die Tage sind Wasser
und der Himmel fällt aus Sand
Stundenglas
ich treibe tief in dir
ohne zu wissen wo
und ich treibe mich selbst
zum Grund
© Amy Herzog
Erinnern
Tausend Tage & eine Nacht
nach tausend morgen
gestern
doch vergessen,
und selbst dem drang mich zu erinnern
gebe ich keinen raum.
© Amy Herzog
Atome
Worte verblassen
Jahre
schlagen Falten in meiner Hand
zumindest dein Gedicht
hält ewig
Lichtstreifen tanzt
schwebt zwischen meinen Fingern
als könnt‘ ich mich erinnern
weine ich
am Ende um Atome
Letzte Szene
im Nachtbild glänzt ein Kuss
ich bürste später
Make-Up und deine Nähe
Lösche das Licht
und gehe
© Amy Herzog
STEINTRAUM

Erinnerung
In deiner Hemdtasche
gleiten meine Finger über den Duft
von alten Erinnerungen und
verbrannten Brücken
Noch sehe ich die Farben tropfen
klopfen an dein Fenster
und deine Kontur
im Schatten abendlicher Röte
Wie meine Liebe
doch zu zart
schnitt ich mich am Glas
als ich an deinem letzten Schritt
Auf der anderen Seite
leise zerbrach
© Amy Herzog
Mehr Staub
Du findest mich wieder –
deiner Berührung nachfühlend
als die Sehnsucht, die Welt
abrupt still standen
& alles zu Staub zerfiel
Du erkennst mich –
an der Sehnsucht nach
mehr Staub
© Amy Herzog
Souvenir
Meine Fingerspitzen
sind Andenken
aus Liebe, Haut und dir.
© Amy Herzog
egal
Sterbe schnell ein
paar
tausend Tode
dann schmeckt das
egal
wieder nach einer Kugel
blauer Engel
für zwanzig Pfennig
im Hörnchen
nach Gummitwist
Murmeln
und dem Schweinchen in der Mitte
Und Hoffnung schimmert
wie eine Fata Morgana am Horizont
mit gefühllosen Sternen
in der Nacht
Treibe weiter aus
und ab
aus dieser Welt
ein klein wenig Kuss
Sex
und eine Lüge
auf der Rückseite von glücklichen
Urlaubsbildern
© Amy Herzog
wo bist du?
der neue anstrich steht dir gut
du glänzende fassade
und du fragst mich: „wo bist du?“
na, wie immer auf der suche
antworte ich dir
nach jemandem, der nicht gefunden werden will
füge ich hinzu
und dann lag nichts vor mir,
obwohl ich gerade erst angekommen war
nirgends dieses zuhause
nirgends warm
na, wie immer gehe ich weiter
ohne ein wort
ich gehe nirgends hin
und komme nirgends wieder an
zum abschied drücke ich fest
deine scherben stechen sich durch meine haut
und du, du kaufst einen neuen eimer farbe
und ich, ich frage mich weiter
wo du wirklich bist
© Amy Herzog
verirrtes Kind

Wie Nacht den Kopf verdreht
in taumelnd schwebenden Gebeten
so schweigt deine Wolkenschrift
im Abgrund meiner Seele
und es wird taub in ihr
Nur voller Wehmut
ersehne ich den grauen Morgen
und die Sonne, die mich ein letztes Mal berührt
wie der Wind dich meinem Blick entreißt
bevor die Schwere regnet
und meine Sehnsucht
dieses unwissend verirrte Kind
in stiller Ferne verreist
© Amy Herzog
ich spüre.
Die Erinnerung
hat mich hinterlassen
in diesem leeren Universum
der schwere Raum
Gedächtnis
Nichts ist das
wie es mir erscheint
und alles stellt sich in den Weg
wo fängt deine Kälte an
und wo hört sie auf
Die Einsamkeit
entfaltet sich exponentiell
in tausend verschlossenen Türen
doch bin nicht verschwunden
um deine Umarmung
noch zu spüren
© Amy Herzog
die vergessene Blume
Die Erde unter meinen Füßen
duftet nach Regen und eben diesem Frühling
der nur weiche Brotkrumen hinterlässt
und lässt die Schweigepflicht auch Poren
öffnen ist die eine Blume doch verloren
wenn sie als einzige blüht
So welkt sie trotz des vielen Regens
und verliert das kleine Glück des Lebens
ich doch nur ein Weg zurück
verspreche mir doch weiter geradeaus
und breche dieses nicht
die kleine Blume längst vergessen
trinke ich von deinem wortsanften Regen
auch dann nicht, wenn er mich
mit weichen Lippen küsst
© Amy Herzog
Wenn gestern morgen ist…
Manchmal, wenn ich dran denke,
aber nur wenn auch eine Träne
in die Wunde fließt,
kommt’s mir vor, als wäre es erst gestern gewesen
und wünsche mir dann,
es wäre doch das gestern von morgen
Aber sag mal, sagst du Bescheid,
wenn es soweit ist, wenn es morgen ist?
Denn heute lebe ich nicht.
Sind alle meine Figuren schon tot
und ich sehe nur den Staub.
Und.
Ich ersehne.
Dich. Und.
Dein Wort.
(das weiß nur ich)
© Amy Herzog
Nachtisch
Die Zukunft liegt in verstaubten Urnen
mein Mittelfinger wiegt den Ringfinger in den Schlaf
und gewinnt das Spiel
ich kleide mich in Diamant
und werfe mein Ende in dein Augenglas
das sterbende Lächeln
wird in einer dunklen Ecke ein letztes mal Liebkost
zum Nachtisch gibt es exquisite Tränen
aus Herzblut und Rizin
und heute Nacht verstopfen wir die Rohre
mit der gottverdammten Liebe
© Amy Herzog
Winter
ich erinnere dem Klang
im Winter schallt er durch Schneebedeckte
menschenleere Städte
und hinterlässt die ersten Fußabdrücke
die einzigen in mir
dumpfes Knacken
rinnt durch meine Finger
und ich schlafe unter dickem Eis
streichle deine Wurzeln
die mich wie Seelensplitter
an dich binden
ich erinnere der Wahrheit
wie Stürme deine Äste brachen
und Kinder ein Baumhaus bauten
sie sind inzwischen erwachsen
und haben es vergessen
aber ich erinnere dem Klang
und streichle Einsamkeit
von deinen Wurzeln
trinke, lebe, atme, friere
wenn ich nur aufwachen würde
endlich aufwachen
sehen, fühlen
liebe
© Amy Herzog
Deine Wurzeln
Ich bevorzuge deine klammernden Wurzeln
deine Wiedergeburt schmeckt nach abgestandenem Mineralwasser
ja
ich wär‘ dann nicht mehr durstig
ja
du füllst den Magen
aber
wo
bleibt
die
Hingabe
verdammt?
Trinke dann erinnernd deinen Saft aus weichem Moos
schmeckt nach Traurigkeit, die ich an dir liebe
nach Sex aus purer Verzweiflung
und das Ende war schon da
während hinkende Gefühle entgleisen
reise ich durch fahle Wüsten
was mir von dir bleibt
leckt auf meinen trockenen Lippen
den Geschmack von
oxidiertem
Eisen
© Amy Herzog
Tropf
Hält mein Atem kurz inne
so ist es nur ein Tropf
auf heißem Stein
und wirbelt er doch meine Sinne
wild umher
gehört er mir, nur mir
allein
Wie klingt ein Stöhnen
welches sich in süßen Küssen
um die rote Sonne legt
und wie kleidet sich die Nacht
die zwischen uns
das weite Meer bewegt
Hält mein Atem immer inne
so bleibt das eine mein
stiehlt mir auch an diesem Abend
bloß nicht den Gedanken
dieser Tropf auf heißem Stein
wird er bis ins tiefe Ende
ewig meiner sein
© Amy Herzog
mauer
dann hörst du wieder diese alte
dark wave musik, um dich zu erden
kurz zu besinnen, und um dich zu erinnern
wie du einst diese kalten wände
in dir hochziehen konntest
und dann erkennst du, das warst nicht du
sondern jedes mal dein kleines herz
wenn es zerbrach und
du diesen schmerz gepresst hast
zu tausenden ziegeln und zu mehr
und dann ist da ein lächeln
wo es keinen sinn ergibt
und ein herzklopfen
wo keiner mehr sein kann
und dann hörst du wieder diese
alte dark wave musik von damals
und besinnst dich auf dein schweigen
damit niemand hört
wie diese mauer zerbricht
© Amy Herzog
Schweigen
Nun sechzehn Jahre später
früher war sie noch ein Kind
hört sie ein Lied und erinnert sich
was ihr damals das Kind sein nimmt
Ein gewöhnlicher Tag im Sommer
mit Streichen und Spaß durch die Stadt
und der Name, der sich in ihr Herz brennt
steht nun auf einem leeren Blatt
Der Geruch aber weht noch im Nacken
doch erwachsen sein steht ihr so gut
und sie sieht die verborgenen Blätter
unter Schnee bedeckt stirbt deren Mut
Aber heute weiß sie es besser
denn sie weiß um der Blätter Gewicht
und die Städte sind damit gepflastert
bis jeder sein Schweigen zerbricht

© Amy Herzog
eine träne der erinnerung
alles ist anders
ruhiger – ruhe ist gut
das reden wir uns ein
wir haben platz
gefunden
erinnerung
ist ein wertvolles gut
damals brauchten wir mut
und selbst wenn wir’s nicht wussten
wir haben ihn gefunden
nun haben wir platz
unseren ganz persönlichen
der uns ewig erhalten bleibt
schön, ruhig und sicher
der mut kann geh’n
und die sehnsucht
wenn wir tief in der nacht
zu den sternen blicken
und an szenen denken
die nie gedreht wurden
doch warum nicht
warum tauschten wir diesen
aufregend wunderbaren mut
gegen ruhe – damals richtig
heute ist sie zu ruhig
und wir haben gelernt
dass sehnsucht nur noch
wenn verantwortung schläft
ein stern hoch oben trägt
schwebend und ruhig
das schönste auf der welt
in einer kleinen träne
der erinnerung
© Amy Herzog
Widmung im Geist
Mir stockt der Atem
11.05., Jahr egal gefunden
kurz davor zu schreiben
Geist, halt mich davon ab
Atme wieder, atme
Furcht stottert von Durst
zu lange nicht die Lust gekost‘
trinke ich Euch leer
Geist, halt mich davon ab
Ihr schmeckt nach Rost
13.05., Jahr egal gefunden
‚Am Ende des Weges
seid Ihr es – zerbricht
nur Ihr Euch als einziges‘
doch hoffe ich nicht
© Amy Herzog
Einmal noch (immer)
Immer einmal noch
folge auf leisen Schritten
von Freude bis Gelitten
durch die Nacht
Amnesiegetränkte Worte
zeichnen deinen Schatten
im Vollmondlicht
Windig ist die Nacht
trägt Flüstern in Orte
denen ich glaubte
doch sie hielten mich nicht
Verloren an der Gabelung
dunkellinks, dunkelrechts
renne wieder zurück
und ende
(wieder)
im Nichts
© Amy Herzog
Der unscheinbare Diamant
Du erinnerst dich nicht an den Winter
gewiss nicht (oder doch?)
an den unscheinbaren Diamanten
der vom Himmel fiel
und getauschte Worte waren nichts
reflektionslos
Aber zutiefst inspirierend
warst du, riesig, allgegenwärtig
beinahe einschüchternd
strahlend
nein…
Du erinnerst dich nicht an den Winter
der unter allen anderen versinkt
Doch noch immer hängt der Winter
hängt an deinen Worten, deinem Geist
dem Gestern, dem einen Gestern von vor Jahren
im Gestein unter deinen Füßen
Irgendwann wird es wieder schneien
diesen unscheinbaren Diamanten
mutig zeigt er sich dir
und hofft auf deinen kühlen Blick
© Amy Herzog
Einmal im Jahr..
Einmal jährlich nur ein Brief,
wo ich doch täglich nach dir rief,
nur im Stillen, nur im Stummen,
hörst auch du mein Schweigen summen?
Wünsche werden überflüssig,
außer die im Traum
und ich glaub es manchmal kaum
(Bilder sinken durch den Raum)
doch es fühlt sich beinah wahr.
Sind es Äpfel, Birnen, Mandarinen,
sind wir, was wir sein zu schienen?
Was ich nur weiß, du siehst den Mond,
der auch bei mir hier drüben wohnt.
Manchmal muss es eben reichen,
irgendwann ein Tag im Jahr
(kein besonderer)
und bis dahin verbleib ich stumm –
nach dem warum zu fragen
wäre dumm…
© Amy Herzog
Unwirklich wirklich unauffindbar..
Ein neues Bild fand ich, fand mich
wie ein Moment der Freude
flüsternd in Gedanken – dich
und riss mich doch in Stücke
Atme weder ein noch aus
wie Blut drückt durch die Kehle
und starr‘ ich mich zum Spiegel ein
weil ich dein Herz noch fühle
Fand ich zwischen tausend Welten
eines nur, doch war allein
und war es Freude, wahrhaft Freude
schmecktest du wie süßer Wein
© Amy Herzog
Schlussendlich..
Ewigkeiten sind vergangen,
Nebelschwaden ziehen vorbei,
und die Seele liegt in Ketten,
wann nur bin ich endlich frei?
Ist die Kehle fast vertrocknet,
und ich sah ein Leben zieh‘n,
welches ich nie leben würde,
also begann ich zu flieh‘n.
Auf der Suche nach der Sonne,
war ich fast schon endlich da?
doch das Leben rannte hinten,
und schlussendlich ist es nah.
(C) Amy Herzog
Vergessen
Ich habe keine Angst davor
dass du das Licht vergessen wirst
denn ich erinnere dich daran
und dann halte ich fest deine Hand
wenn dich der Schatten jagt
Doch leugnen kann ich es nicht
die Angst – so die Wahrheit
die jagt nun auch mich
was ist nämlich wenn ich
das Licht vergesse
denn wer erinnert dann mich?
Und an was?
© Amy Herzog
Titellos…
Lange war ich innerlich taub
und verstand meine Zeilen nicht
so war und bin ich auch verstummt
doch heute zeigen meine Tränen
dass jeder Tag den Atem raubt
Und heute bin ich aufgewacht
schon wieder an den Start gestellt
frag mich noch, wer hier zu mir hält
die Hände reicht und reichen kann
bis ich mich wieder schlafen leg
Nur heute bin ich nicht mehr taub
selbst wenn’s mir noch den Atem raubt
bracht der Verstand das Altgespenst
im Garten spukt es seit den Tagen
und nur das schwarz ein Ende kennt
© Amy Herzog
Still.
Ich selbst doch bin die Letzte,
die dies hier all noch lesen kann,
nur kälter läuft’s dem Rücken,
wie Geister aus dem Grabgesang.
Bin ich’s, die sich hier wendet,
gar windend unter’m Wortgeröll,
doch schweigend zwischen Zeilen,
nur hörte niemand mein Gebrüll.
So rinnt es Jahr um Wasser,
ertrinke ich im letzten Wort,
wohl Ende sei’s gekommen,
herrscht Stille nun an diesem Ort.
© Amy Herzog
Heute…
Heute, wenn ich schwach bin,
dann spüre ich dich.
Ich dachte wirklich, du hättest
aufgegeben, einfach so,
doch das hast du nicht.
Heute spüre ich dein Lächeln,
heute auch deine Furcht,
doch auch dein Feuer, dein brodeln,
doch sehe ich dich nicht.
Heute wage ich zu schreiben,
heute lasse ich es zu,
konntest du auch nie verstehen,
doch erspüren konntest du…
© Amy Herzog
Lebewohl…
Wenn dieser Horizont dich ruft
und du gehst, dann sage Lebewohl.
Schwimme nicht schweigend fort,
halte meine Hand, finde meinen Blick,
ich halte deine und finde dich dort,
und ich finde unser kleines Glück.
Wenn dieser Horizont dich ruft
und du gehst, dann sage Lebewohl.
Dein Duft wird in den Wellen bleiben,
und ich werde nie darin erfrieren,
nur im Sonnenuntergang verweilen,
so niemals deine Hand verlieren.
Wenn dieser Horizont dich ruft
und du gehst, dann sage Lebewohl.
Warte nur solange dort ein Blick,
hier in unsren Zeiten ewig lang,
blicke ich dem Lande bald zurück,
wir singen Lebewohl im Wellenklang.
© Amy Herzog
Fort..
Wollte nie diesem Leben entkommen,
wie benommen, doch entrissen,
hörte ich mit deinem Wissen – bald
das Schärfen der Klingen
im dunklen Wald.
Wollte nie diesem Leben entkommen,
so zerronnen, in den Träumen,
zwischen den Bäumen – die Hasen
konnten auch nicht schneller
um ihr Leben rasen.
Wollte nie diesem Leben entkommen,
doch genommen, meine Seele,
wolltest du, dass ich lebe? – in bunt
gemaltes Bild in Flaschenpost
blieb mein Leben wund.
© Amy Herzog
Was verraten die Gefühle?
Was verraten die Gefühle,
wenn ein Lächeln Tränen weint,
nur ein Wirrwarr der Gedanken,
wo doch alles Nichts gemeint?
Was verraten die Gefühle,
wenn sie all‘ auf einmal sind,
nur die Spuren alter Seelen,
die verflogen mit dem Wind?
Was verraten die Gefühle,
wenn der Ausdruck dann verblasst,
waren die Gedanken wertlos,
oder einfach nur verhasst?
Was verraten die Gefühle,
wenn Gedanken darum dreh’n,
bleiben sie mir nur vergangen,
und ich muss im Regen steh’n?
© Amy Herzog
Nur der Traum..
Die Schmerzen lähmen die Sekunden,
mit jedem Herzschlag der vergeht,
und wo die Scherbe in den Wunden,
mit Tränen vor dem Ende steht.
Die Tränen lassen mich ertrinken,
wie könnt‘ ich dort noch sehen – klar,
so kann ich nur noch tiefer sinken,
gar rückwärts träumend, wie es war.
Wie kann die Zeit hier weiter gehen,
wenn doch die Dunkelheit zerfrisst,
kein Wind kann in die Zukunft wehen,
bleibt nur ein Traum der noch vermisst.
© Amy Herzog
Auf alten Fotos.
Auf den alten Fotos,
weißt du noch? Wir lachten.
Damals, als unser beider Herzen
noch übereinander wachten.
Auf den alten Fotos,
weißt du noch? Wir küssten.
Damals, als wir noch dachten,
dass wir alles wüssten.
Auf den alten Fotos,
weißt du noch? Wir weinten.
Damals, als wir Dinge sagten,
die wir anders meinten.
Auf den neuen Fotos,
siehst du, wir malen nicht,
wir lachen, küssen, weinen,
halten uns im alten Licht.
Auf den neuen Fotos,
sehe ich? Wie ich darauf lebe,
wie ich neue Träume webe.
Ja, die schönen neuen Fotos.
– wie ich schwebe.
© Amy Herzog
Ein Bild…
Dunkel war die Nacht, zu dunkel,
verlor ich langsam dein Gesicht,
ein Bild, vergilbt an allen Ecken,
verlor ich dich, mein helles Licht.
Kalt war die Nacht, so zitternd kalt,
zu laut die Stimmen schallten dort,
die Gassen nass, die Pfützen schwarz,
selbst noch am Tag die Sonne fort.
Allein die Nacht, in Einsamkeit,
als fraß ein Schatten jedes Licht,
ein Bild, vergilbt an allen Ecken,
doch lebt es hier, in dem Gedicht.
© Amy Herzog
Ohne „wenn“ und ohne „aber“
Ohne „wenn“ und ohne „aber“,
krümmen ängstlich Bäume sich,
stimmt die Zukunft stets mit ein,
doch siehst du, all das Grün, es strahlt –
so hell doch, bist im Walde nicht allein.
Ohne „wenn“ und ohne „aber“,
so lausche nur dem Augenblick,
singt das Schicksal laut sein Lied,
doch Köpfe hoch, den Zucker herbei –
und sei des Glückes eig’ner Schmied.
Ohne „wenn“ und ohne „aber“,
weine nicht um dein Erinnern,
findet dich der Abschied wieder,
und soll’s nicht bitter vor dem Tore –
so mach’s doch einfach süßer, lieber.
© Amy Herzog
Deine Kunst lebt ewig…
Nur deine Kunst überlebt ewig,
schaltet mein düst’res Denken ein,
umschmeichelt meine Seele,
und erhellt die Schatten der Welt.
Und du? Schicke du nur deine
Wortmalerei vom Himmel,
deine Kunst findet einen Weg.
Wie sie ihn immer zu mir fand.
Ich kann sie noch sehen, dich,
wie du malst, schreibst, lachst,
in der unendlichen Sternenkunst
heute und in jeder weit’ren Nacht.
Niemals wirst du mir verstorben sein…
© Amy Herzog
Verlorene Schlüssel…
Der Tag, er reicht mir keine Gnade,
als hätt‘ er gestern noch gelacht,
nur heute wohnt in meinem Herz,
die schwarze gar zerstechend Nacht.
Verbleibt mein Herz dennoch bewohnt,
den Schlüssel nur verlor ich dann,
und dacht‘ ich kurz, ich seh ein Licht,
doch Fenster ich nicht sehen kann.
So reißt der Tag sein Loch ins Herz,
und steh ich machtlos neben mir,
der Schlüssel, der den Schmerz befreit,
lag gestern lachend noch bei dir..
© Amy Herzog
Eine Erinnerung…
Eine Erinnerung an die Wärme,
welche mich im Tag umfängt,
in der liebenden Umarmung,
wo das Glück den Anfang kennt.
Eine Erinnerung an die Nähe,
die mich in den Abend küsst,
und die lebenden Gefühle,
alle Zweifel schwinden lässt.
Eine Erinnerung an den Morgen,
der mir eine Nacht geschenkt,
durch Gedanken weiter treiben,
wo die Abschiedsträne lenkt.
Eine Erinnerung an die Zukunft,
die in Sehnsucht bleibt getaucht,
wo meine Seele nur erinnert,
und das Herz weiß, was es braucht.
© Amy Herzog
Abschied…
Die tiefen Meere deiner Augen,
zogen mich tief in ihren Bann,
so träumte ich im warmen Kuss,
wo eine Zukunft fast begann.
Doch trieb mich dieses Meer davon,
ein Abschied an den kalten Strand,
zurück verbleibt das Tränenleid,
erinnert mich die Handvoll Sand.
Und blickend zu den Sternen auf,
dein Meer welches ich einst begehrt,
es spiegelt meine Wünsche nicht,
und sie verlieren ihren Wert.
© Amy Herzog
Der Traum gegen die wahre Welt…
Der Wunsch durch Morgenröte fließt,
als Stille auf meinem Papier,
er rauscht durch Blatt und Gras geschwind,
und spielt mit mir Klavier.
Die Phantasie des Nachts erweckt,
sich durch den Körper brennt,
in Leidenschaft und Lust getränkt,
was mich vom Tage trennt.
Der Traum, er führt mich durch den Tag,
fernab der Wirklichkeit,
Gedanken zieh’n an mir vorbei,
die Seele dabei laut schreit.
All das kann mein Herz ertragen,
es weint nur um Gedanken,
doch blickt das Aug‘ die wahre Welt,
beginnt das Herz zu wanken.
Bestückt mit der Erinnerung,
kann nichts in mir mehr denken,
der Traum, der Wunsch, die Phantasie,
all das kann nicht mehr lenken.
© Amy Herzog
Keine Briefe mehr…
Ich schreibe dir keine Briefe mehr,
du wirst sie eh niemals lesen,
ich lasse sie einfach im Herzen liegen,
sie sollen mit mir verwesen.
Nur die Erinnerung trage ich noch,
die Kleidung in kunterbunt,
auf ihr verweilen ein, zwei Tränen,
dahinter ist das Herz schon wund.
Selbst dein Duft fehlt überall,
nur nicht in meinen Gedanken,
die Briefe im Herzen erinnern mich,
dir täglich für’s Brechen zu danken.
© Amy Herzog
Der Wind weht noch…
An einem Tag im schneeweißen Winter,
reichten wir uns sanft unsere Hände,
die Seelen sprachen die Worte für uns,
und wir sahen für uns nie ein Ende.
Wir waren vielleicht ein klein wenig blind,
doch die Liebe hatte unsere Herzen,
die Worte, die flossen, erfüllten uns,
sie nahmen uns all unsere Schmerzen.
Und so vergingen die vielen Stunden,
in unserm wortlosen Seelengerede,
mag sein, dass wir gute Absichten hatten,
doch waren wir nur in der Schwebe.
Lüge und Wahrheit waren beisammen,
als seien wir nie existent gewesen,
die Hoffnung ließ uns blind erscheinen,
doch die Seelen konnten wir nicht mehr lesen.
Zum Abschied floss noch eine Träne,
und doch blickten wir niemals zurück,
sie würde mit uns im Winde vertrocknen,
und irgendwann zeigte sich neues Glück.
Was uns bleibt ist die Geschichte,
sie passierte mit der Realität,
zumindest in unserer Erinnerung,
ist’s ein wahrer Wind, der noch weht.
© Amy Herzog
Erinnerung an einen Dieb…
Wortlos schlich ein Dieb vorbei,
Verkleidet in geschwächten Worten,
Sah ich die Macht dahinter nicht,
Führte mich vorbei an dunklen Orten.
Die Sonne sank im dichten Nebel,
Plötzlich wurde es um mich kälter,
Der Dieb, er saugte das Leben aus,
Und ich fühlte mich nur noch älter.
Dann ließ er dieses Schauspiel sein,
Zeigte sein wahres dunkles Gesicht,
Mir verschlug es ganz die Sprache,
Kein Wort dafür, nichtmal ein Gedicht.
Er blickte noch kurz in meine Augen,
Sie tränten vor schmerzender Liebe,
Stahl mir bis zum letzten Tropfen,
Doch nur meine tiefsten Gefühle.
Nur meine Hülle ließ er hier liegen,
Die zu schmerzliche Melancholie,
Sie sollte ich als Last behalten,
Als Erinnerung an diesen Dieb.
© Amy Herzog
Augen aus eisblauem Meer…
In Deinem Herzen
sah ich eine Lücke klaffen,
und ich nahm es in die Hand,
zu unbedacht hat es stets Gefühlt,
stand mit dem Rücken zur Wand.
War es dann sich selbst überlassen,
allein in der verregneten Dunkelheit,
verteilte Worte in Deinem Herzen,
sie linderten Deine Schmerzen,
stärkten Deinen Geist,
tief wurde es berührt,
manchmal gar alle Sinne verführt.
Doch zählte ich die Stunden nicht mehr,
verlor mich selbst mitsamt meines Herzens
tief in Deinen Augen aus eisblauem Meer.
Mein Herz wurde schwach,
immer schwächer von Stunde zu Stunde,
irgendwann mich selbst
an Deiner Wärme gar verbrühte,
nur scheinen konnte ich noch Stark,
wo ich in meiner Brust die Schmerzen spürte.
War schier endlos in der Zeit gefangen,
umklammert von Sehnsucht,
von Träumen und der inneren Flucht.
Fand mich wieder in einem Gewühle,
meiner sprießend wachsenden Gefühle.
War mein Herz doch gleichzeitig leer,
ich fühlte mich nicht mehr, war gefangen,
in Deinen Augen aus eisblauem Meer.
© Amy Herzog
Wiedersehen?
Melancholische Blicke,
ziehen durch die Stadt,
wir schweben betäubt,
wie stilllebendes Blatt.
Ein plötzliches Lächeln,
wir spüren den Wind,
gehen aneinander vorbei,
denn wir sind zu blind.
Das Lächeln schwindet,
wir gehen einfach weiter,
vertrödeln unsere Zeit,
sehen wir uns wieder?
© Amy Herzog
Vertrocknete Farben…
Wir lernten uns kennen,
wo niemand sich je kennen kann,
begannen doch zu brennen,
bevor der Regen begann.
Malten unsere Bilder,
ohne noch die Farben zu sehen,
und doch wurden sie wilder,
zugleich ohne Leben.
Tauschten tiefe Worte,
vertrauten ohne zu Vertrauen,
erkannten keine Orte,
und konnten dort nichts bauen.
Wir lebten im Schwarz,
im alles verschlingenden Nicht,
malten uns die Farben aus,
die sein könnten im Licht.
Doch während wir malten,
brannten wir heißer,
sahen weder Baum noch Garten,
und das Nichts wurde weißer.
Die Zukunft kam an,
und mit ihr die Erkenntnis,
dass Seelen am Friedhof,
nur warten aufs Begräbnis.
Das heiße Feuer erlosch,
und mit ihm auch wir,
nur die Farbe noch grinste,
verstohlen, trocken im Hier.
© Amy Herzog
Gedanken an den Winter…
denke an den Winter
kalt und hinter der Stadt
höre ich deine Stimme
noch immer ist es glatt
ich wache nicht auf
liege hinter der Mauer
kauer dort im Schnee
deine Stimme tut weh
wie mit einem Splitter
zitter ich in der Nacht
du bist noch so laut
doch niemand wacht
nur noch der Klang
kann mich wärmen
denn mitten im Winter
bist du einfach gegangen
© Amy Herzog
Schmerzpflanze…
Sehe dich in meinem Herzen,
Dinge, die mir so sehr Schmerzen,
In Hoffnung auf den Atemzug,
Der dich in mein Leben trug.
Atme täglich keine Luft,
Nur die Hoffnung aus der Kluft,
Bin gefangen in Gefühlen,
Die in meinem Leben wühlen.
Falle täglich etwas tiefer,
Höre nur noch deine Lieder,
Seh nur noch ein gemaltes Bild,
Wo kein Mensch je Leben wird.
Atme täglich nur die Hoffnung,
Schwelg‘ in der Erinnerung,
In diesem Leben ist kein Platz,
Pflanzt im nächsten diesen Schatz.
Wartend kann ich nur noch atmen,
Auf helle Hoffnung einfach warten,
Lächeln, hoffen, trotz der Schmerzen,
Die du täglich pflanzt im Herzen.
© Amy Herzog
