fremd
läuft Farbe in schwarz-weiß
und die Jahreszeit zieht vorbei
sei du der Vogel, Liebster
und verzeih mein Schweigen
würde ja noch bleiben
doch es ist kalt
© Amy Herzog
Leichtes weißes Kleid
umhüllt Leere, zarte Hülle
seidenweich, zerbrechlich
stehend im Windhauch
im nassgrünen Gras
Arme so federleicht
fliegen im Rhythmus
der Haare, so klarsanft
geschlossen ängstliche Augen
wortloser blasser Lippen
Körper fällt langsam
auf die Knie still und –
geheim, wartend auf Licht
bevor sich öffnen die Augen
ein allerletztes mal
Stärke der Natur
zieht am Körper vorbei
durch die blassleere Hülle
auf der Suche nach Wesen
in tiefer Seele aussichtslos
Strahlende Sterne
ins Gesicht strahlend
der Mond, die Augen erwacht
fühllos seien sie betrachtet
ein letztes mal
Nach vorn geneigt
den Abgrund blickend hinab
so stark Wasser, an Felsen
es kracht und rauscht
angenehm laut
Gedanken vertreiben
ein letztes mal, zu allerletzt
sieh den Abgrund hinab
fallen gelassen…
verschwunden..
für immer…
© Amy Herzog
Wolke, sei mein Anfang
trage mich durch den Wind
lass dich atmen, tasten, schmecken
auf dir räkeln, in dir strecken
Mach mich frei
Oh, schließe deine Augen, Wolke
und ich öffne dir mein Heim
kannst mich atmen, tasten, schmecken
und ich verspreche dir
es wird dein süßes
Ende sein
© Amy Herzog
An diesem Abend
ist es nicht mein Lächeln
ich trinke nur dein Wort
von deinen Lippen
jedes Wort
Dein Wort
in meinem Schlund
vertrocknet deine Lippen
ich trinke, ich ertrinke
mehr und mehr von dir – von uns
du trinkst mich wund
Mein Geist ist still
-obgleich ich sprechen will
taumle ich zum Bahnhof
sturzbetrunken
Und werfe keinen Blick zurück
© Amy Herzog
Treibt mich jeder Tag
durch seine eigene kleine Zeit,
über jeden Weg, ob steinig, ob weit.
Doch nichts. Nichts war je weit genug
auf meiner schier endlosen Strecke
des Wartens. Das Leben, der Sinn,
wie ich den Boden lecke, doch
wo nur, wo treibt’s mich hin?
© Amy Herzog
Wie sehnsuchtsvoll dein Blick
zurück in Menschenmassen
doch keiner hört und keiner sieht
wenn du nur in die Leere fällst
Und hin und her und hin und her
als würdest du ein Kindlein suchen
bringt dir selbst dein Innerst fluchen
deine liebe nicht dort hin
© Amy Herzog
Ein neues Bild fand ich, fand mich
wie ein Moment der Freude
flüsternd in Gedanken – dich
und riss mich doch in Stücke
Atme weder ein noch aus
wie Blut drückt durch die Kehle
und starr‘ ich mich zum Spiegel ein
weil ich dein Herz noch fühle
Fand ich zwischen tausend Welten
eines nur, doch war allein
und war es Freude, wahrhaft Freude
schmecktest du wie süßer Wein
© Amy Herzog
Und so wart‘ und warte ich auf ganz, ganz viele Arten
ja auf all die vielen Arten, die bekannt sind zu warten
so als würd‘ ich mich mit diesem toten Leben
ganz einfach resignierend Richtung „Ziel“ begeben
Und während wir uns einfach gegenseitig belügen
und dann und wann schweigend herumbetrügen
ist das einzige, was uns dann noch wirklich bleibt
für all das was wir suchen viel zu wenig Zeit?
Doch plötzlich summt aus einer tiefen Ecke des Raumes
als sei’s das Liebeslied ganz am Ende des Traumes
ich springe auf wie aus dem Albtraum erschreckend
in Wahrheit doch nur du mit einer Nachricht erweckend:
Sag mal du? schreibst du… Willst du immer noch warten?
Du kennst doch nun die vielen seelenfressenden Arten:
Ich singe dir von nun an vor dem schlafen geh’n
und ich trage dich und halte dich – die Blätter weh’n.
© Amy Herzog
Ich suche nach der Prophezeiung,
in der sich noch mein Wunsch erfüllt,
doch all die Masken der Gesichter,
sie lassen meinen Wunsch verhüllt.
So treibe ich nur immer weiter,
bis tief in meine Einsamkeit,
und wird es dunkel und auch kälter,
dann merke ich die wahre Zeit.
Am Ende steht ein großer Spiegel,
und darin seh ich mein Gesicht,
ganz unverhüllt sind meine Wünsche,
weil es zu mir die Wahrheit spricht.
Und so find‘ ich die Prophezeiung,
die mir mein Blick niemals verschweigt,
und mit der Zeit, die ich noch habe,
mein Herz den Weg sich selber zeigt.
© Amy Herzog
keine Wände, keine Strände
unter Schutt begrabn’e Hände
Schmutz der Seele immer blind
dunkel-leer die Lichterketten
wohin kann ich mich nur retten
ohne Wort und ohne Wind
doch leb‘ ich weiter leiser
so küsst mich hier das Glück?
die Lippen blass und trocken
wollen doch mein Herz nur locken
leb‘ ich erst in tausend Wüsten
führt kein Weg zurück…
© Amy Herzog
Wer denn sagt mir was ich sollte,
wenn ich doch was anderes wollte,
bleibt’s letztendlich doch mein Leben,
kann bloß ich mein bestes geben.
Wahrhaft in mein Herze sehen,
Tränen dort vor Sehnsucht flehen,
was mich einsperrt hier auf Erden,
muss am Schluss auch ich nur sterben.
Und wer sagt dann was ich sollte,
wenn ich nur glücklich sterben wollte,
doch bin ich heut‘ gewiss am Leben,
sollt‘ ich nur mein Glück mir geben.
© Amy Herzog
Ich fühle mich unendlich einsam,
auch wenn ich nicht alleine bin,
ich möchte einfach nur nach Hause,
nur weiß ich nicht, wo soll ich hin.
Zwar bin ich dankbar für den Menschen,
doch wenn was wirklich ehrlich ist,
so hält mich hier ganz schlicht der falsche,
und nicht das was mein Herz vermisst.
So schlucke ich einfach die Tränen,
und lache falsch dem Ende zu,
vielleicht ist oben mein zu Hause,
vielleicht komme ich dort zur Ruh‘.
© Amy Herzog